Weyhe-Dreye. Bereits den dritten Tag in Folge haben am Donnerstag zahlreiche Mitarbeiter des Edeka Foodservice-Lagerstandorts in Dreye gestreikt. Zu dem Streik hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Bezirk Bremen-Nordniedersachsen, aufgerufen. Hintergrund ist die seit Anfang Mai laufende Tarifrunde für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel sowie im genossenschaftlichen Großhandel. "Die Beschäftigten haben jetzt zu viel Monat für zu wenig Gehalt über", sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Tobias Uelschen.
Verdi fordert für die rund 140.000 Beschäftigten in Bremen und Niedersachsen eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent (mindestens jedoch um 400 Euro) sowie ein Plus von 250 Euro bei der Ausbildungsvergütung. Dafür soll eine Laufzeit von zwölf Monaten gelten. Nach Angaben der Gewerkschaft liegt dagegen das Angebot der Arbeitgeberseite bei einer Gehaltserhöhung von 5,1 Prozent ab September 2023, weitere 2,9 Prozent sollen dann ab August 2024 gezahlt werden. Beides soll auch für Auszubildende gelten. Dazu soll im Folgemonat nach Tarifabschluss und zum Januar 2024 jeweils eine Einmalzahlung von 700 Euro fließen (jeweils die Hälfte für Auszubildende und für Teilzeitbeschäftigte anteilig). Angeboten wird dazu eine Laufzeit von zwei Jahren.
Verdi kritisiert, dass den Beschäftigten "zügige und dringend benötigte Lohnerhöhungen" verweigert werden. Dabei habe der Handel in der Corona-Pandemie außerordentlich gut verdient. "Der Streik ist die einzige Möglichkeit, unsere Forderungen zu unterstreichen", sagt eine Mitarbeiterin in Dreye, die sich am Donnerstag wie zahlreiche Kollegen von 1 Uhr in der Nacht bis in den Vormittag hinein zum Streik vor der Einfahrt des Lagers an der Zeppelinstraße eingefunden hat. Ihr fehle die Wertschätzung, nur klatschen reiche nicht. In Dreye herrsche ein gutes Miteinander, es sei aber wichtig, Solidarität zu zeigen.

Bereits um 1 Uhr in der Nacht begann am Donnerstag der Streik in Dreye. Dazu hatte Verdi auch einen Pavillon und Sitzgelegenheiten zur Verfügung gestellt.
Im Schnitt 60 bis 70 Mitarbeiter haben sich laut Tobias Uelschen pro Tag am Streik in Dreye beteiligt. Insgesamt arbeiten dort rund 200 Menschen im Schichtbetrieb. Aus dem Dreyer Lager werden zum Beispiel Hotels und Gastronomie, Pflegeheime und Tankstellen beliefert. Die Auswirkungen seien bereits spürbar, einige Kunden würden zum Teil gar nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt beliefert, es staue sich im Lager auch schon im Tiefkühlbestand, so Uelschen. "Wir haben auch schon gehört, dass Lieferantentermine verschoben wurden", fügt Thomas Wark vom Betriebsrat hinzu.
Ein einzelner Streiktag reiche aber nicht mehr aus, um mehr Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, begründet Uelschen die schon jetzt mehrtägige Arbeitsniederlegung. Ob in den kommenden Tagen noch weiter gestreikt wird, wollen die Gewerkschafter nicht sagen, sie schließen es aber ausdrücklich auch nicht aus. "Wir behalten uns eine weitere Eskalation vor", sagt Tobias Uelschen.