Stuhr. Hartmut Martens war bemüht, es diplomatisch auszudrücken. „Auf der Verkehrsachse läuft es nicht ganz rund“, sagte der Leiter des Fachbereichs Bürgerservice, Verkehr und Feuerwehr bei der Stuhrer Gemeindeverwaltung. Gemeint war die Bassumer Straße in Brinkum. Und: zu hohe Geschwindigkeit, zu wenig Radwege. Das Problem ganz zu lösen sei momentan aber zu aufwendig und mit geschätzten Kosten von rund 4,7 Millionen Euro viel zu teuer. Das brauche Zeit – und daher eine „Zwischenstufe“. Wie die aussehen soll, wurde am Dienstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Ordnung und Soziales vorgestellt.
Das übernahm Jens Wittrock vom Büro BPR in Bremen, im April von der Gemeinde Stuhr mit einer entsprechenden Machbarkeitsstudie beauftragt. Und Wittrock fand deutlichere Worte: „Wirklich, wirklich, sehr, sehr hoch“ für innerorts sei die an der Bassumer Straße gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit. Die soll bei 54 Kilometern pro Stunde liegen – trotz teilweise Tempo 30 auf einigen Abschnitten. Auch das Verkehrsaufkommen sei vergleichsweise hoch mit 326 Fahrzeugen im Schnitt stündlich.
Insbesondere für schwächere Verkehrsteilnehmer müssten die Umstände verbessert werden, befand Wittrock. Der Vorteil sei, dass der 8,50 Meter breite Querschnitt der ehemaligen Bundesstraße einigen Gestaltungsspielraum biete. 1,50 Meter an beiden Seiten sollen, das ein zentraler Vorschlag von BPR, als Radfahrschutzstreifen am Straßenrand abmarkiert werden. Für Autos blieben sie überfahrbar, es sei denn, ein Radler nutzt sie. Und genau dazu sollen solche Streifen, angedacht auf gesamter Länge zwischen Kreisel Diepholzer/Weyher Straße und Bremer Tor, animieren. BPR verspricht sich davon, dass auf den gemeinsamen Geh- und Radwegen weniger „Konflikte“ zwischen Fußgängern und Radfahrern entstehen. Wobei diese noch immer „Radfahrer frei“ wären. Aber insbesondere Nutzer von E-Bikes, die teilweise sehr schnell unterwegs seien, sollen so auf die Straße geholt werden. Die Parkplätze, die sich auf der Fahrbahn befinden, müssten dafür aber wegfallen. Wobei die ohnehin nicht sonderlich stark genutzt werden, berichtete Wittrock.
Linksabbiegespur beim Brunnenweg
Auf Höhe von Fahrzeugbau Eggers soll zudem der dort bestehende Radweg auf drei Meter ausgeweitet werden. Und an der Einmündung zum Brunnenweg soll dessen Furt an die Straße herangeholt werden, damit darauf fahrende Schüler besser wahrgenommen werden. Die Situation rund um die Kooperative Gesamtschule (KGS) Brinkum kommentierte Wittrock mit: „Das habe ich so noch nicht gesehen.“ Die Verhältnisse seien absolut unübersichtlich – und die Verkehrsteilnehmer verhielten sich dementsprechend. Am Brunnenweg soll aus genau diesem Grund eine separate Linksabbiegespur eingerichtet werden, damit Autofahrer nicht mehr wegen des Drucks durch hinter ihnen wartende Fahrzeuge übereilt handeln.
Die Mittelinseln an den Fußgängerübergängen sollen übrigens bleiben. Verschwinden sollen hingegen die roten Markierungen dazu. Die sollten eigentlich dazu dienen, auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass hier Menschen zu Fuß die Straße überqueren. Die farbige Hervorhebung suggeriere diesen aber, sie hätten „Vorfahrt“. Was aber keineswegs der Fall sei. Rot unterlegt werden künftig nur noch die besagten Schutzstreifen, allerdings nur an den Einmündungen. Ansonsten wird es Piktogramme geben, die diese nochmals als Raum für Radler ausweisen, erklärte Wittrock.
Schon 2020 soll all dies umgesetzt werden – weil dann ohnehin 15 Jahre nach der letzten Instandsetzung wieder eine Oberflächensanierung ansteht. Beides könnte somit verbunden werden. Die „Grobkostenannahme“ von BPR liegt bei insgesamt knapp 450 000 Euro. Wobei Wittrock auf eine Nachfrage von Bernhard Helmerichs von Bündnis 90/Die Grünen mitteilen musste, dass Fördergelder nicht zu erwarten sind.
Uwe Schweers von der CDU haderte indes damit, dass Radfahren auf den Fußwegen weiter erlaubt sein soll. Wittrock entgegnete, das ganz auf die Schutzstreifen zu verlagern sei schwierig, da sich diese noch nicht etabliert hätten. Rolf Meyer von der SPD forderte überdies den Wegfall der eigentlich in der Planung erhaltenen Parkplätze direkt vor der Kita Meyerstraße. Stehen dort große Fahrzeuge, sei die Einsicht in die Einmündung nicht mehr gegeben, lautete seine Begründung.
Jürgen Timm von der FDP störte sich wiederum an dem Detail, dass die künftige Haltestelle Marktplatz auf Höhe des Parkplatzes am Bremer Tor schon berücksichtigt wurde. Man habe extra eine „offene Beschlusslage“ für den Brinkumer Ortskern, um die Investorensuche nicht weiter zu erschweren. Der Rest des Gremiums teilte diese Auffassung aber nicht. Interessiert aufgenommen wurde hingegen eine Anregung von Hartmut Lüllmann als Vertreter des Sozialverbandes: Ein Spiegel an der Einmündung zur Feldstraße könnte dort gefährliche Situationen vermeiden. Wie auch die weiteren Veränderungsvorschläge von BPR letztlich allgemeine Zustimmung fanden.