Ein kaltes Nahwärmenetz für die Grundschule Lahausen samt Sporthalle und Kindertagesstätte rückt in greifbare Nähe. Die Probebohrung dafür ist Anfang April in 160 Metern Tiefe durch die Firmen R+R Pumpentechnik aus Fischerhude und Erdwärme-Messtechnik GmbH aus Bremen erfolgt – mit einem positiven Ergebnis. "Die Wärmeleitfähigkeit ist gut und reicht für unsere Bedürfnisse vollkommen aus", sagt Christian Siekmeier, der bei der Gemeinde Weyhe mit dem Bereich Gebäudewirtschaft betraut ist.
Eine korrekt ausgelegte Anlage verursache heutzutage keine Schäden am Boden mehr, sagt Bastian Hische von der Firma Erdwärme-Messtechnik. Das sei in der Anfangszeit der Technik in den 1950er-/1960er-Jahren zum Teil der Fall gewesen. Die Hauptfrage bei den Voruntersuchungen sei zu ermitteln, welchen Bedarf es gibt und ob sich die Installation des kalten Nahwärmenetzes rechnet. Auf Basis des Energiekonzeptes für die zu versorgenden Gebäude erfolgt nun eine Vorsimulation. Laut Hische sieht es danach aus, als könnte die zu erwartende Heizlast nach Sanierung mit der geplanten Anzahl von 46 bis 50 Erdsonden gut und nachhaltig abgedeckt werden. Da im Zuge der Probebohrung keine Unwägbarkeiten festgestellt worden sind, wird die Gemeinde nun zeitnah die Ausschreibung des Gesamtprojekts beginnen.
Unterirdisches Schlauchsystem
Bei dem Wärmenetz handelt es sich um ein geschlossenes Kunststoffschlauchsystem, das in das Erdreich als Rohrschleifen eingesetzt wird. Die Rohre aus robustem Kunststoff haben eine Wandstärke von drei Millimetern und werden im Erdreich durch Winkel verschweißt. Wasser wird durch die angeschlossene Wärmepumpe durch die Schläuche gepumpt, wodurch die Temperatur steigt. Das Wasser im Schlauchsystem, die Sole, wird üblicherweise mit Glykol als Frostschutzmittel versetzt. Da der Bereich in Lahausen jedoch in einem Wasserschutzgebiet liegt, müsse dort darauf verzichtet werden, sagt Hische: "Große Anlagen sind so ausgelegt, dass es eine große thermische Trägheit gibt, sodass darauf verzichtet werden kann." Das kalte Nahwärmenetz soll künftig die Gasheizung in den Gebäuden in Lahausen ersetzen. "Wir wollen weg von den fossilen Brennstoffen", bekräftigt Bürgermeister Frank Seidel das Ziel der Gemeinde, bis 2035 klimaneutral zu sein.

Die Probebohrung in 160 Metern Tiefe ist erfolgt.
Die Technik gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, in den vergangenen 20 Jahren hat sie aber deutlich an Fahrt gewonnen, sagt Bastian Hische. Das größte Projekt in der Nähe befindet sich an der Humboldtstraße in Bremen und wird von einer Bürgerinitiative realisiert. Wesentlich geläufiger als Erdwärmesysteme sind in der Praxis derzeit Luftwärmepumpen. Für größere, zusammenhängende Anlagen seien kalte Nahwärmenetze neben Fernwärme im Grunde aber alternativlos, sagt Hische. Bei Luftwärmepumpen gelte nämlich: "Je größer die Anlagen werden, desto ineffizienter werden sie." Die Quelltemperatur liege in 160 Metern Tiefe in der Region nämlich ungefähr bei 14, 15 Grad – und damit deutlich über der Lufttemperatur im Winter.
Fertigstellung könnte 2027 erfolgen
Bis 2027 sind für das Projekt Mittel im Haushalt der Gemeinde bereitgestellt. "Wenn es gut läuft, ist das ein gutes Jahr, um das Projekt fertigzustellen", sagt Christian Siekmeier. Beim Bauprozess würde die Gemeinde versuchen, den Schul- und Kitabetrieb so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Da der Auftrag noch nicht vergeben wurde, steht der Kostenrahmen entsprechend auch noch nicht fest. "Wir sind mittlerweile dahin gekommen, dass man nicht nur das Geld sieht. Das war vor zehn Jahren noch anders", sagt Bürgermeister Seidel.