Martfeld. Mild sind die Temperaturen im Folientunnel. Salate, Kräuter, Himbeeren und Kohlrabi wachsen unter anderem dort, obwohl draußen das typische Aprilwetter tobt und das Thermometer gerade mal drei Grad anzeigt. Besonders den Kartoffelpflanzen scheint es im Warmen und unter der Pflege von Henning Holste besonders gutzugehen. Das oberirdische Blattwerk leuchtet kräftig grün und die Knollen unter der Erde sehen auch schon ganz passabel aus. Einer Ernte pünktlich zum Osterfest steht also kaum noch etwas im Wege. Sie sollen dann im Hofladen verkauft werden.
Neue Kartoffeln zu Ostern? Klingt zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz, doch der Martfelder Landwirt bestätigt: "Ja, das sind unsere ersten Frühkartoffeln. Im Januar haben wir sie gepflanzt." Für Holste war es in diesem Jahr eine Art Experiment, mit den Kartoffeln so früh zu starten, denn normalerweise gehen die ersten Knollen erst gegen Mitte oder Ende Februar in die Erde. "Wir wollten mal testen, ob das auch so früh klappt", berichtet Holste. Außerdem fragten die Kunden immer häufiger nach neuen Kartoffeln, sobald schon der erste Spargel geerntet wurde. So wie in diesem Jahr. "Durch die Sonne im März konnten wir jetzt schon Spargel ernten. Und die Kunden wollen dazu einfach neue Kartoffeln."
Die Vorbereitungen für die Osterkartoffeln fingen für Hennig Holste schon im Dezember an, als er die Pflanzkartoffeln der Sorte Annabelle hat vorkeimen lassen. "Das bringt einen Vorsprung von drei bis vier Wochen", erzählt er. Anschließend ging es für die Erdäpfel in die Töpfe. Genauer gesagt in ein Substrat, das aus Torf, Kokosfasern und Perliten besteht. Letzteres sind die kleinen weißen Kügelchen, die man häufiger in handelsüblicher Pflanzerde findet. Sie dienen dazu, dass die Erde mehr Wasser halten kann. Das Substrat stammt von den Erdbeeren, die der Landwirt anbaut: "Es wird gesiebt, aufbereitet und dann wiederverwertet." So wachsen sie zu gesunden Pflanzen mit einer reichen Ernte heran. Im Anschluss wird Holste das ausgediente Substrat auf seine Felder ausbringen. "Zur Bodenverbesserung", wie er sagt, "Wir betreiben hier quasi auch Recycling und die Regenwürmer haben dann auch was zu kauen."
Für Henning Holste hat es gleich mehrere Vorteile, die Kartoffeln so früh anzubauen. Zum einen kann er so den Wünschen seiner Kunden gerecht werden. Zum anderen hat er weniger Leerlauf im Gewächstunnel, bis es endlich Zeit für die Anzucht der Tomaten oder Gurken ist. Bislang ist er mit dem Verlauf seines "Experimentes" sehr zufrieden. Testweise gräbt er einige Kartoffeln aus, um sich von ihrer Qualität zu überzeugen. Ein prüfender Blick, ehe sein Urteil fällt: Die kleinen festkochenden Annabelle sehen schon sehr gut aus und können bald geerntet werden. Zwischen 800 Kilogramm und einer Tonne Ernte erwartet der Martfelder. Aufs Gramm genau lasse sich der Ertrag aber natürlich nicht vorhersagen.
Das bislang wechselhafte Aprilwetter hat weder den Kartoffeln noch ihren Gewächshaus-Nachbarn, den Erdbeeren, etwas anhaben können. Unter dem Folientunnel stehen die Pflanzen immerhin gut geschützt und die derzeitige Sonnenstrahlung reicht aus, um die Lufttemperatur im Inneren zu erwärmen. Zwischen 16 und 24 Grad fühlen sich die Kartoffeln besonders wohl, weiß Holste. Ähnlich sieht es auch im Folien-Gewächshaus nebenan aus. Dort reihen sich schon die Erdbeerpflanzen aneinander, die ersten von ihnen tragen bereits zarte, weiße Blüten. Doch bis sie reif sind, werde es laut Henning Holste noch einige Zeit dauern. Er erwarte die Ernte ab Anfang Mai. "Jetzt sind erstmal die Kartoffeln dran", sagt er und ist sich jetzt schon sicher: Im kommenden Jahr wird er mit dem Kartoffelanbau wieder so früh beginnen.