Stuhr. Ein Rundgang durch Stuhr macht schnell deutlich, dass der Gemeinde ein Zentrum fehlt. Ein Ort, an dem sich Jung und Alt, Groß und Klein gern aufhalten, sich treffen, an dem sie sehen und gesehen werden und – wenn sie mögen – miteinander ins Gespräch kommen. 2021 ergab eine Umfrage, dass Stuhrerinnen und Stuhrer großes Interesse an so einem Platz haben. „In Stuhr bietet sich dafür der Bereich rund um das Rathaus an“, erläuterte Dominik Kreuzhermes, Leiter des Fachbereichs Ortsentwicklung und Bauen. Doch die damit verbundenen Maßnahmen kosten Geld.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Gemeinde beim Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“ beworben. Erfolgreich. Im August 2022 kam die Zusage, die mit Fördermitteln in Höhe von 3,8 Millionen Euro verbunden ist. Im Dezember 2022 hat der Rat das Sanierungsgebiet „Ortskern Stuhr“ als Satzung festgelegt und am Sonnabend hat die Gemeinde beim bundesweiten Tag der Städtebauförderung das Rahmenkonzept vorgestellt. „Heute fällt sozusagen der Startschuss für die Stuhrer Ortskernentwicklung“, erklärte Bürgermeister Stephan Korte bei seiner Begrüßung. „Es geht jetzt darum, in enger Abstimmung mit der Bevölkerung ein urbanes Zentrum, einen Ortsmittelpunkt zu schaffen.“ Eine Bürgerbeteiligung ist ausdrücklich erwünscht. Einen ersten Schritt zur Umsetzung hat die Gemeinde jetzt gerade mit dem Kauf der alten Post unternommen, und auch die Suche nach einem neuen Domizil für die Feuerwehr hat begonnen.
Arbeitsintensive Umsetzung
„Für Eigentümerinnen und Eigentümer, die innerhalb des Sanierungsgebietes eine Immobilie besitzen und sie modernisieren wollen, ist die Ortskernsanierung interessant“, erklärt Brigitte Vorwerk von der BIG-Städtebau-GmbH. Die Umsetzung einer Ortskernentwicklung ist arbeitsintensiv und berührt viele unterschiedliche Gesetzesbereiche. Aus diesem Grund kann eine Gemeinde nach dem Baugesetzbuch eine externe Unterstützung hinzuziehen. In Stuhr hat die BIG-Städtebau-GmbH diese Aufgabe übernommen. Die Experten des Sanierungsträgers beraten Hausbesitzer beispielsweise zu Fördermöglichkeiten und steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten.
Im Zuge des Städtebauförderungstages informierte die Gemeinde Stuhr auch ausführlich über die geplante Fahrradzone, die zwischen Stuhrer Landstraße und Eisenbahn sowie Blockener Straße und Kleiner Deichfuß/Käthe-Kollwitz-Straße geschaffen werden soll. Beim Rundgang wurde deutlich, dass die Meinungen dazu sehr unterschiedlich sind. Die Bürgerinnen und Bürger stehen dem Konzept positiv, abwartend oder skeptisch gegenüber. Es wurden sogar Befürchtungen geäußert, die Straßen dürften nicht mehr mit dem Auto befahren werden. „Anlieger, Gäste und Lieferverkehr dürfen dort nach wie vor mit dem Auto fahren“, erläuterte Petra Dierks, Sachbearbeiterin Verkehr bei der Gemeinde. Es gelten weiterhin Verkehrsregeln wie "Vorfahrt achten" und "Rechts vor Links". Der Unterschied besteht darin, dass Radfahrerinnen und Radfahrer besondere Rechte haben. Sie bestimmen beispielsweise das Tempo und dürfen sogar nebeneinander fahren. Ziel ist, mehr Sicherheit für Radfahrende zu schaffen, aber auch für Fußgänger, denn in der Fahrradzone müssen Radfahrer auf der Straße fahren. Ausnahmen bilden hier Kinder bis zehn Jahre, die weiterhin auf dem Gehweg fahren dürfen. Bauliche Maßnahmen sind nicht geplant. An den Zufahrten, wie beispielsweise Moselallee, Elbestraße und Pablo-Picasso-Straße, werden aufgestellte Schilder und Piktogramme auf der Fahrbahn die Verkehrsteilnehmer auf die Fahrradzone aufmerksam machen.
Den ganzen Sonnabendnachmittag beantworteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stuhrer Gemeindeverwaltung die Fragen zur Fahrradzone und zur Ortskernentwicklung. Interessierte konnten das Sanierungsgebiet mit einer Schnitzeljagd erkunden, Kinder genossen es, sich in der Hüpfburg auszutoben, die Concert-Chorgemeinschaft Stuhr unterhielt die Anwesenden mit klassischen Liedern, Stände mit Speisen und Getränken erfreuten Besucherinnen und Besucher.
Programm auch in Leeste
Auch die Gemeinde Weyhe hat sich am Tag der Städtebauförderung beteiligt und bei der Gelegenheit vorgestellt, was sich in Leeste auch abseits der Hauptverkehrsadern alles tut. Die seit Anfang des Jahres angelegte, neue Nahwegeverbindung durch den Ortskern und die umgestalteten Grünanlagen, insbesondere der Park „Leester Wäldchen“, wurden der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu gab es viele Hintergrundinfos und die Möglichkeit zum Blick in die Zukunft.
Umrahmt wurde der Tag der Städtebauförderung wie in Stuhr von einem bunten Programm. Das Kulturbüro der Gemeinde Weyhe hatte unter anderem die Samba-Percussion-Band Confusao engagiert, die entlang der Wegeverbindung aufgetreten ist. Auch der Walking-Act von Stelzen-Art war mit von der Partie.