Stuhr. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie gestaltet sich die Suche nach neuen Auszubildenden (Azubis) für die Unternehmen in diesem Jahr noch mühsamer als sonst. Anders herum haben es auch angehende Azubis schwerer, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. „Wir sehen, dass Unternehmen derzeit Schwierigkeiten haben, Auszubildende zu finden“, sagt Stuhrs Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier. Um Ausbilder und Lehrlinge doch noch zusammenzubringen, hat sich nun ein Bündnis für Ausbildung in der Gemeinde Stuhr gegründet, das dafür verschiedene Aktionen geplant hat.
Neben der Gemeinde Stuhr sind in dem Bündnis auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die Handwerkskammer (HWK), die beiden Kooperativen Gesamtschulen (KGS) in Stuhr sowie die Interessengemeinschaft Stuhrer Unternehmen (Isu), die Brinkumer Interessengemeinschaft (Big) sowie das Unternehmerinnenforum Stuhr (Ufo) vertreten. „Wir wollen schauen, wie wir auf lokaler Ebene dazu beitragen können, dass Schüler und Unternehmen zusammenfinden können“, erklärt Wimmelmeier.
„Viele Firmen sind momentan noch in Hab-Acht-Stellung, weil sie noch nicht wissen, ob sie dieses Jahr überhaupt ausbilden können“, hat Volker Twachtmann, Vorsitzender der Isu, bemerkt. Auch, wie eine Ausbildung in Corona-Zeiten genau aussehen muss, ob für jeden Azubi ein eigenes Büro vorgehalten werden muss oder wie das Ganze organisiert wird, seien häufig Fragen bei den Unternehmern. Twachtmann zeigt sich aber auch zuversichtlich angesichts der steigenden Impf-Quoten: „Da kommt so langsam ein Licht am Ende des Tunnels. Ich bin ganz guter Dinge, dass wir ab August auch wieder ausbilden können.“
Auf der anderen Seite ist auch die Möglichkeit für Schüler, in Unternehmen hineinzuschnuppern oder mit potenziellen Ausbildern Kontakt aufzunehmen, reduzierter als sonst. Messen wie die Berufsinformationsbörse sind aufgrund der Pandemie ausgefallen. „Es sind auch einige Praktikumsplätze weggefallen, wie etwa in der Gastronomie und der Kultur“, sagt Gertrud Hoffmann, Fachbereichsleitung Arbeit/Wirtschaft/Technik an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum. Komplett gecancelt werden musste aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nur ein Schulpraktikumszeitraum im vergangenen Jahr, im Herbst hätten die Praktika grundsätzlich stattfinden können. „Nur in Einzelfällen sind Praktika vonseiten der Unternehmen abgesagt worden“, berichtet auch Sven Lübben, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft/Hauswirtschaft/Sport an der KGS Moordeich (Lise-Meitner-Schule).
Dazu kommt laut Hoffmann auch eine gewisse Zurückhaltung der Jugendlichen bei den Bewerbungen: „Die Schüler sind nicht verzweifelt auf der Suche, weil es ja auch noch viele Plätze gibt. Da gibt es auch einige, die sich noch zurücklehnen“, hat sie festgestellt. Manche seien sich auch noch nicht ganz sicher, was sie eigentlich genau machen wollen würden. „Da fehlt dann auch einfach das Anfüttern und das persönliche Gespräch, wie eben auf Messen“, sagt sie. Auch die Berufsberaterin der Arbeitsagentur dürfe derzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht in die Schule zu persönlichen Gesprächen kommen.
50 Schüler auf der Suche
Gut 50 Schüler der neunten und zehnten Klassen der Haupt- und Realschulen suchen in der Gemeinde Stuhr derzeit noch nach einem Ausbildungsplatz für dieses Jahr. Das haben die Schulen bei Befragungen herausgefunden. Neben handwerklichen Berufen wie KFZ-Mechatroniker oder Elektriker sind auch noch Schüler auf der Suche nach Plätzen unter anderem im Bereich Einzelhandel oder Banken.
Um entsprechende Firmen zu erreichen, plant das Bündnis nun zunächst eine Online-Befragung bei den Unternehmen, über die in Erfahrung gebracht werden soll, wer wo und wie viele freie Kapazitäten für Azubis hat. Die gewonnenen Informationen sollen dann zeitnah an die Schulen und von dort aus direkt an die Schüler weitergegeben werden.
Darüber hinaus ist am 28. April eine Online-Veranstaltung mit Stuhrer Schülern geplant, bei der in 20-minütigen Kurzvorstellungen Vertreter der IHK und HWK allgemeine Tipps zur Berufswahl geben. Anschließend wird zudem je einem Unternehmen aus dem Handwerk und dem Dienstleistungssektor die Möglichkeit geboten, seine aktuellen Stellengesuche für das Ausbildungsjahr online vorzustellen. „Das stelle ich mir wirklich spannend vor und es bietet eine gute Möglichkeit, sich bei den Jugendlichen bekannt zu machen“, findet Ute Sydow, erste Ufo-Vorsitzende.
Ausbildungsportale online
Eine gute Möglichkeit, sich über freie Ausbildungsplätze zu informieren, und auf der anderen Seite für Unternehmen, nach Lehrlingen zu suchen, bieten auch die Kammern auf ihren Portalen im Internet an. „Die sollten Unternehmen auch nutzen“, appelliert Volker Twachtmann von der Interessengemeinschaft Stuhrer Unternehmen an ausbildende Betriebe. Das Portal der Industrie- und Handelskammer finden Interessierte online unter www.ihk-lehrstellenboerse.de, von der Kreishandwerkerschaft Diepholz/Nienburg unter www.lehrstellenboerse-khd.hwk-hannover.de.