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Das Porträt Weltenbauer und Figurenerfinder

Zehn Bücher hat Hendrik Lambertus in den vergangenen vier Jahren veröffentlicht. Doch der Syker Autor schreibt nicht nur, sondern bietet auch Workshops zum Schreiben lernen an.
22.12.2021, 17:51 Uhr
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Weltenbauer und Figurenerfinder
Von Sarah Essing

Syke. Lebendige Bücher, die sprechen und laufen können, schillernd bunte Schwellenwesen, ein mysteriöser Mann in Lederjacke mit Leopardenfellkragen, Zwerge, Elben, Orks und eine Bremer Uhrmacherfamilie. Diese bunte Mischung bevölkert die Bücher von Hendrik Lambertus. Der 42-jährige Schriftsteller aus Syke schreibt Fantasy und historische Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die bei Bastei Lübbe, Ueberreuter oder im Rowohlt Verlag erscheinen. Sein Berufsziel war das allerdings nicht unbedingt, als er nach dem Abitur seiner Leidenschaft folgte: "Ich wusste immer, dass ich Sprachen studieren wollte."

Und so studierte er Sprachen. "Die Texte, der Klang reizen mich", sagt er. "Anfangs wollte ich aber zuerst pragmatisch sein." Also kombinierte er Linguistik mit Informatik und Psychologie. In Tübingen, seiner "Lieblingsstadt", wie der gebürtige Hannoveraner selbst sagt. Weil sie so bunt und weltoffen sei, "halb schwäbisches Dorf, halb Weltstadt". Dort wuchs seine Liebe zur Sprache. Über die Germanistik entdeckte er die Skandinavistik und vor allem die alten Versionen dieser germanischen Sprachen. Bald mussten deshalb Informatik und Psychologie weichen. Stattdessen wechselte er zu Germanistik, Skandinavistik und Indologie, konzentrierte sich auf Altisländisch, Mittelhochdeutsch und Sanskrit. "Ich war der einzige mit dieser Kombination", bekennt er mit einem Schmunzeln, sich sehr wohl der Exotik dieser Fächerkombination bewusst.

Für ihn war es jedoch genau das richtige. Lambertus stürzte sich mit Begeisterung in die alten Mythen und Geschichten. Vor allem die altisländischen Heldensagen, diese Kombination aus Geschichte und Mythen, haben es ihm angetan. "Die sind sehr spannend und lakonisch erzählt."

Bis zum Doktortitel blieb er an der Universität Tübingen. Damals sei er auch davon ausgegangen, dass er dort bleiben werde, bekennt er. Forschend und lehrend in seinem Fachbereich. Doch es sollte anders kommen. Als Doktorand unterrichtete er Studenten und schrieb zeitgleich an seiner Promotion. Der Titel: "Von monströsen Helden und heldenhaften Monstern", eine Untersuchung zu den 'Riddarasögur', isländische Heldensagen aus dem Mittelalter. "Dabei habe ich festgestellt, dass ich die Dinge mache, die gern mache: schreiben und unterrichten." So begann er zu überlegen, wie er diese Vorlieben vielleicht auch außerhalb der Universität einsetzen könnte. "Ich entdeckte, dass es Leute gibt, die Schreiben unterrichten." Parallel zu seiner Dissertation begann er, Schreibkurse zu geben.

Als seine Frau eine Stelle als Lehrerin in Syke angeboten bekam, zog das Paar samt der vier Kinder an die Hache. Das war auch für Lambertus' Schreibworkshops von Vorteil, erkannte er bald. In Tübingen sei er einer unter vielen mit diesem Angebot gewesen, "hier bin ich der einzige, der Schreibkurse anbietet", ist er zufrieden mit seiner Entscheidung. Zumal sich bald erste Erfolge einstellten. Einigen Kunden, die an seinen Kursen teilnahmen, konnten ihre Texte unterbringen. "Das hat mich dazu gebracht, meine eigene Schreiberei wieder ernster zu nehmen", sagt er.

