Brinkum. Nur noch einmal 90 Minuten kämpfen, 90 Minuten alle Kräfte mobilisieren, 90 Minuten pure Konzentration und Leidenschaft. Dann könnte der Traum wahr werden. Der Traum vom Einzug in den DFB-Pokal. Denn der Brinkumer SV ist durch den hart erkämpften 2:0 (0:0)-Sieg gegen die SG Aumund-Vegesack im Halbfinale des Lotto-Pokals nur noch ein Sieg von der ersten Hauptrunde entfernt. Am Mittwoch (19.30 Uhr) steigt der große Showdown gegen den Bremer SV, der den Regionalligsten FC Oberneuland etwas überrascht deutlich mit 4:1 bezwang.
Wie erwartet übernahm der Brinkumer SV das Kommando, störte den Gegner beim Angriff aber diesmal nicht so früh wie noch in den Runden zuvor. Doch auch ohne das hohe Pressing verzeichneten die Gastgeber die erste nennenswerte Chance. Ramien Safi fand mit seiner Hereingabe in der Mitte den lang gewachsenen Diyar Kücük, der mit seinem Kopfball das Gehäuse allerdings knapp verfehlte (7.). Es sollte die einzige Möglichkeit in der ersten Hälfte bleiben. Immer wieder versuchten die Hausherren über die Flügel gefährlich zu werden. Bis ins letzte Drittel ging die taktische Marschroute von Mike Gabel, die Fünferkette der SAV durch ein breites Angriffsspiel auszuhebeln, auf, doch dann fehlte der letzte entscheidende Pass.
Die SG Aumund-Vegesack dagegen schaffte es anfangs kaum über die Mittellinie zu kommen, was sich aber nach der Trinkpause rapide änderte. Mike Gabel wurde an der Seitenlinie immer lauter und hatte mit der Zeit auch immer mehr zu bemängeln. „Wir müssen mal wieder Gas geben, mehr Spannung reinbringen“, monierte er. Und kurz vor dem Pausenpfiff musste der Übungsleiter dann auch fast das 1:0 der SG Aumund-Vegesack mitansehen. Die Gäste wuselten sich auf der rechten Seite durch, doch den Abschluss von Alexander Schlobohm rettete Esin Demirkapi für den bereits geschlagenen Keeper Lars Goebel auf der Linie. Den Nachschuss von Bashkim Toski parierte der Hintermann dann wiederum überragend (45.). "Wir haben im Aufbauspiel nicht mutig genug agiert, uns fast einlullen lassen vom Gegner. Es wäre nicht unverdient gewesen, wenn Vegesack vor der Halbzeit die Führung erzielt hätte", konstatierte der BSV-Coach, der in seiner Halbzeitansprache anscheinend klare Worte gefunden hatte.
Denn mit viel mehr Dampf und Konzentration im Spielaufbau startete der Favorit in die zweiten 45 Minuten. Das machte sich dann auch bei den Abschlüssen bemerkbar. Binnen zehn Minuten hatte der BSV schon mehr Chancen auf der Habenseite als noch im ersten Durchgang. Doch Kücük (51.) mit einem Distanzschuss und Safi (54.) aus spitzem Winkel erzielten auch nicht den ersehnten Führungstreffer. Dafür aber Innenverteidiger Esin Demirkapi, der nach einer Hereingabe von Kapitän Jannik Bender plötzlich vorne auftauchte und das 1:0 markierte (60.). "Bis dahin haben wir es nicht schlecht gemacht. Die erste Sturm- und Drangphase Brinkums haben wir überlegt, aber die Führung hatte sich dann auch angebahnt", meinte SAV-Trainer Björn Krämer, der in Folge trotzdem weiterhin eine aufopferungsvolle Leistung seiner Mannschaft bestaunen durfte. Dennoch spielte die Elf vom Brunnenweg ihre Überlegenheit in Folge immer mehr aus. Auch weil die Beine der SAV-Akteure immer schwerer, die Schritte weniger wurden. "Wir haben dann schon einige Körner gelassen", sagt Krämer.
Das war auch kurz vor dem 2:0 zu sehen. Can Ercan tanzte im Sechszehner zwei Gegenspieler aus, einer fiel zu Boden und konnte die Dribbelkünste des wendigen Spielmachers nur mit der Hand stoppen. Ercan selber nahm sich der Sache an und verwandelte unten links – und das obwohl Vegesacks Keeper Jan Niklas Dähne mit der Hand noch dran war (75.). Zwar gaben auch zu diesem Zeitpunkt die Gäste nicht auf, doch weiterhin fehlten ihnen die Kräfte. Noch einmal allerdings wurden sie gefährlich, als Boris Osei Bonsu Cordes einen scharf geschossenen Freistoß mit dem Kopf verlängerte. Doch Goebel war zur Stelle und fischte das Spielgerät aus dem Winkel. Somit stand weiterhin die Null. Und das nicht nur in der Partie: Im gesamten Pokalwettbewerb musste der Brinkumer SV noch kein einziges Gegentor hinnehmen. "Ich bin froh, dass wir in der zweiten Hälfte die Räume besser gesehen haben. Wir sind zum Glück schnell ins Rollen gekommen", lobte Gabel seine Mannen.