Noch kurz vor dem Wochenende warten Jutta und Jan Kornau, ihres Zeichens Inhaber der gleichnamigen erfolgreichen Cafés in Bruchhausen-Vilsen, mit einer Nachricht auf, die es für viele ihrer Kunden in sich haben wird. Das Café an der Bahnhofstraße wechselt zum Jahresende nämlich den Besitzer. Die Übernahme des vor 18 Jahren eröffneten Cafés erfolgt im Januar. „Wir machen aber weiter“, versichert Jutta Kornau und verrät auch, in welchem Umfang, wer die Filiale übernimmt und was das für die Mitarbeiter bedeutet.
„Wir haben uns überlegt, dass wir kürzertreten wollen“, lässt Jutta Kornau kurz und schmerzlos die Bombe platzen. Altersteilzeit nennen die 47-Jährige und ihr 54-jähriger Mann Jan Kornau das Ganze scherzhaft. Wobei der Verkauf des Geschäfts nicht mehr Freizeit bedeute. „Wir werden die Öffnungszeiten auf nachmittags und sonntagvormittags erweitern. Aber wir haben auch am Mittwoch einen Ruhetag“, erklärt Jutta Kornau. Wenn man das Leben ändere, solle dies schließlich auch Auswirkungen haben.
Ehrfürchtige Nachfolge
Vielmehr gehe es also darum, sich zu verkleinern. Und da die Filiale an der Bahnhofstraße das größere Pendant zum Verkaufsort an der Kanalstraße ist, stand der Entschluss schnell fest. Denn, auch wenn sich alle einig sind, dass die Lage ein Kundenmagnet ist, ist sie für Jutta Kornau „eben auch mit viel Arbeit und Investitionen verbunden.“ In der Filiale an der Bahnhofstraße sei nämlich einiges zu tun. Ein Grund übrigens, warum die Stammkunden an der Bahnhofstraße den Inhaberwechsel nicht sofort mit Kaffee und Kuchen feiern können. Denn ab Januar wird erst einmal gebaut.
„Die komplette Einrichtung muss ersetzt werden, die ist 20 Jahre alt“, bringt es Jutta Kornau auf den Punkt. Die Kosten dafür sind nach den Worten von Holger Orlamünde im „hohen sechsstelligen Bereich“ anzusiedeln. Warum er das so genau weiß? Er wird ab Januar der neue Inhaber des Geschäfts sein.
Das ebenfalls familiengeführte und auf Bäckerei spezialisierte gleichnamige Unternehmen war für Jutta und Jan Kornau die erste und einzige Wahl. „Wir hätten auch vier oder fünf Bäcker aus dem Umkreis ansprechen können, aber das haben wir absichtlich nicht getan“, sagt Jan Kornau. Orlamünde konnte bei ihm und seiner Frau vor allem durch ihre hohen Qualitätsstandards überzeugen. „Wir haben viele Parallelen, wie die gleiche Philosophie“, sagt Jutta Kornau. Für das Familienunternehmen Orlamünde ist die Übernahme eine Expansion, der bisherige Stammsitz in Schwarme wird nicht verlagert.
Dabei hat Holger Orlamünde die Anfrage von Jutta und Jan Kornau erst einmal verdauen müssen. Seine erste Reaktion: „Das geht nicht. Café Kornau ist eine Institution in Vilsen. Das muss weiterlaufen.“ Erst nach und nach sei ihm bewusst geworden, dass das ein ernstes Angebot gewesen sei. Dennoch ist sich der Schwarmer Unternehmer seiner Verantwortung bewusst. „Für uns ist das eine Herausforderung. Wir treten in riesige Fußstapfen, und in die müssen wir erst reinwachsen“, zeigt sich Holger Orlamünde bescheiden. Zudem sei das Unternehmen noch relativ neu auf dem Café-Gebiet und müsse dort Erfahrungen sammeln. „Aber im Frühstücksgeschäft ist er das schon und das ist heutzutage eine Hausnummer“, spricht ihm Jan Kornau Mut zu.
Damit wirklich alle glücklich sein können, musste letztlich nur noch für die Mitarbeiter eine verträgliche Lösung gefunden werden. Auch das scheint gelungen. Die Arbeitskräfte, die nicht in die Kanalstraße wechseln, dürfen unter dem Orlamünde-Banner weiter in der Bahnhofstraße arbeiten. „Es wird niemand seinen Arbeitsplatz verlieren“, versichert Jutta Kornau. Letzteres machen – nach jetzigem Stand – ein Bäcker sowie zwei Voll- und fünf Teilzeitkräfte aus dem Verkauf aus. Holger Orlamünde freut‘s: „Es sind alle Mitarbeiter herzlich willkommen. Wir lassen niemanden auf der Straße stehen.“