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Fotoausstellung in Syke Karl-Heinz Wiechers Venedig

Seit rund zehn Jahren ist Karl-Heinz Wiechers regelmäßig in Venedig zu Gast. Seitdem hat er die touristische Entwicklung der Stadt mit der Fotokamera dokumentiert. Eine Ausstellung zeigt 35 seiner Fotos.
01.02.2017, 00:00 Uhr
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Von Marie Lührs

Seit rund zehn Jahren ist Karl-Heinz Wiechers regelmäßig in Venedig zu Gast. Seitdem hat er die touristische Entwicklung der Stadt mit der Fotokamera dokumentiert. Eine Ausstellung zeigt 35 seiner Fotos.

Gondelfahrten durch breite Kanäle, die hier und dort von eleganten Brücken überzogen sind, der Markusplatz mit seinen traditionellen Gebäuden und farbenfrohe Masken – diese Bilder zieren Reisekataloge, die für die italienische Stadt Venedig werben. Sie spiegeln allerdings nur bedingt das Bild der Stadt wieder, das nun im Café Alte Posthalterei zu sehen ist. „Venedig Unplugged“ nennt Karl-Heinz Wiechers seine Fotoreihe, mit der er einen kritischen Blick auf den Massentourismus wirft, der die Stadt überläuft.

Die neue Ausstellung ist kontrastreich. So stehen sich Bilder von imposanten Kreuzfahrtschiffen, deren Schatten die halbe Stadt in Dunkelheit zu legen scheinen, jenen Aufnahmen gegenüber, die ein sehr idyllisches Bild von Venedig zeichnen. „Die Auswüchse des Tourismus“ stünden so dem Ursprünglichem gegenüber. „So könnte es sein“, sagt Wiechers mit Blick auf eine nächtliche Szenerie, in den eine junge Frau allein am Kanal entlang spaziert.

Tragisch, schön und skurril

Tragisch, schön, aber auch skurril sind die Aufnahmen von Wiechers. Denn neben den bedrohlich wirkenden Schiffen, die die Kathedrale zu überragen scheinen, und urbanen Szenen, sind dem Venedig-Fan auch einige kuriose Szenen vor die Linse geraten. Darunter ein junges Paar, das am Rande des Markusplatzes seelenruhig auf dem Boden Schach spielt. Seit rund zehn Jahren ist Wiechers regelmäßig in Venedig zu Gast. Abgesehen von den Sommermonaten habe er sich dort bereits zu jeder Jahreszeit in einer kleinen Ferienwohnung einquartiert. In dieser Zeit kam er nicht umhin, die touristische Entwicklung der Stadt zu erleben und gleichermaßen mit der Kamera zu dokumentieren.„Normale Wohnungen, Geschäfte, Bäckereien und Trattorien werden aufgelöst, stattdessen gibt er immer mehr Glasläden und Hotels“, moniert Wiechers. Viele Einwohner der Stadt könnten ihr Leben in Venedig nicht mehr finanzieren und müssten in die Vororte ziehen. Bei einem Besuch in Las Vegas habe er auch das Venetian gesehen, ein Hotel, das von einem Themenpark im Stile Venedigs umgeben ist. „Das ist ein wahnsinniger Blödsinn“, findet Wiechers und fürchtet, dass auch die Realvorlage eines Tages zu einer Karikatur ihrer selbst verkommt.

Der Großteil seiner Fotografien stammt aus dem Jahr 2013, auch neue Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr sind in der Ausstellung zu sehen. Eine Besonderheit an ihnen sei auch ihr Untergrund. Wiechers habe sie nämlich auf ein spezielles Aquarell-Papier gedruckt. Die Noppenstruktur des Papiers soll die historischen Gebäude hervorheben. Auf manchen Bildern lässt sich die unebene Oberfläche im Himmel erkennen.

Kreuzfahrtschiffe als Zumutung

Die Kreuzfahrschiffe, die regelmäßig Venedig ansteuern, seien gleich in doppelter Weise eine Zumutung für die Stadt. Die Wellen, die die riesigen Dampfer vor sich her treiben, würden die Fundamente der Häuser und auch die Stege der Gondoliere angreifen, erklärt Wiechers. Und auch die Umwelt habe unter den Besuchern, die per Schiff anreisen, zu leiden. Denn während diese in Venedig vor Anker lägen, würden sie ordentlich Öl verheizen. Die Überreste, die durch die Schlote in die Luft aufsteigen, sind auf einigen Aufnahmen deutlich zu sehen. Im Gegenzug ließen die Touristen, die auf den großen Dampfern in die Stadt kommen, nur wenig Geld da, denn abgesehen von einigen Souvenirs, bekämen sie schließlich alles Weitere auf dem Schiff.

„Mein persönlicher Eindruck ist, dass es das Venedig, das ich vor zwölf Jahren kennengelernt habe, bald nicht mehr gibt“, fürchtet der Fotograf. „Die Urbanität geht flöten, nur noch Tinnef-Läden entstehen.“

Einen eigenen Eindruck von den zwei Seiten Venedigs können sich die Gäste des Cafés bei der Vernissage am Sonnabend, 4. Februar, ab 19 Uhr machen.

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