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125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Brinkums Brandbekämpfer

Die Freiwillige Feuerwehr Brinkum begeht in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Alle Feierlichkeiten mussten aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.
06.10.2020, 16:25 Uhr
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Brinkums Brandbekämpfer
Von Eike Wienbarg

Stuhr-Brinkum. Sie löschen Brände, retten Leben bei Unfällen, eilen Menschen zur Hilfe, begeben sich für andere in Gefahr – und das alles freiwillig. Die Rede ist von den Frauen und Männern der Freiwilligen Feuerwehren. Im Stuhrer Ortsteil Brinkum wurde die Freiwillige Feuerwehr vor mittlerweile 125 Jahren gegründet. Eigentlich sollte dieses Jubiläum groß gefeiert werden, zahlreiche Veranstaltungen waren geplant. Doch die Corona-Pandemie machte auch diese Vorhaben zunichte. Nichtsdestotrotz blicken die Brinkumer Brandbekämpfer auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.

Die beginnt dabei schon etwas vor dem Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr. Laut Chronik beschafften die Brinkumer Bürger bereits im Jahr 1791 eine Feuerspritze. „Die Bürger haben sich zusammengetan, um gemeinsam gegen Feuer zu kämpfen“, erzählt der heutige Brinkumer Ortsbrandmeister Thomas Erdt über die Anfänge der Feuerwehr im Ort. 1795 wurde dann ein Spritzenhaus im örtlichen Pfarrgarten gebaut. Im Jahre 1895 kam es dann zu einer einschneidenden Entscheidung: Aus der Pflichtfeuerwehr wurde in Brinkum eine freiwillige Feuerwehr, berichtet Erdt weiter. Die Geburtsstunde der heutigen Wehr war gekommen.

Natürlich sah das Löschwesen damals noch ein wenig anders aus. So mussten Brände noch aufwendig mit Handlöschspritzen gelöscht werden. Später wurden diese dann auf Wagen montiert. „Die Lafette wurde von Hand oder mit einem Pferdegespann gezogen“, erzählt Thomas Erdt aus der Geschichte. Eine der ersten Handlöschspritzen der Wehr steht auch immer noch im Eingang des heutigen Feuerwehrhauses am Brinkumer Brunnenweg. Später wurden die Handspritzen dann mit Motoren ausgestattet.

1935 bekam die Brinkumer Feuerwehr ihren ersten Motorwagen. „Der wurde zum Mannschaftswagen umgebaut“, erzählt Erdt aus der Chronik. So konnten die Einsatzkräfte schneller zum Brandort gebracht werden und auch die Spritzen konnten leichter transportiert werden. 1944 folgte dann das erste Löschgruppenfahrzeug mit einer Pumpe.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lag auch das Feuerwehrwesen zunächst brach. Viele Ausrüstungsgegenstände wurden von den Alliierten beschlagnahmt, die Mannschaftsstärke wurde auf maximal 35 begrenzt. „Die Feuerwehr musste neu aufgebaut werden“, sagt Erdt. Dazu machten sich Mitglieder der Wehr unter anderem zu einem Flugplatz bei Rotenburg auf, um dort ein Löschfahrzeug abzuholen.

Mit dem Neuaufbau der Feuerwehr wurde langsam auch das alte Feuerwehrhaus an der Bremer Straße – das heutige Haus der Stuhrer CDU – zu klein. 1954 wurde der Grundstein für ein neues Feuerwehrhaus an der Hermannstraße gelegt, 1955 folgte der Umzug. Heute ist dort die Brinkumer Rettungswache untergebracht.

Im Jahr 1967 folgte dann das erste Tanklöschfahrzeug für die Brinkumer Feuerwehr. „Da bin ich noch mit gefahren“, sagt Thomas Erdt, der seit sieben Jahren Ortsbrandmeister in Brinkum ist, mit einem Schmunzeln. 1971 folgte die erste Drehleiter. Mit der Gemeindereform 1974 wurden in der neuen Gemeinde Stuhr auch die Schwerpunkte der einzelnen Ortsfeuerwehren festgelegt. Aufgrund der Drehleiter bekam Brinkum den Schwerpunkt Höhen- und Tiefenrettung, wie Erdt berichtet.

Mit dem Voranschreiten der Technik und Anwachsen der Gemeinde wurde später auch das neue Feuerwehrhaus zu klein. „Brinkum ist damals sehr gewachsen“, erinnert sich Ortsbrandmeister Erdt. Vor allem kamen viele Gewerbeflächen hinzu. Anfang der 2000er-Jahre begann dann die Diskussion um ein neues Gerätehaus. 2007 wurden die aktuellen Räume am Brunnenweg eingeweiht. „Das war ein richtiger Sprung“, erzählt Erdt weiter.

