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Konzert in Stuhr Ukrainische Volkslieder treffen auf Jazz

Lieder voller Gefühl gab es beim Konzert von Ganna Gryniva und Band im Stuhrer Rathaus zu erleben. Die Musikerin verbindet ukrainische Volkslieder mit Jazz-Interpretationen.
24.09.2023, 16:52 Uhr
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Von Anke Bayer-Thiemig

Stuhr. Neben all der Musik, die tagtäglich über die vielen Sender oder durchs Internet zu uns hereingerauscht kommt, gibt es auch noch die Musik, die einen berührt, die einen anspricht und die man, auch wenn sie in einer anderen Sprache gesungen wird, versteht.

Eine der Interpretinnen davon ist Ganna Gryniva, eine Künstlerin, die in Berlin wohnt, bis 2002 nahe Kiew in der Ukraine lebte und im Alter von 13 Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland zog. Die Sängerin, Komponistin, Pianistin und Aktivistin war am Sonnabend anlässlich des "Women in (e)motion"-Festivals 2023 im Stuhrer Rathaus. Ein Festival, das seit 1988 Bühnen in Bremen, Worpswede und Stuhr mit diversem Programm bevölkert, ungewohnter Musik Gehör verschafft. Till Lorenzen von Radio Bremen Zwei übernahm die Begrüßung der Besucherinnen und Besucher, versprach einen „komplett anderen Kosmos“.

Im Stuhrer Rathaus waren die Stuhlreihen gut gefüllt, es wäre allerdings noch Platz für weitere Gäste gewesen. Geflüchtete Ukrainer hatten freien Eintritt. Ganna Gryniva nahm die Anwesenden mit auf eine sehr persönliche, aber auch politische Reise. Sie hatte Kosaken- und Liebeslieder im Gepäck und vor allem Songs von ihrem Album „Home“, auf dem sie in ihren Jazz-Kompositionen Motive aus der ukrainischen Folklore verarbeitet, die sie auf einer Forschungsreise durch die Ukraine entdeckt hat. Der russische Krieg gegen das eigene Land gab dem ohne Zweifel neue Nahrung.

Das Lied „Plyve Kacha“ über eine Mutter und ihren Sohn, die sich verabschieden, bevor er in den Krieg zieht und vielleicht nicht wiederkommt, war nicht nur hörenswert, sondern erzeugte Gänsehaut. Das Lied sei für alle Ukrainer zu einem Symbol für Verlust geworden, erzählte sie. Das Ganze auf eine Art gesungen, die viele Menschen auf dieser Welt interessieren sollte.

Ähnlich anrührend das Stück „Kalyna“. Berühmt wurde es, als es ein bewaffneter ukrainischer Soldat vor einer Kirche sang, nachdem Russland die Ukraine im Februar 2022 angegriffen hatte. Das Publikum wurde aufgefordert mit „hey, hey“ mit einzustimmen, was es gerne tat. Überhaupt waren die Anwesenden mehr als angetan, jeder Song wurde mit sehr viel Applaus belohnt und gefeiert.

„Strokova“ ist ein Stück, in dem die Trauer und der Schmerz mitschwingen. Zwei junge Menschen werden von ihren Eltern fortgeschickt, weil diese sie nicht mehr ernähren können. „Dieses Lied wird gesungen, um den Schmerz loszuwerden“, so die Künstlerin, die eine wirkliche Erscheinung ist.

„Der Frühling ist gekommen mit grünen Zweigen.“ Das alte ukrainische Volkslied „Vesna“, auf Deutsch Frühling, gäbe ihr Kraft. Das Lied würde für sie für Lebensfreude und Liebe stehen, so die Sängerin. „Halochka“ strahlt viel Traurigkeit, aber auch Liebe aus. Es sei der Name eines Mädchens, das bei der Mutter ohne Vater lebt.

Die kraftvolle Mischung aus neu interpretierten ukrainischen Volksliedern (sie habe viele Oma-Chöre besucht) und Jazz kam beim Publikum an. Ausschlaggebend war dafür nicht nur die eigene Interpretation, sondern auch die nicht minder begnadeten Partner an ihrer Seite: Uli Kempendorff am Saxofon, Pianist Niko Meinhold, Bassist Tom Berkmann sowie der Schlagzeuger Mathias Ruppnig. Bandmitglieder, die immer wieder eigenen Szenenapplaus einheimsten und für zahlreiche Impulse sorgten.

Gryniva und ihr starkes Gespann wurden gefeiert. Mit einer erklatschten Zugabe und einem Gute-Nacht-Lied ging ein wunderbarer Abend zu Ende.

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