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Tanzgruppe Vergissmeinnicht Eine Leidenschaft, die verbindet

Sie tanzen gemeinsam, sie unternehmen Ausflüge und haben Spaß: Die Tanzgruppe Vergissmeinnicht des Stuhrer Behindertenbeirates besteht seit 30 Jahren. Am Wochenende tritt sie beim Stuhrer Weihnachtsmarkt auf.
11.12.2018, 17:20 Uhr
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Eine Leidenschaft, die verbindet
Von Eike Wienbarg

Stuhr. Es ist eine ganz besondere Gruppe, die sich jeden Mittwoch von 19.30 bis 20.30 Uhr in der Begegnungsstätte Unser Haus in Heiligenrode trifft. Es sind Menschen, die eine Leidenschaft eint: das Tanzen. Aber auch Menschen, die es durch ihre Beeinträchtigungen nicht immer leicht haben. Die Rede ist von der Tanzgruppe Vergissmeinnicht des Stuhrer Behindertenbeirates. In diesem Jahr existiert die Gruppe, die von Antonia Warfelmann trainiert wird, 30 Jahre. Am kommenden Sonnabend, 15. Dezember, steht für die Tänzer mit geistiger Behinderung ihr traditioneller Auftritt auf dem Stuhrer Weihnachtsmarkt an.

Angefangen hat dabei alles im Oktober 1988. Damals wurde aus der Initiative des Stuhrer Behindertenbeirates, der sich zu seiner Anfangszeit als Selbsthilfegruppe für Eltern mit beeinträchtigten Kindern verstand, eine Tanzgruppe für Folklore gegründet, berichtet Feodor Wiese, der heutige Vorsitzende des Beirates. Die Leitung der Gruppe übernahm Susanne Hoyme. „Zuerst haben die Mütter und Väter noch mitgetanzt“, erinnert sich Wiese zurück. Später begleitete dann Christa Schöningh die Gruppe.

Die ausgebildete Tanzpädagogin unterrichtete zu der Zeit Volkstanz beim FTSV Jahn Brinkum. Von dort kannte sie die damals Elfjährige Antonia Warfelmann, die sie sogleich mit vollem Eifer unterstützte. „Christa hat damals die Entscheidung getroffen, die Tanzgruppe ohne die Eltern stattfinden zu lassen“, berichtet Warfelmann über ihre Anfänge. „Da waren natürlich viele Eltern traurig“, weiß sie zu erzählen. Nach und nach habe sich die Tanzgruppe aber zu mehr als einer reinen Hobbygruppe entwickelt, sagt Warfelmann, die mittlerweile seit 25 Jahren mit von der Partie ist und im Alter von 18 Jahren die Gruppe im Jahr 2001 übernahm.

Unter Schöninghs und Warfelmanns Leitung bekam die Tanzgruppe ihren Namen. Auch um die traditionelle Tracht, die die Tänzer bei ihren Auftritten tragen, kümmerte sich Christa Schöningh, erzählt Warfelmann. Jeden Mittwochabend wurden dann zusammen Tänze eingeübt. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist die Begegnungsstätte Unser Haus, die an die Behindertenwohnheimat Heiligenrode angebunden ist, Treffpunkt der Gruppe.

„Nicht alle Teilnehmer wohnen in der Wohnheimat“, betont Antonia Warfelmann. Einige der rund 25 Tänzer wohnen alleine oder bei ihren Eltern. Wiederum andere kommen aus dem Wohnheim Hansastraße in Delmenhorst. So zog vor Kurzem eine Tänzerin dort hin und warb gleich neue Interessierte an, erzählt Warfelmann freudig.

Zu welchen Liedern getanzt wird, entscheiden die Teilnehmer im Alter von 30 bis 60 Jahren zusammen. „Ich spiele immer wieder neue Lieder vor“, berichtet Warfelmann. Dann wird entschieden, ob der Gruppe der neue Tanz gefällt. „Manchmal müssen wir auch einen Tanz verwerfen“, so die Gruppenleiterin. Im Zentrum stehen nationale und internationale Volkstänze wie der „Sternenpolka“ oder auch „Can Can“. Es gebe nur kleine Einschränkungen: „Hüpfen kann nicht jeder“, sagt Warfelmann über ihre Schützlinge. Trotzdem habe sie kein Problem, neue Tänze zu finden.

„Es macht allen ganz viel Spaß“, sagt Warfelmann. Und auch Wiese, dessen einer Sohn in der Gruppe aktiv ist, bestätigt: „Es läuft wunderbar.“ Für Warfelmann steht vor allem der Umgang innerhalb der Gruppe im Vordergrund. „Sie nehmen kein Blatt vor den Mund“, sagt sie mit einem kleinen Schmunzeln über die Teilnehmer. Gerade diese Direktheit, die Herzlichkeit und die Ehrlichkeit gefielen ihr am meisten. „Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich bei ihnen ankomme“, sagt die Leiterin. „Sie sind die ehrlichsten Menschen der Welt“, weiß auch Wiese zu berichten.

Vier- bis sechsmal im Jahr tritt die Gruppe auf. Entweder öffentlich oder auf Geburtstagen oder anderen Familienfeiern. „Es soll nicht zum Stress werden“, betont Warfelmann aber. Traditionell gehört der Auftritt beim Stuhrer Weihnachtsmarkt dazu. An einen ganz besonderern Auftritt denkt Warfelmann immer gerne zurück: Im Jahr 2006 reiste die Gruppe in Stuhrs lettische Partnergemeinde Sigulda. „Dort haben wir auch einfach im Park getanzt“, erinnert sie sich. „Es war ein Erlebnis für alle“, ergänzt Wiese. Ein Foto der Gruppe hänge immer noch beim Bürgermeister Siguldas, sagt Warfelmann, die noch mit dem gleichen Eifer dabei ist, wie vor 25 Jahren. „Ich freue mich auf die nächsten 30 Jahre“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Info

Zur Sache

Programm des Stuhrer Weihnachtsmarkts

Sonnabend, 15. Dezember:

14 Uhr: Eröffnung mit Bürgermeister Niels Thomsen und den Musikfreunden der Gemeinschaft Stuhr auf dem Markt.

14.30 Uhr: Musik von den Bremer Handörglern im Ratsaal.

15.30 Uhr: Tanzgruppe Vergissmeinnicht des Behindertenbeirates Stuhr im Saal.

15.50 Uhr: Musikschule Reckeweg im Saal.

16.30 Uhr: Varreler Tanzmäuse, Hip-Hop-Kids und Varreler Zumbakids.

17 Uhr: Musikschule Reckeweg.

17 Uhr: Besuch des Weihnachtsmannes vor dem Rathaus.

19 Uhr: Ende.

Sonntag, 16. Dezember:

11 Uhr: Weihnachtsclownshow „Oh, Larry“ in der Sporthalle.

13 Uhr: Pianist Shane Fee im Wechsel mit dem Kaffeehausensemble Tritonus.

17 Uhr: Besuch des Weihnachtsmannes.

18 Uhr: Ende.

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