Seine erste Geschichte über einen Prinzen und eine Bratpfanne habe er zwar nie zu Papier gebracht, aber für sich habe er "schon immer" geschrieben. "Ich konnte mir gut Figuren ausdenken und Welten", sagt er. Doch das Plotten, das Erstellen eines Handlungsgerüsts für Geschichten, lag ihm nicht. "Ich habe vieles begonnen, aber wenig zu Ende gebracht."

Das sollte sich in Syke ändern. Inspiriert von seinen Schreibschülern, schrieb Hendrik Lambertus seinen ersten Roman fertig, und erweckte damit prompt das Interesse einer Literatur-Agentur. "Ihnen gefiel mein Stil, aber das Buch war ihnen wohl ein wenig zu 'speziell, zu nischig'", berichtet er mit einem leisen Lächeln. Die Agentur wünschte sich etwas "Klassischeres", eine Völker-Fantasy, wie Markus Heitz sie beispielsweise mit seinen "Zwergen" bekannt gemacht hat. Lambertus hatte keinerlei Berührungsängste. "Da konnte ich mich austoben", schwärmt der Weltenbauer und Figurenerfinder. Sogar Karten habe er zeichnen dürfen. "Das fand ich toll!" Daraus wurde die erste Fantasy-Trilogie – Zwillingsblut." Eine Geschichte um Menschen, Elben, Zwerge, Orks und den Kettenfürsten, der die letzten freien Länder unterwerfen will. 2018 erschien der erste Band im Lübbe Verlag, nur ein Jahr später der dritte. "Ich bin ein Schnellschreiber", zuckt Lambertus fast entschuldigend mit den Schultern.

Seine Leser wissen das jedoch zu schätzen. Kommen sie so doch in den Genuss von mittlerweile zehn Büchern – in nur drei Jahren! Denn parallel zu seiner Trilogie "versuchte" er, sich auf Empfehlung seiner Agentur auch noch an Kinder- und Jugendbüchern. "Da hatte ich zunächst Hemmungen", bekennt er. Doch weil seine Kinder so langsam in das Lesealter kamen, probierte er es aus. Mit Erfolg. Die Abenteuer seiner Buchagenten, die Geschichten von der Monsterschule, das Tierwandlerabenteuer von Nicodemus Faust und sein erster Jugendroman "Schwarzes Glas" wurden alle beim Ueberreuter-Verlag veröffentlicht. "Und das zu schreiben, was man als Kind selbst gern gelesen hätte, ist ein unbedingter Vorteil!"

Festlegen will er sich damit jedoch nicht. Das zeigt schon sein Ausflug ins historische Genre: ein Roman über eine Uhrmacherfamilie in Bremen. "Davon möchte ich mehr schreiben", verrät er. "Ich liebe es, mich in Historisches reinzufühlen." Ideen für historische Romane in Hannover und Braunschweig hat er auch schon. Im Fantasy-Bereich möchte er zudem wieder gern ein Stück zurück zu seinen Ursprüngen: Sein Herz schlägt für den Steampunk. "Da, wo man mehr experimentieren kann." Auch eine längere Serie könnte er sich vorstellen. "Wo man nicht alles in ein Buch packen muss, sondern Platz hat, um die Welt zu entwickeln." Ideen hat er jedenfalls noch reichlich.

Zur Sache

Alle Bücher von Hendrik Lambertus auf einen Blick:

Das Erbe der Altendiecks - Eine Uhrmacher-Saga, Rowohlt Verlag

Zwillingsblut-Trilogie:

Band 1: Der Kampf der Zwerge

Band 2: Die Magie der Elben

Band 3: Der Zorn der Orks, alle Bastei Lübbe

Kinder- und Jugendbücher (alle bei Ueberreuter erschienen):

Schwarzes Glas - Die Reise in die Zwischenwelt

Die Mission der tollkühnen Bücher

Die 2. Mission der tollkühnen Bücher

Die Mitternachtsschule - Erste Stunde Geisterkunde

Die Mitternachtsschule - Lektion zwei: Sirenenschrei

Unter dem Namen "Die Satzweberei" betreibt er zudem eine Schreibwerkstatt für alle, die sich für das Handwerk des Schreibens interessieren. Informationen dazu finden sich im Internet unter www.satzweberei.de.

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