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Reiten Zehn Kandidaten für Warendorf gekürt

Der RV Heiligenrode richtet Qualifikationsturnier für Bundeschampionate aus. Trotz Notlösung ist das Turnier ein voller Erfolg – auch für einige Amateure.
07.07.2021, 12:09 Uhr
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Von Sina Stahlsmeier

Die Coronapandemie hängt vielen Reitvereinen noch nach. Auch wenn es langsam wieder losgehen kann mit Vereinsaktivitäten und Turnieren hat es viele Ehrenamtliche hart getroffen. Der Reitverein Heiligenrode hatte mit seinen Mitgliedern und Trainerinnen großes Glück in dieser Zeit. Die 2019 neu ernannte Pressewartin Nadine König beschreibt das vergangene Vereinsjahr so: "Wir müssen schon sagen, was unsere Mitglieder angeht, hat uns Corona positiv überrascht. Bis auf einige wenige haben alle ihre Beiträge weiterhin bezahlt und wir hatten viel Rückhalt." Sogar die Voltigierer, die gerade im Landkreis Diepholz bei strengen Corona-Regelungen lange nicht trainieren konnten, hätten sich immer kooperativ gezeigt. "Wir haben aber auch ganz tolle Trainerinnen bei uns, die wirklich alles versucht haben, um zumindest Einzelunterricht stattfinden zu lassen", sagt König. Denn die Schulpferde müssten natürlich trotzdem gefüttert werden.

Nach dem Turnier zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2019 mussten neben dem Training auch die Turniere auf der Vereinsanlage komplett auf Eis gelegt werden. "2020 war es uns gar nicht möglich, Turniere zu veranstalten, doch in diesem Jahr wollten wir dann doch an unserem Turniertermin festhalten", beschreibt König die Vorbesprechungen. Die Amateurreiter aus Heiligenrode mussten ebenso wie die Reiter aus anderen Landkreisen und Reitvereinen lange auf derartige Veranstaltungen verzichten, deshalb wollte der Vorstand eigentlich gerade sie in diesem Jahr wieder auf dem Turnierplatz begrüßen. Durch die hohen Inzidenzen im Landkreis Diepholz war das aber bis zum Schluss nicht realisierbar, und so musste der Verein kreativ werden. "Wir standen in Kontakt mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die noch einen Austragungsort für eine Qualifikation zum Bundeschampionat suchte", berichtet die Pressewartin. Das sei für die Heiligenroder dann eine Win-Win-Situation gewesen. "Wir hatten die passenden Plätze und konnten sowieso nur für Profis ausschreiben zum Zeitpunkt der Planung." Die Information, dass aus dem sonst so großen Vereinsturnier an knapp drei Tagen und mit insgesamt mehr als 2000 Nennungen nun eine sehr abgespeckte Version für Berufsreiter geworden ist, sei nicht sofort bei allen Vereinsmitgliedern gut angekommen. "Als wir es ihnen dann aber erklärt haben, dass es einfach nicht anders geht, waren wir von der Hilfsbereitschaft wirklich überwältigt.", berichtet König.

Eine unerwartete Überraschung

Wie es das Schicksal so wollte, lockerte der Landkreis kurz vor Beginn des Turnieres am vergangenen Wochenende die Regelungen für den Breitensport, und so durften auch einige Amateure mit ihren Jungpferden an den Start gehen, sofern sie die Anforderungen erfüllten. Und die Corona-Auflage war für den RV Heiligenrode ein voller Erfolg. Alle, sowohl Reiter als auch Zuschauer, wären mit der Durchführung mehr als zufrieden gewesen, so König. „Die Zuschauer wurden vor allem von den Richterkommentaren nach jedem Ritt abgeholt. So konnte jeder die Notenvergabe verstehen, und auch die Reiter nahmen noch einiges mit.“ Die Richter sind auf Turnieren aktuell dazu angehalten, die Kommentare laut vorzulesen, da ein Schreiber im Richterwagen nicht genug Abstand halten könnte. Zum Hygienekonzept gehörte auf der Turnieranlage in Stuhr auch, dass sich die Besucher und Teilnehmer mit der Luca-App einscannen oder ihre Daten schriftlich hinterlegen. "Die Einhaltung der Corona-Regeln hat wirklich super geklappt. Ein 80-jähriger Herr hat sogar am Eingang sein Smartphone gezückt und sich per Luca-App registriert. Das fanden wir einfach großartig", betont Nadine König, die vom reibungslosen Ablauf positiv überrascht war. Die Schriftführerin vermutet, dass es für Reiter wie Zuschauer einfach wichtig sei, wieder dabei zu sein – auch unter den derzeitigen Voraussetungen. Deshalb sei die Bereitschaft so hoch, sich an die Hygienevorschriften zu halten.

