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Naturgartenbeauftragte Stuhr Aktiv gegen Schottergärten vorgehen

Nach einem Jahr können die drei Insekten- und Naturgartenbeauftragten in Stuhr zwar auf einige Anfragen zurückblicken. Jedoch wird eine bestimmte Zielgruppe bisher nicht erreicht.
29.07.2022, 14:59 Uhr
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Aktiv gegen Schottergärten vorgehen
Von Alexandra Penth

Stuhr. Seit einem Jahr sind die drei Naturgarten- und Insektenbeauftragten in der Gemeinde Stuhr ehrenamtlich im Einsatz. Zeit für eine erste Bilanz also für Gerold Leschke, Reinhild Olma und Michaela Werner. "Die Themen sind so breit gefächert", sagt Olma. Aus ganz unterschiedlichen Gründen haben Gartenbesitzer in Stuhr sie bisher um Rat gefragt. "Angefangen bei der Wühlmaus." Doch auch skurrile Anfragen erreichen die Stuhrerin: "Eine Immobilienfirma rief an und wollte wissen, was sie mit einem Wespennest machen soll." Dafür gibt es wiederum spezielle Wespenberater. 

Im ersten Halbjahr waren es sechs bis sieben Anfragen bei Olma. Dabei ging es insbesondere um die Fragen: Wie lege ich eine Blühwiese an und welche Stauden kommen mit wenig Wasser aus? Anderthalb bis zwei Stunden ist sie in der Regel in den Gärten unterwegs und sieht sich an, wo es eventuell Verbesserungsbedarf gibt, um die Artenvielfalt zu erhöhen. "Wichtig ist, seinen Garten zu beobachten", lautet ihr Tipp. Vögel und auch Kleintiere sollten Möglichkeiten zum Unterschlupf finden, besonders ist auf Wasserstellen zu achten. 

Gerold Leschke ist neben seiner Berater-Tätigkeit auch beim Stuhrer Naturschutzbund (Nabu) aktiv. Sein Metier sind die Insekten. Deren Rolle wird allgemein zu wenig wertgeschätzt, viele Kinder ekeln sich gar vor den fliegenden und kriechenden Tieren. Schon da müsse angesetzt werden. "Ohne sie sind wir nicht lebensfähig. Kaum ein Nahrungsmittel wäre ohne Insekten herstellbar." Was die Naturgartenbeauftragten auch feststellen: Zumeist rufen diejenigen an, die die Beratung gar nicht unbedingt brauchen, weil ihre Gärten bereits blühende Oasen sind. "Mich treibt vor allem das Thema Schottergärten an", sagt Michaela Werner. In ihrer Nachbarschaft trifft sie diesen Trend immer häufiger an. "Manche Städte und Landkreise zahlen sogar schon Prämien, wenn man Schottergärten wieder zurückbildet." Das werde jedoch kaum angenommen. Das Argument des geringen Pflegeaufwandes lässt Werner nicht durchgehen. Denn auch Moos und andere Pflanzen können sich ihren Weg durch die Steinschichten bahnen, zudem tragen Schottergärten nicht unbedingt zu einem angenehmen Klima bei. "Die Temperaturen steigen um bis zu neun Grad an." 

Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das kontraproduktiv, sagt auch Stuhrs Umweltbeauftragter Marc Plitzko, der findet: "Es muss nicht immer der perfekte Ökogarten sein." Selbst ein selten gemähter Rasen mit Klee und Gänseblümchen, eine Ligusterhecke, ein Staudenbeet oder eine Kräuterecke bieten verschiedenen Tieren Nahrung und Lebensraum. Die Naturgartenbeauftragten wollen in Stuhr noch präsenter werden. Laut Michaela Werner war der Staudenflohmarkt Anfang Mai in Rathaus-Nähe eine gute Gelegenheit. Er hatte rund 500 Besucher angezogen. Am 2. Oktober zum Tag der Regionen ist eine erneute Auflage, diesmal auf der Mühlenwiese in Heiligenrode, geplant. Dort wollten die Ehrenamtlichen über ihr kostenloses Angebot informieren. 

Generell gilt: Je mehr einheimische Arten ein Garten enthält, desto mehr Tierarten bietet er Lebensraum. Ein besonders farbenprächtiges Beispiel bietet der Vorgarten von Friedrich Menn aus Fahrenhorst. Wie ein riesiger, bunter Blumenstrauß wirkt die 400 Quadratmeter große, von Buchsbäumen gesäumte Fläche. "Das war früher eine Rasenfläche", sagt er. Im vergangenen Jahr dann wurde sie per Motorfräse bearbeitet und zum ersten Mal "Felgers Augenweide" der "Mössinger Blumenträume" ausgesät. Im ersten Jahr sah die Blütenpracht noch nicht so aus wie jetzt. Menn grub die Fläche selbst um und arbeitete die Überreste aus dem vergangenen Jahr mit in den Boden ein. Ganz ohne Arbeit geht es also auch bei einer Blühwiese nicht.

Mischungen für den heimischen Garten enthalten neben Wildpflanzen oft auch Kulturpflanzen, sagt Marc Plitzko. Die Gemeinde benutzt bei den eigenen Blühflächen hingegen Mischungen, die ausschließlich heimische Exemplare enthalten. Diese werden eine derart bunte Vielfalt wie im Vorgarten von Friedrich Menn wohl nicht erreichen. Wer eine Blühfläche aus regionalen Kräutern und Gräsern in seinem Garten anlegen möchte, kann im Rathaus an der Blockener Straße 6 eine kostenlose Mischung erhalten. Wer Interesse hat, meldet sich bei Marc Plitzko unter der Rufnummer 04 21 / 5 69 53 51 oder per E-Mail an m.plitzko@stuhr.de. Die beste Zeit zur Aussaat ist ihm zufolge entweder das zeitige Frühjahr – dann brauchen die Pflanzen aber viel Wasser zum Wachsen – oder Anfang September. Die Gemeinde gehe bei ihren Blühstreifen, Flurstücken und Feldern inzwischen vermehrt dazu über, Richtung Herbst auszusäen. 

Info

Die Stuhrer Naturgarten- und Insektenbeauftragten sind: Gerold Leschke (04 21 / 89 27 73, E-Mail: geroldleschke@t-online.de), Reinhild Olma (01 76 / 96 60 54 81, E-Mail: olma.reinhild@gmail.com) und Michaela Werner (01 51 / 27 58 52 02, E-Mail: michi.werner@mein.gmx). 

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