Ein Beitrag in den sozialen Netzwerken war der Stein des Anstoßes: In diesem Jahr will Landwirt Theodor Fohne auf seinen Feldern in Weyhe Blühpatenschaften anbieten und damit die Mitbürger beim Thema Insekten- und Naturschutz mit ins Boot holen. Nachdem bereits Landwirte aus anderen Kommunen im Landkreis Diepholz solche Blüh- beziehungsweise Bienenpatenschaften angekündigt hatten, kam in einer Facebook-Gruppe die Frage auf, ob es die auch in Weyhe gibt, erinnert sich Fohne. Ihm fiel auf: „Das gibt es noch nicht.“ Also machten er und sein Sohn, der ebenfalls Theodor heißt, sich ans Werk und stellten eine solche Aktion auf die Beine.
Dass sich solche Konzepte bewähren können, haben die Fohnes bereits aus nächster Nähe beobachtet. „Bei uns gegenüber gibt es eine Obstbaumwiese mit Patenschaften – dort sind wir selbst Paten“, sagt Fohne senior. Für die Blühpatenschaften will der Landwirt nun eine Fläche von fünf Hektar zur Verfügung stellen.
Bis Anfang Mai sollen dann die Blühmischungen ausgesät werden, zuerst auf der Fläche am Mittelweg in Leeste. „Die Blumen blühen den ganzen Sommer über, sodass immer wieder etwas Neues zeitversetzt kommt“, erläutert Sohn Theodor Fohne. Zu rund zehn Komponenten zählen etwa Ringel- und Sonnenblume, Phacelia, Senf oder Lupine. Bereits im Vorjahr habe er so kleinere Flächen bewirtschaftet. Mit den Blühpatenschaften soll das erweitert werden.
Die Blühwiesen sollen nicht nur über die Sommermonate schön aussehen, sondern insbesondere den Insekten auch wichtigen Lebensraum bieten. „Vor allem die Bienen sind auch für uns lebenswichtig, weil sie unsere Kulturen bestäuben“, spricht Fohne senior von einem Interesse der Landwirte am Umweltschutz. Als weiteren Effekt der Blühpatenschaften hoffe die Familie, mehr mit den Mitbürgern in Kontakt zu treten. „Wir wollen, dass die Leute sehen, dass wir etwas für die Natur tun“, sagt Fohne junior. In zweiter Instanz findet außerdem Niederwild so neuen Schutzraum. Interessierte seien auch eingeladen, sich selbst einen Eindruck vom Familienbetrieb und der Bewirtschaftung der Felder zu verschaffen.
Ihnen ist es wichtig, zu zeigen, dass auch die konventionelle Landwirtschaft an Nachhaltigkeit interessiert ist. „Wir müssen mit der Umwelt und den Ackerflächen so umgehen, dass auch die nächsten Generationen auf dem Acker arbeiten können“, sagt Fohne senior. Seit mehreren Jahren arbeite er deshalb bereits mit einem Imker zusammen: Der stelle zur Blühzeit seine Bienenstöcke in das Rapsfeld. „Wir haben noch nie Probleme gehabt, dass das mit dem Pflanzenschutz kollidiert“, merkt er an. Denn der Betrieb halte sich an alle Vorgaben. Probleme bereite hier eher die Faulbrut-Krankheit.
Fohne erzählt weiter, dass die Bienenzucht immer beliebter werde – die geplanten Blühflächen könnten also einen Trend weiter begünstigen. Gleichzeitig blickt Fohne skeptisch auf die politischen Entscheidungsträger, wenn sie die Arbeit der konventionellen Landwirte noch weiter regulieren wollen. „Wir können die Pflanzen nicht so versorgen, wie wir müssen“, kritisiert er, „die Produktion wird eingeschränkt“. Damit werde es für die hiesigen Landwirte schwieriger, gute Lebensmittel zu produzieren. Mitbewerber aus dem Ausland dürften jedoch diese Verfahren anwenden und ihre Produkte in Deutschland verkaufen – ein Wettbewerbsnachteil.
Mit den Blühpatenschaften erfolgt der Schulterschluss mit der Bevölkerung: Regionale Landwirtschaft trifft regionalen Naturschutz. „Wir wollen sehen, wie das anläuft und angenommen wird“, sagt Fohne junior. Wichtig sei, nun erst einmal anzufangen und dann zu sehen, wie sich das Projekt weiterentwickelt.
Eine Blühpatenschaft für 50 Quadratmeter kostet 25 Euro pro Jahr, für 100 Quadratmeter sind es 45 Euro; inbegriffen sind Saatgut, Flächenausgleich und Arbeitsaufwand. Paten erhalten außerdem eine Urkunde. Interessierte können sich bei Theodor Fohne unter der Rufnummer 0172/5304290 oder per E-Mail an theodorfohne@gmx.de melden. Die Blühwiesen dürfen ausdrücklich besichtigt werden.
Andere Patenschaften im Landkreis
Auch andere Landwirte im Norden des Landkreises Diepholz bieten bereits ähnliche Projekte an. So startete etwa der Varreler Landwirt André Mahlstedt bereits 2019 mit dem Projekt „Bienenpatenschaft“ und gestaltete dafür eine rund anderthalb Hektar große Ackerfläche in eine Blühwiese direkt vor seinem Hof Mahlstedt an der Grünen Straße in Varrel um. Kontakt zu André Mahlstedt können Interessierte telefonisch unter der Rufnummer 01 74 /1 84 13 17 oder per E-Mail an andremahlstedt@web.de aufnehmen.
Und auch auf dem Bauernhof Büntemeyer und Lehmkuhl in Syke baut Ingo Büntemeyer bereits seit mehreren Jahren auf einigen Flächen Blühstreifen für Honigbienen und andere Insektenarten an. Auch für diese Flächen werden Bienenpaten gesucht. Telefonisch ist der Hof unter 0 42 42 / 5 07 68 oder über ein Kontaktformular auf der Internetseite unter www.hofladen-buentemeyerundlehmkuhl.de erreichbar.
Die Patenschaften kosten auch jeweils für 50 Quadratmeter 25 Euro pro Jahr. Für 100 Quadratmeter zahlen Teilnehmer 45 Euro.