"Willkommen im Paradies", sagt Carsten Cordes freundlich. Das stimmt. Beim Betreten des Gartens in Menninghausen könnte es wirklich sein, dass man gerade eine andere Welt betreten hat. So verwunschen sieht das Areal aus. Die Sitzgelegenheiten und Spielzeuge erinnern einen allerdings daran, dass es nicht das Paradies ist, sondern Cordes' riesiger Garten mit unzähligen Pflanzen. Auch einige Bäume des Jahres finden sich darunter, die er mit Hilfe in den vergangenen Jahrzehnten gepflanzt hat.
Cordes sitzt unter anderem mit seiner Schwiegertochter Anne an einem Holztisch, schön im Schatten eines meterhohen Baumes. "Es ist schon unser Hobby geworden", sagt Cordes und schaut sich um. Er zeigt auf eine Buche und erzählt, dass sein Onkel diese vor 60 Jahren zum 80. Geburtstag von der Gemeinde bekommen hat. Oder von einer Eiche, die er selbst mit dem Radlader aus Neubruchhausen holte, nachdem er den Erbvertrag vom Hof unterzeichnet hatte. "Zu allen Pflanzen hat man irgendwie eine Beziehung, eine Geschichte", sagt Cordes. Und das sind viele Geschichten, immerhin wohnt Cordes mit seiner Familie schon seit einigen Jahrzehnten auf dem Hof in Menninghausen.
Mindestens einmal im Jahr pflanzen er und seine Schwiegertochter seltene oder besondere Baum- oder Pflanzenarten. So ist das, was Cordes' Onkel damals zum Geburtstag bekommen hat, nicht nur eine einfache Buche. Nein: eine Blutbuche. In diesem Jahr haben die beiden mal Pflanzen aus südlicheren Gefilden genommen. Ansonsten finden sich auf dem Areal, das mitsamt Hof rund einen Hektar umfasst, auch Taschentuchbäume, Dattelpflaume, Indianerbananen und Maulbeeren. Der Verfasser könnte noch lange so weitermachen und der Artikel wäre voll. "Der Hof ist schon gut gewachsen", gibt Cordes zu. So stehen viele Bäume schon länger als 100 Jahre, andere dagegen sind noch im Topf und warten darauf, endlich in die Erde zu kommen.
Seine Schwiegertochter Anne ist von den beiden die Expertin. "Ich habe Staudengärtnerin gelernt und habe später in einer Baumschule gearbeitet", erzählt sie. Manchmal rutscht ihr da schnell der lateinische Name einer Pflanze raus. Gemeinsam kümmern sie sich um die Gewächse auf dem Hof, was nicht heißen soll, dass alles akkurat beschnitten werden soll. Nur der Rasen soll ordentlich sein. "Wir machen das so, wie wir Zeit haben. Es darf hier auch alles wachsen", sagt Cordes. Allerdings muss auch die Schere angelegt werden, wenn es sein muss. Da sind sich Anne und Schwiegervater Carsten nicht immer einig. Während "du die Schere in der Tasche hast", sagt Cordes an Anne gewandt, fällt ihm ein radikaler Schnitt manchmal nicht so leicht. "Ich bin zu zaghaft", gibt er zu. Zumal er weiß, dass der Schnitt notwendig ist, um auch Pflanzen zu retten.
Denn die Familie hat schon einige Bäume fällen und Pflanzen ersetzen müssen – sei es wegen Krankheit oder Sturm. "Manche sind hier schon krank, da müssen wir noch gucken", sagt Cordes ein wenig zerknirscht. Dabei liegt es nicht mal an der Trockenheit der vergangenen Jahre. Sicher, das waren Ausnahmesituationen, aber noch macht sich das in Menninghausen bei Familie Cordes nicht bemerkbar. Aber, und das haben schon seine Vorfahren gesagt, die auf diesem Hof gelebt haben: "Wer etwas absägt, muss was anpflanzen." Das Motto hat Carsten Cordes mit seiner Familie beherzigt. Mussten die Vorfahren schnell Bäume für Bauarbeiten haben, ist die Pflanzensammlung jetzt wirklich nur Hobby.
In diesem Jahr hat das Duo drei Pflanzen in die Erde gebracht, darunter zwei Apfelbäume. Die gehören zwar nicht zu den Bäumen des Jahres, davon stehen aber doch mehr als zehn im heimischen Garten. Carsten Cordes und seine Schwiegertochter sind noch lange nicht am Ende. Was sie als nächstes pflanzen wollen, das wissen sie indes noch nicht. Vielleicht kommt ja unverhofft ein Geschenk oder ein Zufallsfund beim Einkaufen in den Garten. Im Paradies ist jedenfalls noch Platz.