Bruchhausen-Vilsen. Vor mehr als zehn Jahren feierte das Musical "Hinterm Horizont" von Udo Lindenberg seine Uraufführungen. Mittlerweile hat sich aus dem Musical ein sozialpädagogisches Projekt entwickelt mit dem Titel "Hinterm Horizont macht Schule", das von der Udo-Lindenberg-Stiftung getragen wird. Nachdem das Projekt bereits in einigen deutschen Schulen realisiert wurde, kommt es nun im kommenden Schuljahr nach Bruchhausen-Vilsen – mit prominenter Unterstützung.
Ziel des Projektes ist es, den teilnehmenden Schülern nicht nur Demokratieverständnis, Politik und Geschichte zu vermitteln. Es soll die Schüler auch wieder in die Schulen zurückholen und eine Perspektive bieten. Angestoßen hat es der Pädagoge Thomas Müller, der an der Vilser Oberschule unterrichtet und das Vorhaben am Donnerstagabend dem Schulausschuss vorstellte. "Das Projekt richtet sich eigentlich an Brennpunktschulen", berichtet er, "an Schüler, die sich und die Schule längst aufgegeben haben." Zwar ist die OBS keine Brennpunktschule, "wir haben aber auch unsere Herausforderungen zu bewältigen", sagt er. Besonders während der Corona-Zeit hätten viele Schüler sich dem Unterricht entzogen, die Lehrkräfte hätten monatelang keinen Kontakt zu ihren Schützlingen gehabt. "Kinder, die mit der Schule innerlich schon abgeschlossen haben, werden dadurch erreicht. Und jeder, der mitmachen möchte, ist dabei." Eigentlich habe er gar nicht damit gerechnet, von der Udo-Lindenberg-Stiftung ausgewählt zu werden. "Doch es geht los im Schuljahr 2023/2024."
Rund ein Schuljahr dauert "Hinterm Horizont macht Schule". In dieser Zeit werden die Schüler von Oberschule und Gymnasium das gleichnamige Musical selbst erarbeiten. Von den Proben auf der Bühne, über Kostüme, Requisiten, Bühnenbau und PR. Alles liegt in Schülerhand. "Dabei werden die Schüler von drei Coaches in monatlichen Workshop-Blocks begleitet", erläutert Müller. Diese sind Arno Köster von der Udo-Lindenberg-Stiftung, die künstlerische Leiterin Elisabeth Engstler von Stage Entertainment und Noah Fischer, Saxofonist bei Lindenbergs Panikorchester und musikalischer Leiter.
Neben der Erarbeitung des Musicals sollen sich die – hauptsächlich Mittelstufenschüler – auch mit der jüngsten deutsch-deutschen Geschichte auseinandersetzen. "Sie werden über die DDR und die Zeit der Teilung Deutschlands recherchieren. Wie war das Leben, die Kleidung, das Wohnen?" Geplant sind außerdem ein Besuch im brandenburgischen Finsterwalde, wo das derzeit laufende Projekt aktuell seinen Abschluss findet, sowie ein Besuch in Berlin oder Leipzig. Finanziert wird das Projekt zur Hälfte von der Udo-Lindenberg-Stiftung. Für die Differenz konnte Thomas Müller bereits hiesige Sponsoren ins Boot holen.
Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich von dem bald beginnenden Vorhaben angetan und dankten dem Pädagogen und seinen Kollegen für dieses Engagement. Jens Grimpe (SPD) bezeichnete das Projekt als "große Chance für Bruchhausen-Vilsen" und Hermann Schröder (UWG) fragte nach, ob die Mitglieder des Schulausschusses sich nicht auch beteiligen könnten. "Falls ihr Unterstützung braucht, dann wendet euch gerne an uns", sagte der Ausschussvorsitzende Michael Albers (SPD).