Stuhr-Heiligenrode. Mit Arbeitshandschuhen, Säge und Spaten ausgestattet, hatten Mitglieder des Nabu Stuhr und Naturinteressierte am Sonnabend einen tatkräftigen Arbeitseinsatz: Sie haben das Areal rund um den Teich am Henkenmoor bei Heiligenrode entkusselt. „Wir entfernen dabei junge Gehölze wie beispielsweise Birken, Schwarzerlen und Brombeeren“, erklärt der Nabu-Biotopbeauftragte Bernhard Helmerichs. Würden diese Arbeiten nicht erfolgen, würden diese Pflanzen dem Teich Wasser entziehen und es über die Blätter verdunsten. Das hätte zur Folge, dass der Teich austrocknen würde.
Der Teich aber dient als Lebensraum, insbesondere für Amphibien und Libellen. Amphibien wie Frösche, Salamander und Molche laichen im Wasser und verbringen dort ihre erste Lebensphase. Außerdem besitzen sie – anders als Eidechsen und Schlangen – keine Schuppen, sondern eine wasserdurchlässige und kaum verhornte Haut. Aus diesem Grund können sie nur an Feuchtbiotopen leben. Auch Libellen brauchen Wasser, denn ihre Larven leben am Boden der Gewässer oder zwischen den Wasserpflanzen – ein bis zwei Jahre, denn so lange dauert das Larvenstadium. Es gibt sogar Libellenarten, deren Larven vier bis sechs Jahre im Wasser beziehungsweise am Wasser leben.
Der Teich ist Bestandteil des rund 1,5 Hektar großen Henkenmoores, das der Gemeinde Stuhr gehört. Sie hat dort einen Babywald anpflanzen lassen und die geschützt liegende Freifläche dem Naturschutzbund zur Betreuung überlassen. Die Mitglieder des Nabu investieren seitdem viel Zeit und Arbeit und haben auf dem Areal vielfältige Lebensräume für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten geschaffen. So mähen sie beispielsweise regelmäßig die Wiese, um Licht und Platz für Blühpflanzen und damit Nahrungsquellen für die Insekten zu schaffen. Die Insekten wiederum bestäuben die Blüten und dienen als Futter für Vögel. Damit sich dort unterschiedliche Vogelarten ansiedeln, hat der Nabu an den Waldrändern Nistkästen aufgehängt, die auch gut angenommen werden. Als Unterschlupf für Igel, Insekten und kleine Vögel haben die Mitglieder eine Totholzhecke, eine sogenannte Benjeshecke, geschaffen. „Benjeshecken kann man auch gut im eigenen Garten anlegen“, berichtet Helmerichs weiter. Sie bestehen aus Gehölzschnitt, der als Haufen, in Streifen oder als Wall locker gestapelt wird. Durch Windanflug und den Kot der dort lebenden Tiere sammeln sich Pflanzensamen. Diese keimen und wachsen durch das lockere Gehölz und lassen mit der Zeit eine lebendige Hecke entstehen.

Die Helfer haben aus dem abgetragenen Grünschnitt eine Benjeshecke gebaut.
Den Teich im Biotop Henkenmoor hat der Nabu Stuhr vor ein paar Jahren künstlich angelegt. Zu den Zielen zählte, einen Lebensraum für Amphibien und Libellen sowie feuchtigkeitsliebende Pflanzen zu schaffen. Den Aushub haben die Mitglieder zu einer anderen Stelle des Freigeländes gefahren und dort als Hügel aufgeschichtet – für Bienen und Hummeln, die ihre Nester in die Erde bauen. Diese Arbeit hat sich gelohnt, wie der Insektensommer im Juni und August 2022 offenbarte. Im Zuge der bundesweiten Aktion wurden auch die Insekten auf dem Henkenmoor gezählt und es zeigte sich, dass sich zum Beispiel in dem Aushub Wildbienen angesiedelt hatten. Auch Hummeln, Heuschrecken und Libellen wurden bei der Zählaktion gesichtet.
Die Auswirkungen des Klimawandels führen auch zu Veränderungen im Biotop Henkenmoor. Vieles fängt früher an zu wachsen und die Trockenheit im vergangenen Sommer hat dazu beigetragen, dass der Teich zunehmend austrocknete. Vor drei Jahren gab es dort noch Frösche. Der Nabu hofft, dass sich wieder welche ansiedeln.
Die Voraussetzungen dafür haben die zwölf Frauen und Männer nun mit dem Entkusseln geschaffen. Sie haben die noch ganz jungen Triebe von Birken, Schwarzerlen und Brombeeren samt Wurzeln mit den Händen herausgezogen beziehungsweise ausgegraben. Bei den größeren Gehölzen kam die Säge zum Einsatz, um den Stamm möglichst kurz über dem Wurzelwerk abzuschneiden. Rund drei Stunden wurde im Henkenmoor gerupft, gesägt und mit dem Abschnitt eine neue Benjeshecke angelegt.
Die nächsten Arbeitseinsätze des Nabu Stuhr finden am 21. Januar (Kopfweiden schneiden) und am 28. Januar (kleine Birken schneiden) in der Zeit von 9 bis 12 Uhr statt. Interessierte sind willkommen. Weitere Informationen gibt Bernhard Helmerichs telefonisch unter der Rufnummer 01 62 / 1 36 00 59.