Mittlerweile haben die Brinkumer Brandbekämpfer jährlich mehr als 100 Einsätze zu bewältigen. Auch in diesem Jahr wurde die Marke bereits geknackt. Mit dabei sind Brände, vermehrt auch technische Hilfeleistungen oder die Unterstützung des Rettungsdienstes. Hinzu kommen zahlreiche Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen, wie Erdt berichtet.

An einen Einsatz kann er sich aber noch besonders gut erinnern. Dabei handelt es sich um den Großbrand eines Recyclingbetriebes im Gewerbegebiet Brinkum-Mitte im Jahr 2015. In der Nacht zu Pfingstmontag begann es auf dem Gelände am Rodendamm zu brennen. „Erst eine Woche später war alles gelöscht“, erinnert sich Erdt zurück. „Das war eine extreme Belastung für alle“, sagt er über das Engagement der eingesetzten Feuerwehrleute. Teilweise waren 250 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Diepholz und Bremen im Einsatz. „Das muss man auch nicht oft haben. Es läuft ja alles neben dem Beruf“, sagt Erdt mit Blick auf die besonderen Ansprüche an die Freiwilligen Feuerwehren.

Mit der Entwicklung der Truppe in Brinkum sind der Ortsbrandmeister und sein Stellvertreter Rolf Wiechmann, der ebenfalls seit sieben Jahren auf seinem Posten ist, sehr zufrieden. Aktuell verzeichnet die Brinkumer Feuerwehr 70 aktive Mitglieder. Viele davon arbeiten beim Rettungsdienst, was der Zusammenarbeit bei Einsätzen zugute komme. „Es läuft bei Einsätzen Hand in Hand“, sagt Feuerwehrsprecher Christian Meinen.

Allein in diesem Jahr kann die Brinkumer Feuerwehr schon zehn Neueinsteiger verzeichnen. „Das ist bemerkenswert“, sagt Thomas Erdt über den positiven Trend. Denn die Neuen sind entweder Quereinsteiger oder waren in einer anderen Feuerwehr aktiv. Außerdem sind derzeit 30 Kinder und Jugendliche aus Brinkum in den Nachwuchsgruppen Feuerwehr, die die Brinkumer gemeinsam mit der Ortsfeuerwehr Stuhr betreibt, aktiv. Im Jahr 1962 war die Brinkumer Jugendfeuerwehr im damaligen Landkreis Grafschaft Hoya gegründet worden. „Genug Leute kann man nie haben. Es ist gut, wenn man breit aufgestellt ist“, sagt Erdt über die aktuelle Situation.

Nur mit dem Verlauf des Jubiläumsjahres sind der Ortsbrandmeister und sein Stellvertreter nicht zufrieden. Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr habe durch die Corona-Pandemie zwar nicht gelitten, allerdings mussten alle Veranstaltungen, die unter dem Motto „112 Prozent Einsatz für Brinkum und umzu... seit 125 Jahren“ geplant waren, abgesagt werden. Das begann bereits im März zu Beginn der Pandemie in Deutschland, als der alljährliche Kuppelcontest ausfallen musste. Dann folgten das Osterfeuer und der geplante Tag der Feuerwehr im Juni. „Das wäre die größte Veranstaltung gewesen“, sagt Erdt. Auch der Nordkreispokal, den Brinkum ausrichten sollte, sowie der Kommersabend zum Jubiläum im Oktober wurden abgesagt. „Ich hoffe, dass wir vieles nachholen können – wann auch immer“, blickt Erdt in die unsichere Zukunft.

Die Sicherheit und Gesundheit der Einsatzkräfte geht für den Ortsbrandmeister aber natürlich vor. „Wir sind kritische Infrastruktur“, betont er die unersetzbare Aufgabe der freiwilligen Brandbekämpfer. Die Einsätze, aber auch die Übungsdienste laufen daher aktuell unter strengen Vorschriften ab. Dazu gehören Masken und die Desinfektion, aber auch die Erfassung, wer mit wem in einem Fahrzeug unterwegs war. „Es wird alles erfasst“, sagt Erdt über das aktuelle Kapitel der Freiwilligen Feuerwehr Brinkum, deren Geschichte vor 125 Jahren begann.


Die Chronik der Brinkumer Feuerwehr soll bald im Internet unter www.feuerwehr-stuhr.de zu finden sein. Dort gibt es auch Kontaktmöglichkeiten und weitere Informationen.

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