Syke-Heiligenfelde. Dr. Hussien Salem übernimmt zum 1. Januar 2021 die Hausarztpraxis im Ärztehaus am Kirchplatz in Heiligenfelde. Am Dienstag unterschrieb der 35-jährige Weyher den Mietvertrag im Syker Rathaus. Für die Stadt als Vermieterin unterzeichnete Sykes Bürgermeisterin Suse Laue, die sehr zufrieden damit ist, dass so schnell ein Nachfolger für Dr. Holger Ahlsdorff gefunden werden konnte. „Super, dass wir einen so reibungslosen Übergang hinbekommen“, freute sie sich.
Dr. Hussien Salem stammt ursprünglich aus Syrien. Er studierte Medizin im türkischen Konya und spezialisierte sich zunächst auf Kardiologie. Neben Deutsch spricht er daher auch Arabisch, Englisch und Türkisch. 2011 kam er nach Deutschland und arbeitete acht Jahre lang als Kardiologe, sattelte dann jedoch um auf Allgemeinmedizin. „Eigentlich wollte ich Chirurg werden“, verrät er. „Doch als Chirurg sieht man seine Patienten nur einmal.“ Zu wenig für seinen Geschmack. Er bevorzugt die langfristige Betreuung: „Dann kann man Patienten besser behandeln“, ist er überzeugt. Als Assistenzarzt arbeitete er daher die vergangenen beiden Jahre in zwei Praxen in Weyhe. „Da habe ich schon gemerkt, dass viele Patienten aus Syke nach Weyhe kamen“, berichtet er.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) machte ihn schließlich darauf aufmerksam, dass es in Syke an Hausärzten mangelt und damit generell ein großes Patientenpotenzial vorhanden ist. Tatsächlich liegt die Versorgung in Syke bei 89 Prozent, weiß auch Suse Laue zu berichten. Mit der Übernahme der Praxis in Heiligenfelde kann diese Quote lediglich gehalten werden. „Uns fehlt immer noch eine Hausarztpraxis“, sagt Suse Laue. Das sehe man auch an den Patientenzahlen in Heiligenfelde, die zurzeit rund 1200 knapp über dem Durchschnitt liegen. Dennoch plant Salem, auch neue Patienten aufzunehmen.
Nach dem Tipp durch die KV nahm Salem Kontakt mit Ahlsdorff auf, den er bereits von Bereitschaftsdiensten kannte. „Eigentlich dachte ich daran, als angestellter Arzt anzufangen“, bekennt er. Doch stattdessen berichtete Ahlsdorff ihm von seinen Plänen, etwas kürzer zu treten und sich auf die Hypnosetherapie zu konzentrieren, sodass er die Praxis aufgeben würde. Salem entschloss sich daher, die Praxis zu übernehmen, auch, weil er auf die Unterstützung der KV, des Landkreises und der Stadt bauen kann. 60 000 Euro Fördergelder stehen ihm zur Verfügung. Und der junge Arzt hat viel vor.
Die Praxis soll modernisiert, vergrößert und digitalisiert werden. Neue Geräte sollen die heimatnahe Versorgung, ohne lange Fahrten zu Fachärzten, sicherstellen; auch ein barrierefreier Zugang zur Praxis ist gewünscht. Außerdem setzt er mit beispielsweise Impfungen und Gesundheits-Checks verstärkt auf Prävention. Die langfristige Betreuung der Patienten ist sein Ziel.
Vor den langen Arbeitszeiten, die das gerade auch im ländlichen Raum mit sich bringen kann, ist ihm dabei nicht bange. „Die Arbeit als Landarzt ist stressig“, weiß er sehr wohl. Das hat er in den vergangenen beiden Jahren als Assistenzarzt in Weyhe bereits feststellen können. Doch diese Arbeit mache ihm Spaß, sei für ihn also „positiver Stress“. „Ich möchte dort arbeiten, wo ich gebraucht werde“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. „Ich bin gespannt auf die Patienten und freue mich darauf.“ Zudem biete die Praxis mit ihren rund 300 Quadratmetern genügend Raum, um noch jemanden einzustellen. Das Potenzial sei groß, ist er überzeugt, doch noch sei das Zukunftsmusik. „Man geht Schritt für Schritt.“