Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Erster Jahrgang aus Leeste 40 Jahre Abi und doch kein Fest

40 Jahre ist es her, dass Anette Wittrock aus Kirchweyhe mit ihren rund 40 Mitschülern das Abi an der Kooperativen Gesamtschule in Leeste gemacht hat. Nach dem Maifeiertag hätten sie das feiern wollen.
24.04.2020, 18:05 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Maike Plaggenborg

Weyhe-Leeste. Sie waren um die 40 Schüler und sie waren die ersten, die ihr Abitur an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Leeste gemacht haben: Der Abiturjahrgang von 1980 wollte sich im Mai treffen, doch daraus wird nun coronabedingt nichts. Bis zu einem möglichen Nachholtermin zehren die Schüler von einst von den Erinnerungen: dem Abistreich zum Beispiel, einer Bombendrohung und dem Auftritt einer heute sehr bekannten Frau.

Am 2. Mai sollte sie steigen, die Feier des ersten Abijahrgangs, der vor 40 Jahren die Penne in Leeste für immer hinter sich ließ. Das dritte oder vielleicht auch vierte Treffen wäre es jetzt gewesen. So genau weiß Anette Wittrock das nicht mehr. Für dieses Jahr hatten die damaligen Abiturienten bereits im Herbst mit der Planung der Feier begonnen – Initiator war einer von ihnen, der heute in Dithmarschen lebt. Schwierig sei es gewesen, überhaupt ein Lokal zu bekommen. Terminlich passte alles gut mit dem Feiertag. Alles lief über Whatsapp. Und der Austausch dort war nicht nur dafür gedacht. „Da wird auch nach alten Fotos gefragt“, sagt Wittrock, die selbst kaum noch welche im Repertoire hat. Jemand hatte anlässlich der nun abgesagten Feier eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Ein anderer hatte geantwortet: „Das kann ich nur empfehlen. Ich habe da 1978 geschlafen“, gibt die Kirchweyherin die Unterhaltung lachend wieder.

Der Blick zurück auf damals ist ein guter, wie es scheint. „Das Verhältnis zu den Lehrern war ganz locker“, sagt die heute 58-Jährige. Ein Grund dafür: „Die Lehrer waren nicht viel älter als wir.“ Politisch seien sie gewesen, die Einflüsse der 68er-Generation spürbar. Gezeigt hätte sich das an dem Unterrichtsstoff. Selbst im Englischunterricht, als es dort um Minderheiten ging. Wittrock wertet das heute als Vorzug eines nicht einheitlichen Abiturs, das sich so dann auch im Lehrplan wiederfand. Und sie spricht von einer Art Aufbruchstimmung damals. Denn auch in Sachen Kurssystem waren die damaligen Leester Schüler die ersten. „Man konnte nach Interesse wählen.“ Wittrock selbst ließ sich in Gemeinschaftskunde mit dem Thema Gewerkschaften und in Geschichte zum Judentum prüfen, außerdem in Physik und Englisch. Mit einer 2,8 ging sie nach dem Abi nach Hildesheim und studierte Sozialpädagogik. Dann ist sie wieder zurückgekommen – wie die meisten ihrer Mitschüler von 1980, die ihr Zuhause im Umfeld fanden. Am weitesten entfernt lebt einer von ihnen: in München. „Die ersten werden 60, einige sind schon kurz vor der Rente.“ Auch die KGS selbst ist nicht mehr dieselbe. Damals sei die Schule noch nicht eigenständig gewesen. Sie gehörte zum Gymnasium Syke und trug auch den Namen – mit dem Zusatz Dependance Leeste, wie Wittrock sagt.

Offiziell verliehen wurden die Zeugnisse Anfang Juni vor 40 Jahren – in der Aula der Schule, und dort fand auch der Abi-Ball statt. Damals deutlich unprätentiöser als heute, „schick schon, aber nicht so aufgebrezelt“, sagt Wittrock. Für reichlich Aufregung sorgte eine Bombendrohung, die kurz vor dem Start der Feier auflief. „Die Polizei war auch da“, sagt Wittrock. Wer dahinter steckte, wurde allerdings nicht aufgeklärt. Auf den Vorfall folgte ein Programmpunkt, der eigentlich erst im Nachhinein besonders scheint. Teil der Feier war ein Auftritt von Katja Riemann, die zwei Jahrgänge unter dem von Wittrock war. Gemeinsam mit einer Freundin hatte die heute erfolgreiche Schauspielerin gesungen. Abitur wäre nicht Abitur ohne Streich. „Wir waren in der Beziehung ganz harmlos“, sagt die Kirchweyherin. Die Idee könnte nicht besser in die Zeit passen: „Wir haben die Autos der Lehrer mit Klopapier eingewickelt.“

Ob es einen Nachholtermin für die 40-Jahre-Abi-Feier gibt? „Wir wissen ja nicht, wie es weitergeht“, sagt Wittrock. Vielleicht komme ein neues Datum im Herbst infrage. Allerdings: „Ich glaube nicht, dass wir dann mit der Corona-Krise durch sind.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)