Stuhr-Groß Mackenstedt. Der Real-Markt in Groß Mackenstedt wird auch weiterhin Teil der Warenhaus-Kette bleiben. Das Unternehmen selbst listet die Filiale an der Proppstraße nahe des Autobahndreiecks Stuhr als einen der rund 60 Märkte auf, die unter altem Namen weitergeführt werden. Auch die etwa 90 Mitarbeiter sollen weiterhin für die Mackenstedter Filiale tätig sein, teilte Unternehmenssprecher Markus Jablonski auf Nachfrage des WESER-KURIER mit.
Für die Mitarbeiter endet damit nun zumindest vorerst eine längere Zeit der Ungewissheit, denn bereits 2020 hatte der russische Finanzinvestor SCP die Warenhauskette mit ihren rund 270 Märkten vom Handelskonzern Metro erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Einige Filialen gingen daraufhin an Kaufland, Edeka und Globus. Die ehemaligen Bremer Real-Märkte in der Neustadt und in Habenhausen sind bereits im vergangenen Jahr von Edeka übernommen worden. Die Filiale in der Bremer Vahr soll laut Real hingegen am 31. März geschlossen werden. Zur Zukunft des Mackenstedter Marktes gab es hingegen lange keine offiziellen Neuigkeiten. Stattdessen wurde vor allem in Sozialen Netzwerken viel spekuliert.
Nun kündigte SCP nach Informationen der Deutschen Presse Agentur (DPA) an, die Real GmbH mit den verbliebenen rund 60 Filialen an das Family Office der Unternehmerfamilie Tischendorf und ein Team von Real-Managern zu verkaufen. Die neuen Eigentümer wollen die Filialen mit insgesamt etwa 5000 Mitarbeitern demzufolge unter altem Namen weiterführen. „Real hat einen sehr gesunden Geschäftskern. Zusammen mit dem zukünftigen Management-Team ist es unser Ziel, die Real GmbH als SB-Warenhausunternehmen mit einem Lebensmittel- und Nonfood-Sortiment substanziell zu modernisieren und damit sehr erfolgreich neu auszurichten“, wird Unternehmer Sven Tischendorf zitiert. Der gesamte Wareneinkauf, die Warenlogistik sowie einige andere Zentralfunktionen für die kleine Handelsgruppe sollen von einem noch nicht genannten externen Partner übernommen werden.
Zum Kaufpreis machten beide Unternehmen keine Angaben. Das Branchenfachblatt "Lebensmittel Zeitung" berichtete jedoch, Tischendorf erhalte "eine Mitgift im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich". Die Transaktion soll zum 30. Juni erfolgen, steht allerdings noch unter Vorbehalt verschiedener Bedingungen, darunter die Zustimmung des Bundeskartellamtes.
Mit der Übernahme findet die nun bald 24-jährige Geschichte der SB-Warenhauskette am Standort Proppstraße eine Fortsetzung. Eröffnet worden war der Markt mit einer Verkaufsfläche von 6500 Quadratmetern am 14. Juli 1998. Der Andrang war riesig, berichtete der WESER-KURIER am Folgetag. Die 500 Parkplätze des Marktes waren ab 8 Uhr schnell belegt, es gab Stau in alle Richtungen. "Die Seitenstreifen der Moordeicher Landstraße und einiger Wohnstraßen wurden zum Abstellen der Wagen genutzt und statt Stau einige hundert Meter Fußweg zum neuen Geschäft in Kauf genommen", heißt es in dem Artikel. Bereits am Vorabend der Eröffnung hatte Real zu einer Eröffnungsfeier mit Bier und Bratwurst für jeweils eine Mark geladen, sogar ein Feuerwerk wurde gezündet.
Bundesweite Bekanntheit erlangte der Markt dann in den Jahren 2015/2016. Im Juni 2015 überfielen Unbekannte auf dem Parkplatz einen Geldtransporter, bewaffnet mit einer Panzerfaust und Schnellfeuergewehren, flüchteten dann unerkannt und ohne Beute. Im Januar 2016 nahm der Fall eine unerwartete Wendung, denn in den später gefundenen Tatfahrzeugen fanden Ermittler der Polizei DNA-Spuren von drei mutmaßlichen früheren Mitgliedern der linksterroristischen Roten Armee Fraktion (RAF), Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette. Trotz groß angelegter Ermittlungen, unter anderem berichtete auch das ZDF-Kriminalmagazin "Aktenzeichen XY" über den Fall, und zahlreicher Hinweise, konnte die Tat bis heute nicht aufgeklärt werden.