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Kreismuseum Syke "Man glaubt gar nicht, was hier alles in der Erde ist!"

Besucher dürfen seit dem 25. Mai wieder ins Kreismuseum Syke kommen. Doch ab sofort brauchen die Gäste einen Schnelltest. Ralf Vogeding freut sich trotz der neuen Anordnung auf reichlich Besuch im Haus.
28.05.2021, 17:06 Uhr
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Von Joshua Leive

Syke. „Alles besser als gar nicht!“ Ralf Vogeding, Leiter des Kreismuseums Syke, ist froh, die Türen für Besucher wieder öffnen zu dürfen. Seit dem 25. Mai darf er wieder Gäste im Museum begrüßen – aber nur mit Anmeldung, vorherigem Schnelltest und begrenzter Besucherzahl.

„Alle reden von Lockerung, aber für uns war das eine Verschärfung“, findet Vogeding die nun geltenden Auflagen mit Schnelltests komplizierter als zuvor. „Das Schwierigste war, immer auf dem Laufenden zu sein: Ab welcher Inzidenz dürfen wir was?" Den Mitarbeitern im Büro zollt Vogeding daher Respekt: „Sie haben die meiste Arbeit gehabt." Denn: Anmeldungen werden nicht nur telefonisch, sondern auch über E-Mail angenommen. Da müsse man beides stets im Blick haben und gleichzeitig Fragen der Besucher beantworten.

Dabei ist das Hygienekonzept des Kreismuseums seit vergangenem Jahr etabliert. In den Gängen stehen Desinfektionsstationen bereit, die Wege und damit Laufrichtungen sind ausgeschildert, sodass keine Ansammlungen oder Begegnungen entstehen – und im gesamten Gebäude gilt eine Beschränkung auf maximal 20 Besucherinnen und Besucher. Dabei darf das Museum eigentlich mehr als 20 Gäste hereinlassen, zeigt Vogeding auf. Doch der Museumsleiter weiß auch: Die meisten Menschen zieht es ins neue Forum, zum Gesseler Goldhort. Deswegen habe man sich entschieden, die Anzahl zu senken, damit alle Angemeldeten gleichzeitig die Objekte dort besichtigen können.

Denn der Gesseler Goldhort ist das Kleinod des Kreismuseums, das spektakulärste Ausstellungsstück und damit Anziehungspunkt. Noch bis Sonntag, 20. Juni, ist er vollständig im Original ausgestellt. Danach werden dauerhaft nur drei Originalobjekte in Syke bleiben. Der Rest geht zurück ins Landesmuseum Hannover, zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung. Die anderen Stücke werden dann durch hochwertige Replikationen ersetzt. Dafür wurde 3D-Druck eingesetzt, erklärt Nele Miethig, Kuratorin für die archäologische Sammlung des Kreismuseums Syke. Der 3D-Druck basiert auf dem Scan des Bodens der Fundstelle, welcher schon bei der präzisen Ausgrabung der Objekte geholfen hat.

Wie das genau vonstatten gegangen ist, kann in der Ausstellung ebenfalls nachvollzogen werden. Denn die Ausgrabung des Gesseler Goldhorts konnte wissenschaftlich genauestens dokumentiert werden. "Das ist das Besondere an diesem Fund", unterstreicht Nele Miethig. Der Kontext einer Ausgrabung sei für Archäologen unglaublich wichtig. Denn erst anhand der Sedimente erkenne man häufig, wie alt etwas ist.

Auch in welchem Kulturraum etwas gefunden wurde, ist entscheidend. So können Beifunde zu einem Objekt wichtige weiterführende Informationen enthalten. Ein Beifund des Goldhortes sind beispielsweise sechs Bronzenadeln, die über dem Objekt vergraben wurden. An einer der Nadeln wurde Flachsfaden gefunden, dessen Analyse eine genaue Datierung des Objektes erst möglich gemacht hat. "Nur so können die Objekte zu uns sprechen", bringt Nele Miethig es auf den Punkt.

Deshalb wird im Forum auch nicht nur der Goldhort gezeigt. Vielmehr zeigt die Ausstellung viele Funde, die entlang der Trasse der Nordeuropäischen Erdgasleitung gefunden wurden. Der Gesseler Goldhort sei zwar Namensgeber, aber das Forum ist mehr als nur der Goldhort, unterstreicht Nele Miethig deshalb. "Die Archäologie im Landkreis Diepholz ist reichhaltig", sagt sie, und das soll man im Forum auch spüren. So ist auch geplant, dass es monatliche Veranstaltungen im Forum geben soll. Bei einem kühlen Getränk sollen dann interessante Vorträge zur lokalen Archäologie gehalten werden.

Normalerweise kommen Familien und Freunde ins Museum, Schulgruppen machen sich kundig, werden im museumspädagogischen Bereich tätig, oder es wird Kindergeburtstag gefeiert. Veranstaltungen wie der Bauernmarkt oder der Kunsthandwerkermarkt sind beliebt und ziehen die Besucher normalerweise in Scharen an. All das darf das Museum noch nicht. Nur langsam kommt wieder Schwung in den Besucherfluss. Die Öffnung ist „für uns nur rudimentär“, bedauert der Museumsleiter. Vogeding hofft daher, bald wieder alles ermöglichen zu können, was das Museum zu bieten hat. Die ersten Besucher zieht es natürlich zum Goldhort. "Es ist schön, das Original sehen zu können", ist aus ihren Reihen zu hören. Doch auch sie nehmen mehr mit, als sie erwartet haben: „Man glaubt gar nicht, was hier alles in der Erde ist!"

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