Läuft bei "Lenna". Nicht nur, weil die vier Bandmitglieder seit einem halben Jahr einen Proberaum ihr Eigen nennen dürfen. Sie haben es zudem auf den Jubiläums-Sampler von Werder Bremen geschafft. Ihren Song „Wir sind da“ haben sie textlich an das Fußballthema angepasst und sich damit für die Lauter-Werder-Platte zum 120. Geburtstag der Grün-Weißen beworben. Vor wenigen Wochen kam dann der Anruf von Ex-Werderspieler Clemens Fritz. Die Vier waren gerade im Studio, um an neuen Songs zu basteln, als die Textnachricht von Thomas Reckeweg, dem Vater der Bandmitglieder Tammo (Gitarre) und Juri (Schlagzeug), kam: "Lenna" ist dabei. Für die Fußballfans ist das ein Ritterschlag.
Bislang ist die auf 1899 Exemplare limitierte Doppel-Vinyl vorab im Internet bestellbar. „Wir sind auf der ersten Seite gleich der zweite Song“, freut sich Sängerin Alenna Rose (21), die im Proberaum hinter den Tasten ihres Keyboards sitzt. Die Stuhrer Band steht neben etablierten Künstlern wie Jan Delay und Johannes Strate, der als Sänger der Deutschrock-Band Revolverheld bekannt wurde, auf der Rückseite des Tonträgers, der im Februar dann für die breite Masse erscheinen soll.
Von De fofftig Penns angesprochen
„Damit haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagt Tammo Reckeweg, als er auf einem Hocker an einer Wand des Proberaums sitzt, die Gitarre im Koffer zu seinen Füßen verstaut. Die Bremer Hip-Hop- und Elektro-Formation "De fofftig Penns" sprach die vier jungen Musiker bei ihrem Auftritt auf der Breminale in diesem Sommer an und erzählte von dem Geburtstagsalbum des Fußballklubs. Also schickten "Lenna" ihren Song ins Rennen, für den sie gerade ein Video mit Bezug zum Fußball – Stuhrer Kindermannschaften sind die Hauptakteure – abgedreht hatten. „Das bringt einem als Band nochmal ordentlich etwas. Es ist eine Vervielfältigung unserer Namen in Sphären, in die wir sonst nicht kommen würden“, sagt der 22-jährige Tammo Reckeweg. Der Song „Wir sind da“ zielt nicht direkt auf den Fußballsport ab. „Es geht nicht um Flanken und Tore schießen“, sagt die Band. Vielmehr spreche das Gemeinschaftsgefühl aus den Textzeilen.
"Lenna" ist eine eingeschworene Truppe. Seit fünf Jahren spielen die Musiker zusammen. In der Varreler Musikschule, die Tammo und Juri Reckewegs Vater leitet, fanden sie zusammen. Alenna Rose und Tammo Reckeweg kennen sich noch aus der Schulzeit und traten vor der Bandgründung als Duo auf. "Lenna" waren bis Juli noch zu fünft, Gitarrist Fynn Lammers verließ die Band, weil die Musik nicht an erster Stelle stehen sollte. Das ist bei Alenna, Florian (Bass), Tammo und Juri anders. Ihr Herz schlägt voll und ganz für die Musik. Mit Lenna wollen sie ganz an die Spitze stürmen.
Das Prozedere sieht gewöhnlich so aus, dass jeder für sich zu Hause an Material arbeitet, es den anderen dann vorstellt und der Song immer weiter reift. Texteschreiben ist ein Handwerk, sagt Tammo Reckeweg. Erlebnisse, Gedanken und die Menschen, die man trifft, werden zu Geschichten. Das Subjektive wird objektiv. „Das ist das Schöne, dass du nicht nur für dich selbst schreibst“, sagt der Gitarrist.
Gemeinsam mit Alenna Rose hat er bereits mit einem Produzenten aus Berlin, der unter anderem für den Sänger Adel Tawil getextet hat, zusammengearbeitet. Bei ihrer Rückkehr hatten sie rund zehn fertige Songs im Gepäck. „Eine Fügung“ nennt Bassist Florian Mitz (21) die Entwicklungen in jüngster Zeit. Als Liveact sind die Stuhrer deutschlandweit gefragt. 40 bis 50 Auftritte im Jahr stehen derzeit im Bandkalender – vom intimen Wohnzimmerkonzert über die Breminale bis hin zum Altstadtfest in Trier. All das lässt das Quartett, das über Crowdfunding seinen Proberaum auf einem Bauernhof in Seckenhausen hergerichtet hat, positiv in die Zukunft blicken. „Ziel ist, dass das irgendwann der reguläre Job wird“, erzählt Tammo Reckeweg, dass er beruflich immer Musik machen möchte. Einen Plattenvertrag mit einem Label gibt es noch nicht, aber die Signale sind gut, deutet die Band an, dass es weiter vorangeht. Im vergangenen Jahr sind die neuen Songs in Hannover aufgenommen worden. „Es klingt endlich mal so, wie man es sich immer vorstellt“, sagt die Band stolz.
An zwei Abenden die Woche sind feste Proben angesetzt, oft treffen sich Lenna auch darüber hinaus in ihren eigenen vier Wänden, drei Mitglieder vereinbaren die Zeiten mit dem Studium, alle haben noch Nebenjobs. Der Proberaum war ehemals ein Stall, in den "Lenna" selbst Wände eingezogen haben. Wenn es bei der Bandprobe mal etwas später und lauter wird, macht das nichts. Auf dem Hof genießen sie Freiheit. Und die nächsten Nachbarn, die sich daran stören könnten, sind weit entfernt.