Weyhe. Zahlreiche Frauen und Männer haben sich mit Taschen ausgestattet und bilden vor dem Louise-Ebert-Zentrum eine lange Schlange. Bei sommerlichen Temperaturen warten sie geduldig darauf, ein Los überreicht zu bekommen. Im Weyher Umsonstladen können die Kunden anschließend für kleines Geld stöbern und neue Schätze entdecken. Seit Beginn der Pandemie hatte der Laden eineinhalb Jahre geschlossen und kehrte dann mit Unterbrechungen zurück. Nun können Interessierte abermals die vielfältige Ware begutachten und Spender haben die Möglichkeit, ihr Hab und Gut auszusortieren.
Gegenstände abgeben kann jeder, der sich von seinen Besitztümern verabschieden und dabei Ressourcen sparen möchten. Zum Sortiment gehören neben Kleidungsstücken auch Bücher, DVDs, Töpfe, Bettwäsche oder Dekorationsartikel. Ermöglicht wird das gesamte Angebot durch das ehrenamtliche Team des Umsonstladens. Dieses setzt sich aus etwa 20 engagierten Frauen zusammen. "Ins Leben gerufen wurde der Umsonstladen vor fast 20 Jahren von Eva Böller", informiert Mitstreiterin Ute Blanke. Mit dem Projekt wollte die damalige Weyher Gleichstellungsbeauftragte ihr zufolge vor allem ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität setzen. Honoriert wurde der Umsonstladen 2016 sogar mit der Wahl zur Weyher Organisation des Jahres.
Etwa 70 Menschen besuchen den Umsonstladen bei jedem wöchentlichen Termin. Das Angebot richtet sich derweil nicht nur an Geflüchtete oder Bedürftige. "Jeder, der gern stöbert, kann den Umsonstladen besuchen", betont Blanke. Die Hauptarbeit falle jeden Dienstag an. Dann nehmen die Frauen diverse Spenden an und sortieren die Ware. Zahlreiche Bürger würden das Angebot jeden Dienstag sowie Mittwoch wahrnehmen und ihre Spenden abgeben. Die Gegenstände seien zwar gebraucht, aber dennoch hochwertig. "Interessierte sollten nur Dinge vorbeibringen, die sie selbst auch noch nutzen würden", sagt sie.
Ein weiteres Teammitglied ist Elisabeth Becker aus Bremen. "Meine Chefin hat mir damals vorgeschlagen, den Umsonstladen zu besuchen", erinnert sie sich. Nun ist sie zuständig für die Kindersachen. "Wir sind eine tolle Gruppe, die sich aus vielen verschiedenen Nationalitäten zusammensetzt", freut sich die Helferin, die seit etwa zehn Jahren ehrenamtlich beim Umsonstladen aktiv ist. Unter anderem gehören Frauen aus der Ukraine, Russland und den Philippinen zum Team.
Katja Frerichs besuchte das Louise-Ebert-Zentrum in der Vergangenheit bereits als Kundin. "Früher war ich mit meinen Kindern hier, habe ihnen einen Euro in die Hand gedrückt und sie durften den Laden durchstöbern", sagt sie. Schließlich wurde Frerichs vom Team gefragt, ob sie sich ebenfalls ehrenamtlich engagieren möchte. Danach habe sie im Café der Einrichtung geholfen. "Dieses Angebot mussten wir aufgrund der Pandemie auf Eis legen", so Blanke. Dort träfen Menschen normalerweise aufeinander, die sich sonst nie kennengelernt hätten. "Das Café ist ein Treffpunkt für viele aus der Umgebung", sagt Katja Frerichs.
Spenden an gemeinnützige Zwecke
Die Frauen haben verschiedene Aufgaben, springen bei Bedarf aber auch füreinander ein. Einige stehen am Einlass und verteilen Lose, andere füllen die Ware nach oder hängen die Klamotten wieder auf. "Wir ergänzen uns und sind eine gute Gemeinschaft", sagt Frerichs. "Obwohl wir uns aus verschiedenen Altersgruppen zusammensetzen, harmoniert die Gruppe." Das Engagement halte die Frauen zudem jung.
20 Menschen dürfen den Laden gleichzeitig für 20 Minuten betreten. Die Kunden werden gebeten, selbst Taschen für ihre Ware mitzubringen. Für einen Fördereuro können maximal zehn Kleidungsstücke und drei andere Teile mitgenommen werden. Als ein Teil gelten zum Beispiel jeweils fünf Bücher, drei CDs, drei Kleidungsstücke für Kleinkinder oder ein Kinderspielzeug. Pro Einkaufstasche ist die Mitnahme eines Elektrogeräts oder einer Bettwäsche für zwei Betten gestattet. "Nach jeder Runde legen wir nach, damit alle Besucher gute Sachen durchstöbern können", sagt Ute Blanke. Das gesammelte Geld – mitunter über 1000 Euro – kam in den vergangenen Jahren vielen verschiedenen Zwecken zugute, darunter zum Beispiel die Tafel, der Naturschutzbund oder die Lebenshilfe.