Für die Reiter aus der Umgebung war das Turnier vor allem wichtig, um ihre Nachwuchspferde für das Bundeschampionat in Warendorf vom 11. bis 15. August zu qualifizieren. So durften Dressurpferde und -ponys vorgestellt werden, im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Einlaufprüfungen waren eine gute Übung für die unerfahreneren Reiter, die an der Qualifikation teilnehmen wollten; sie zeigten zugleich, welche Pferde und Ponys für die hohen Anforderungen geeignet sind. Bei der schwersten Einlaufprüfung, einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L, glänzte Julia Bolte von der Okeler PSG. Mit ihrem fünfjährigen Hannoveraner Bocito aus einer Baroncelli-Mutter gelang ihr eine tolle Runde für die sie eine Bestnote von 8,2 bekam. Damit ließ sie selbst Bundeschampionats-Routinier Jessica Lynn Thomas (RV Aller-Weser) hinter sich.

Diese Leistung gelang ihr bei der Qualifikation am folgenden Tag erneut, und so darf sie mit Boccito zum Bundeschampionat reisen. Ihr Strahlen war ihr bei der Siegerrunde weithin sichtbar, und auch der sportliche Fuchs galoppierte nach der Siegerehrung noch dynamisch ums Viereck. In dieser Prüfung lösten außerdem Emporio (Escolar mal Sandro Hit) unter Jan-Dirk Gießelmann sowie Benóit (Bordeaux (NLD) mal Hohenstein) unter Heiko Klausing ihr Ticket für Warendorf.

In der Qualifikation für sechsjährige Dressurpferde, eine Dressurpferdeprüfung Klasse M, hatte Jessica Lynn Thomas die Nase vorn. Die Reiterin aus Bruchhausen-Vilsen hatte im vergangenen Jahr den Bundeschampion der sechsjährigen Reitpferde mit Secret gestellt, einem Sezuan-Nachkommen. In diesem Jahr hat sie erneut die Chance, sich mit dem deutschen Sportpferd Zapato von Zalando mal Don Diamond zu beweisen. Mit einer 8,3 qualifizierten sie sich für Warendorf. Auch Pedro Luiz Almeida Pavao schaffte es mit einer glatten 8,0, den For-Romance-Sohn Fernandez zu qualifizieren.

Bei den Dressurponys fand die Einlaufprüfung direkt statt, das bedeutete, wer die Qualifikation und die Einlaufprüfung wahrnehmen wollte, hatte gleich zwei Prüfungen vor sich an diesem einen Tag. Anders, als bei den Dressurpferden, reicht für eine Qualifizierung bei den deutschen Reitponys die Note 7,5 und besser. Die Einlaufprüfung für vier- bis sechsjährige Ponys, eine Dressurprüfung der Klasse A, entschied Janne Sommer vom RFV Nienburg mit Diamantini EA WE für sich. Die Wertnote für das Paar: 7,5. Die Qualifikation absolvierten die beiden dann aber nicht mehr mit, sondern ließen einigen „bekannten Gesichtern“ den Vortritt.

Goldene Schleife für Stradtmann

Von den Reitern aus der Region, die ihre jungen Pferde nicht für das Bundeschampionat qualifizieren wollten oder für die aufgrund des Alters des Pferdes ein Start in den höheren Prüfungen nicht infrage kam, zeigte sich besonders Uwe Stradtmann (RFV Diek-Bassum) in Bestform. Mit der fünfjährigen Oldenburger Stute Moldavia setzte er sich in der Dressurpferdeprüfung Klasse A an die Spitze und sicherte sich mit einer sehr guten Wertnote von 8,4 die goldene Schleife – dicht gefolgt von Jessica Lynn Thomas auf Iberia (Wertnote 8,2) und Julia Bolte auf Bocito (Wertnote 8,0).

Sowohl für den ausrichtenden Reitverein als auch für Reiter und Zuschauer war das Wochenende ein voller Erfolg. Diese Art des Turniers wollen die Veranstalter gerne beibehalten, allerdings sollen die Amateure natürlich stärker mit in die Ausschreibung einbezogen werden, sobald das wieder möglich ist. Die "abgespeckte" Variante mit nur wenig Trubel und Prüfungen habe dem Vorstand in Heiligenrode zwar gut gefallen, sagt König – in Zukunft möchte er aber wieder deutlich mehr Prüfungen anbieten.

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