Twistringen. Wer kennt sie nicht, die Geschichte der dänischen Autorin Karen Blixen (Meryl Streep) und Denys George Finch Hatton (Robert Redford) aus dem mit monumentalen Bühnenbildern ausgestatteten Film „Jenseits von Afrika“? Prämiert mit einem Oscar und Golden Globe. Doch was wäre dieser Film ohne die vom Komponisten John Berry perfekt intonierte Orchesterbegleitung zu diesem Welterfolg? Dieser Hörgenuss war am Sonnabendabend die Zugabe eines wunderbaren Konzerts in der Aula des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Twistringen.
Das Twistringer Blasorchester mit seiner Nachwuchsabteilung Lips And Sticks hatte nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause zum Frühjahrskonzert 2022 geladen, rund 200 Gäste waren dieser Einladung gefolgt. Die tags zuvor von der niedersächsischen Landesregierung angekündigten Lockerungen befreiten die Zuhörer von der Maskenpflicht auf den Sitzplätzen. Die gut 40 Musikerinnen und Musiker, unter dem Dirigat von Oscar Alemany Lopez, hatten Filmmusiken in ihrem Gepäck. Sie vermittelten den begeisterten Zuschauern einen Hauch von Hollywood so nah, dass man sich zeitweise in einem Kino wähnte – es fehlte nur die Leinwand.
Die Musik zum Film „Chicken Run“ von den Komponisten John Powell und Harry Gregson-Williams war der temporeiche Opener an diesem Abend. Dirigent Alemany Lopez ließ seine musizierenden Hennen und Hähne rennen, dass „Rocky“, der Star dieses Films, seine helle Freude daran gehabt hätte. Zu den bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten in der Filmgeschichte der Gegenwart zählt wohl auch der Amerikaner Henry Mancini. Seine Kompositionen zu „Frühstück bei Tiffany“, „Der rosarote Panther“ oder „Riverboat“ sind Welterfolge. Den älteren Zuschauern dürfte die Fernsehserie „Die Dornenvögel“ mit Richard Chamberlain und Rachel Ward noch in bester Erinnerung sein. So wurde auch dieser weltberühmte Komponist an diesem Abend mit einem Medley mit dem Titel „Henry Mancini in Concert“ gewürdigt.
Wer der gekonnten Moderation des ersten Vorsitzenden des Twistringer Blasorchesters, Frank Maruschewski, Filmtitel wie „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ oder „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ entnahm, der kommt an Harrison Ford, vor seinem geistigen Auge stehend, nicht vorbei. Auch dieser Film lebt von seinen berauschenden Bühnenbildern und der von John Williams komponierten Musik. Die „Indiana Jones Selection“ forderte dann auch dem Orchester sein ganzes Können ab. Hier kam das ganze Volumen aller 40 Instrumente zum Ausdruck, gefolgt von einem bravourösen Dirigenten.
Vor der Pause hatte sich für ein kleines Kaleidoskop bekannter Filmmusiken das Jugendorchester Lips And Sticks von den Erwachsenen „abgenabelt“ und präsentierte ihre auf einer Freizeit einstudierten Kurzstücke. Für Dirigentin Danielle McBryan war es der erste Einsatz mit dem Nachwuchs, den sie gekonnt meisterte. Kein Geringerer als der Bruder des weltbekannten Komponisten Leonard Bernstein, Elmer Bernstein, hatte musikalisch „The Magnificent Seven“, besser bekannt als die „Glorreichen Sieben“, in die Sättel ihrer Pferde geholfen. Ennio Morricone setzte mit „Once Upon A Time In The West“ aus dem Filmklassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“, den Westernreigen fort. Die Melodien dieser weltbekannten Filmmusiken ließen in einigen Passagen durchaus auch mal Gänsehautgefühl aufkommen. Mit den Glanzlichtern aus dem Robin-Hood-Soundtrack und „Pirates Of The Caribbean“ endete ein wundervoller Konzertabend.
Was den Kinos dieser Republik in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt versagt blieb, ihrem Publikum die Welt der Filme mit ihren Stars zu präsentieren, ist dem Twistringer Blasorchester zumindest musikalisch mehr als gelungen. Engagierte Musikerinnen und Musiker mit einem sehr präsenten Dirigenten Oscar Alemany Lopez ernteten stehende Ovationen für einen musikalischen Hörgenuss.