Die Anmeldungen zum Ganztagsangebot an den fünf Stuhrer Grundschulen sind erneut gestiegen. Für das Schuljahr 2025/26 wurden 1002 Schüler angemeldet, 46 mehr als für das laufende Schuljahr. Nach der Vorstellung der genauen Zahlen und der damit verbundenen Personalplanung am Dienstagabend im Schulausschuss war auch die Qualifikation der Mitarbeiter und die pädagogische Qualität des Ganztages Thema. "Die Gemeinde ist beim Ganztag schon gut aufgestellt, aber wichtig ist auch, dass das Thema Qualität stärker in den Fokus rückt", sagte Daniel Biermann (CDU).
Im Schuljahr 2025/26 werden 75 Prozent der Stuhrer Grundschüler das kostenfreie Ganztagsangebot nutzen, erläuterte Ann-Kathrin Dannemann, Leiterin des Fachdienstes für Bildung, Jugend und Sport. Die 1002 Anmeldungen würden eine Steigerung von fünf Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2024/25 bedeuten. Die stärksten Auslastungen des Ganztagsangebotes bestehen nach ihren Ausführungen im kommenden Schuljahr in Varrel (98 Prozent) und Brinkum (76 Prozent). Die meisten Kinder wurden für alle vier Tage (Montag bis Donnerstag, 52 Prozent) oder für zwei Tage (22 Prozent) angemeldet. Für den Spätdienst bis 18 Uhr wurden je Schule höchstens zwei Kinder angemeldet, sodass dieser erneut nicht zustande kommt.
Mehr Mittagessen
Die Teilnahme am Mittagessen wird für fast alle der angemeldeten Ganztagskinder gewünscht. Aufgrund der gestiegenen Anmeldungen wird auch für 35 Kinder mehr ein Mittagessen benötigt, was insgesamt etwa 200 zusätzliche Essen pro Woche bedeutet und einer Steigerung von rund vier Prozent entspricht. Pro Woche werden an den Grundschulen 3213 Mahlzeiten zubereitet, so Dannemann. Die höchsten Anmeldezahlen werden in Brinkum mit insgesamt 258 (98 Prozent) Anmeldungen und in Moordeich mit insgesamt 236 Anmeldungen (96 Prozent) erreicht. Die größten Steigerungen gibt es in Moordeich (plus 119) und in Varrel (plus 87).
Zur Betreuung der Kinder ist im Schuljahr 2025/26 ein Personalbedarf von insgesamt 1343,59 Stunden pro Woche nötig, führte Dannemann weiter aus. Dies entspreche 34,45 Stellen in Vollzeit für Betreuungskräfte, sozialpädagogische Kräfte, Koordinationskräfte und Hauswirtschaftskräfte. Real seien es 45 Betreuungskräfte, zehn sozialpädagogische Kräfte, fünf Koordinationskräfte und 13 Hauswirtschafts- beziehungsweise Küchenkräfte. Aufgrund der gestiegenen Anmeldungen ergebe sich ein Mehrbedarf von 4,25 Stunden für die Koordinationskraft an der Grundschule Moordeich, da dort rund 50 Kinder mehr angemeldet wurden. Bei den Hauswirtschaftskräften sei es durch die Erhöhung von rund 200 Essen pro Woche ein Mehrbedarf von 0,52 Vollzeitstellen. Insgesamt kalkuliert die Gemeinde mit Personalkosten in Höhe von 2,36 Millionen Euro.
Stunden werden kapitalisiert
Auch vom Land Niedersachsen werden Lehrerstunden zur Verfügung gestellt. Die Lehrkräfte sollen laut Gemeinde an den Grundschulen vorrangig für die Verbesserung der Hausaufgabenbetreuung eingesetzt werden. Insgesamt handelt es sich um 134 Zeitstunden. Die Stunden werden anteilig kapitalisiert, weil von den Schulen nicht nur Lehrkräfte, sondern auch pädagogische Kräfte und Dritte eingesetzt werden. Vergleichbar mit dem jetzigen Schuljahr sei vorgesehen, für diese Kapitalisierung insgesamt 40,5 Lehrerstunden aufzuwenden. Diese kapitalisierten Stunden habe man vom Stellenbedarf des gemeindlichen Personals abgezogen. Dies entspreche einer Anzahl von fünf Betreuungskräften beziehungsweise 1,43 Vollzeitstellen. Laut Kerstin Frohburg, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Freizeit, sei man "im Gespräch, wieder mehr Lehrer in die Stunden zu bekommen".
Anne-Lene Alyanak (Grüne) wollte wissen, welche Qualifikation die im Ganztag eingesetzten Betreuungskräfte vorweisen müssen. Das sei in erster Linie "die Freude im Umgang mit Kindern", antwortete Dannemann. Auch ein Führungszeugnis müsse vorgelegt werden, ebenso müsse ein Schulabschluss nachgewiesen werden.
Folgen der Pandemie
Oliver Dausin, Gesamtkoordinator des Stuhrer Ganztagsangebots, betonte, dass Workshops und Coachingmaßnahmen keine Ausbildung ersetzen würden. Es sei auch schwierig, Referenten zu finden, die Kräfte ohne Vorbildung schulen würden. "Der Ganztag wird auch immer etwas stiefmütterlich behandelt, was Unterstützung angeht", kritisierte er. Gerade die Kinder, die zum Schuljahr 2023/24 eingeschult worden seien, seien während ihrer Kitazeit aber von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen gewesen. Zuvor hatte Dausin es bereits als "Politikum" bezeichnet, dass bei den Schuleingangsuntersuchungen 2023/24 im Landkreis Diepholz bei 25 Prozent der Kinder Verhaltensauffälligkeiten festgestellt wurden.
"Wir müssen bessere Lösungen in der pädagogischen Qualität finden", forderte deshalb Daniel Biermann (CDU). Bei der anschließenden Abstimmung sprach sich der Ausschuss bei einer Enthaltung für die vorgestellte Ganztags-Planung aus.