Bruchhausen-Vilsen. Es sind die "dollsten Sachen", die Viola Armbruster erlebt hat. Bereits zum zweiten Mal war sie nun als Zensuserheberin in Bruchhausen-Vilsen und Hoya unterwegs und dabei hat sie viel Interessantes, Skurriles aber auch Bedenkenswertes erfahren.
"Ich gehe gerne auf die Menschen zu und spreche mit ihnen", sagt Armbruster über sich selbst. Zudem sei sie immer auf der Suche nach spannenden und neuen Aufgaben. Genau deshalb habe sie sich 2011 das erste Mal als Erheberin für den Zensus beworben. Damals stand sie noch im Berufsleben, war in einem Steuerbüro angestellt und hat während ihrer Freizeit die Menschen unter den ihr vorliegenden Adressen besucht und befragt. "Das war eine tolle Erfahrung und hat mir Spaß gemacht", sagt sie im Nachhinein darüber. "Und zwar so sehr, dass ich mich dieses Jahr wieder beworben habe. Aber diesmal in den Kreisen Diepholz und Nienburg."
Hoya und Bruchhausen-Vilsen waren ihre Befragungsgebiete in den vergangenen Wochen. Von sogenannten sozialen Brennpunkten bis hin zu wohlhabenderen Gegenden war alles dabei. Die Listen mit den stichprobenartig ausgewählten Adressen hat Viola Armbruster von den Kommunalen Erhebungstellen erhalten. "Und dann musste ich erstmal Klinken putzen", erzählt sie. Adresse für Adresse musste sie abfahren, nachschauen, ob dort wirklich jemand wohnt und dann die Terminkarten mit Datum, Uhrzeit und Kontaktdaten in den Briefkasten werfen. "Die Termine habe ich selbst festgelegt", sagt Armbruster weiter. So war es ihr möglich, ihre Routen entsprechend zu planen.
"Die Menschen waren im Große und Ganzen dieses Mal sehr freundlich, wenn ich dann zum Termin erschienen bin." Das sei vor elf Jahren beispielsweise nicht immer der Fall gewesen. "Da bin ich etwa an einen Mann geraten, der mir Schläge angedroht hat." Glücklicherweise kam es zu keiner Eskalation in dieser Situation, aber jeder Besuch ist für die Zensuserheberin eine Überraschung. Schließlich betritt Armbruster bei jedem Termin das intimste Umfeld, das zeigt, wie der Mensch oder die Familie lebt. "Manchmal ist da echt Fingerspitzengefühl notwendig, den ein oder anderen Menschen muss man an die Hand nehmen. Und das versuche ich, wenn ich da bin. Das macht mir die Arbeit leichter." Von arm bis reich hat Viola Armbruster alles gesehen und sagt deutlich: "Die, die am wenigsten haben, sind die nettesten. Da wurde auch mal ein Wasser oder ein Kaffee angeboten."
Besonders aufgefallen ist ihr beim diesjährigen Zensus, dass sie vermehrt osteuropäische Familien zu befragen hatte – besonders viele kamen aus der Ukraine. "Da war die Sprachbarriere auch manchmal echt ein Problem", sagt Armbruster. "Da musste ich dann mit Händen und Füßen kommunizieren. Mit dem Handy und einer Übersetzungsapp ging es aber dann auch." Der Landkreis Diepholz habe sich immerhin auf die Situation mit den Ukrainern eingestellt, und seinen Erhebern ein Informationsblatt auf Russisch zur Verfügung gestellt. "Manchmal war es aber auch echt schwierig zu erklären, warum ich hier bin. Die kennen sowas nicht aus ihrer Heimat. Der Zensus ist einfach typisch deutsch und bürokratisch."
Just fällt ihr eine weitere Begebenheit ein, die sie im Zusammenhang mit ihrer Befragung für den Zensus erlebt hat. Da war sie mit ihrer Tochter zusammen in Bruchhausen-Vilsen unterwegs, die damals ebenfalls für die Volkszählung im Einsatz war. "Die Bewohner der Adresse, bei der wir waren, waren zu dem Zeitpunkt nicht da. Dafür gab es einen Nachbarn, der uns sehr genau beobachtet hat. Vermutlich hatte er Sorge, dass wir das Grundstück auskundschaften", erinnert sich Armbruster. Wie sich im Nachhinein herausstellte, rief besagter Nachbar die Eigentümer des Grundstücks an, die im Urlaub waren. "Und die wiederum riefen mich an – meine Nummer stand ja auf dem Terminkärtchen im Briefkasten." Doch auch da konnte sich die Situation schnell aufklären. "Ich sage ja, man erlebt dabei Anekdoten, von denen man Jahre zehren kann."