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Campingplatz in Syke Selbstversuch für eine Nacht: Zwischen Minimalismus und Dauercampern

Camping als Urlaubsalternative: Zum Selbstversuch hat Volontärin Ribal Omari auf dem Campingplatz Zum Heussen in Syke übernachtet. Ohne Internet, aber mit viel Natur und Selbstbeschäftigung. Lohnt es sich?
16.07.2025, 16:48 Uhr
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Selbstversuch für eine Nacht: Zwischen Minimalismus und Dauercampern
Von Ribal Omari

Da stehe ich also – freitagabends, frisch von einer Traktorrundfahrt, auf dem Campingplatz. Und ich habe meinen Hammer vergessen. Den Hammer, den ich brauche, damit mein Zelt nicht wegfliegt. Glücklicherweise sind die Leute hier hilfsbereit, und ich kann mir ein Werkzeug leihen, mit dem ich die Heringe gut in die Erde haue.

So lande ich also auf dem Campingplatz Zum Heussen in Syke – alleine, ziemlich verpeilt. Eigentlich bin ich keine Camperin. Meine Ausrüstung ist geliehen, ziemlich minimal, verglichen mit den Proficampern um mich herum. Meine Mitcamper sind da mit Wohnwagen, Gartenmöbeln, Grill und Vorzelten. Sie haben eigene Duschen und Toiletten. Währenddessen habe ich eine Sporttasche, ein kleines Kissen und eine alte Luftmatratze. Aber jetzt bin ich hier und muss mich erst mal anmelden.

Die Anmeldung geht schnell – Personalausweis zeigen, bezahlen, fertig. Ich bleibe nur eine Nacht und darf mein Auto direkt am Zelt stehen lassen. Mein Zelt ist ein Pop-up-Modell und schnell aufgebaut. Danach steht mir alles offen. Erster Halt? Die Sanitäranlagen. Nach einer erfrischenden, kostenlosen Dusche schaue ich mich ein wenig um. Der Platz ist groß, voll mit Wohnwagen – überwiegend Dauercamper. Viele kommen seit Jahren her. Man kennt sich, plaudert, grüßt sich, wie in einer kleinen Nachbarschaft.

Ein Urlaub zum Selbstbeschäftigen

Große Attraktionen gibt es kaum. Internetempfang? Fast nicht existent. Ein Spielplatz ist da, im Sommer kann man im Teich baden, das war es auch schon. Die meiste Zeit beschäftigt man sich selbst. Eine Camperin, die mit Mann und Kindern aus Nordrhein-Westfalen kommt, erzählt mir, dass sie genau das sucht: "Mehr Natur – und die Kinder lernen, sich auch mal selbst zu beschäftigen." Auch das Kochen fällt unter Selbstbeschäftigung. Für meine eine Nacht habe ich eine Gaskochstelle, einen Topf – und Yumyum. Instantnudeln, die Raviolidose für Millennials und Gen Z. Mit einer einzigen Gasflamme ist ohnehin nicht viel möglich. Und ohne Tisch fällt das Schnippeln ebenfalls aus.

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Wenn das Abendessen kommt, kommt auch die Nacht. Statt Sirenen, Autos oder lauten Stimmen höre ich Frösche, Insekten, Kröten – die nachtaktive Natur eben. Manchmal wird es überaus laut, je nachdem, wo man steht. Aber es ist aushaltbar, und der Sternenhimmel entschädigt. Ein Anblick, den man in der Stadt kaum noch sieht. Mückenschutz ist allerdings Pflicht. Am Morgen ist es ruhiger, weniger Mücken, stillere Natur. Doch beim Abbau zeigt sich das wahre Gesicht des Pop-up-Zeltes. Alleine sollte es eigentlich klappen, aber es braucht Übung. Am Ende helfen mir drei andere Camper, das Ding wieder einzupacken. Dann heißt es: Sachen ins Auto und zurück in die Heimat.

Alleinsein birgt ungeahnte Qualitäten

Im Nachhinein: Für eine Nacht würde ich wohl nicht noch einmal campen. Aber generell? Sicher. Es hat etwas Befreiendes, draußen zu sein. Und das Alleinsein bringt seine ganz eigene Qualität mit sich. Kein Empfang, keine ständige Erreichbarkeit – man ist gezwungen, mit sich selbst klarzukommen. Klar, manchmal ist das langweilig, vielleicht auch frustrierend, wenn eine Nachricht nicht herausgeht. Aber ich habe endlich ein Buch zu Ende gelesen. In einer Welt, in der wir uns kaum erlauben, wirklich zu entschleunigen, kann das eine gute Abwechslung sein.

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