. Merlin, Blitz und Mars sind die drei tierischen Bewohner auf dem Rittergut des Kinderheims Kleine Strolche. Die drei Ponys bilden zusammen mit Beke Hollenbach das Reittherapie-Team.
"Wir haben sehr viele Kinder, die schwer traumatisiert sind, die über die Verhaltens- und Traumatherapie hinaus auch noch andere Dinge und andere Therapien brauchen. Natur- und tiergestützte Therapie ist einer unserer Schwerpunkte. Und deswegen haben wir schon seit Jahren auch die Pferde hier stehen", erklärt Hollenbach. Die Therapie richtet sich sehr nach den Bedürfnissen der Kinder und dem, was sie gerade erlebt haben. Hollenbach besucht zuerst die Kinder, damit sie ihn beim gemeinsamen Spielen kennenlernen können. Bei einem Gespräch mit den pädagogischen Fachkräften wird dann der Bedarf geklärt, weil viele Kinder mit einer bestimmten Vorgeschichte kommen.
Therapie richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder
"Die Kinder lernen die Ponys erstmal kennen, und dann gucken wir, wie wohl sie sich mit ihnen fühlen. Manche Kinder haben am Anfang auch ein bisschen Angst vor den Ponys. Deshalb gestaltet man das zuerst so, dass für die Kinder keine Unruhe oder keine Angst erzeugt wird", berichtet die Therapeutin.
Nach dem ersten Kennenlernen wird entschieden, ob die Lütten mehr im grob- oder feinmotorischen Bereich gefördert werden müssen. Manche haben auch mit dem Essen oder der Nähe Probleme. Je nachdem baut sich dann die Therapie auf. Während der Behandlung reiten die Kinder, aber manchmal führen sie die Pferde auch nur. Manche Lütte haben auch einfach nur das Bedürfnis, die Pferde zu streicheln oder zu putzen und so Nähe aufzubauen. Die Kinder sollen bei der Therapie spielerisch die verschiedenen Sachen erlernen.
Im Schritt der Kinder
Für die Reittherapeutin ist es wichtig, im Schritt der Kinder zu gehen und dabei deren Bedürfnisse im Blick zu haben. "Mir ist natürlich wichtig, dass die Kinder daran Freude haben und für sich etwas Positives herausziehen, dass sie nach der Stunde das Gefühl haben, selbstermächtigt zu sein und selber etwas umsetzen zu können", betont Hollenbach.
Oft kommen die Kinder mit Mutismus oder selektivem Mutismus, sie können dann nicht richtig oder nur mit bestimmten Leuten sprechen. Dazu gibt es bei den Kleinen Strolchen Kinder mit Essstörungen und solche, die auch verhaltensauffällig sind, vielleicht schon in Richtung Autismus gehen. Manche sind auch in der Motorik, sowohl fein als auch grob, stark zurückentwickelt. Andere haben aufgrund von Gewalt einfach Angst vor Nähe oder Berührung oder generell vor Kontakt. Genauso werden im alten Rittergut Kinder betreut, die kognitiv sehr stark eingeschränkt sind. "Also, der Großteil unserer Kinder kommt tatsächlich aus den allerschwierigsten Verhältnissen: Gewalt in der Familie, psychische oder emotionale Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Missbrauch. Das sind halt wirklich die ganz schlimmen Fälle, die häufig zu uns kommen, weil wir das Therapiezentrum haben", fügt Hollenbach hinzu.
Heilpädagogin auch für Mütter
In Asendorf und Bücken (Landkreis Nienburg) bieten die Kleinen Strolche nicht nur für Kinder Therapie an, bei Bedarf können auch Mütter das Angebot einer Heilpädagogin wahrnehmen. Dort soll es um die Bewältigung der jeweiligen Krise durch Lernen und Aktion gehen. Ebenso dreht es sich bei den Müttern um die Fertigkeiten, die sie erlernen sollten oder möchten. Das kann der Schulabschluss sein, das Kochenlernen oder das Erkennen der Bedürfnisse der Kinder. Neben den Inobhutnahmen-Einrichtungen gibt es noch eine Mutter-Kind-Einrichtung.
Der Fokus liegt auf Einzelstunden. "Für die Kinder ist es auch total schön, dass sie eine 1:1-Begleitung hier haben, dass es wirklich nur um sie geht, dass sie selber gucken können, was sie machen können, dass auch ein Erwachsener ganz präsent ist. Sie haben nicht oft erfahren, dass der Erwachsene wirklich da ist und auf ihre Bedürfnisse eingeht", berichtet Hollenbach.
Die drei Ponys sind allesamt Therapiepferde. Dabei sei es wichtig, dass sie sehr ruhig, artig und lieb sind. Gleichzeitig müssen sie neugierig sein und auch gerne mit Kindern in Kontakt treten.