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Landkreis Diepholz Bestäuber in Schwarz-Gelb

Die Insektenbeauftragten im Landkreis Diepholz geben Tipps zum Beginn der Wespen-Saison. Die ersten Königinnen dürften nämlich langsam, aber sicher aus der Winterstarre erwachen.
08.04.2022, 11:55 Uhr
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Bestäuber in Schwarz-Gelb
Von Wolfgang Sembritzki

Landkreis Diepholz. Der Frühling beginnt und mit ihm auch die Betriebszeit einiger Tiere, die sich in der Bevölkerung nur geringer Popularität erfreuen: Die Rede ist von Wespen. Wer im Sommer und Herbst nicht mit ungewollten Nestern konfrontiert werden möchte, sollte schon jetzt seine Sinne schärfen und ein Auge darauf haben, wo die Wespen sich niederlassen wollen, weiß Weyhes Insektenberater Heiko Janßen. Denn durch die erwarteten Temperaturanstiege in den kommenden Tagen erwachen die Wespen-Königinnen aus ihrer Winterstarre, in der sie versuchen, der Kälte und dem Nahrungsmangel der kalten Jahreszeit zu trotzen. Jetzt geht es für die Tiere darum, ein neues Volk zu gründen. "Sie werden jetzt so langsam munter", so Janßen.

Haben die Königinnen erst einmal begonnen, ihre Siedlungsorte zu beziehen, lässt sich dieser Prozess nicht mehr ohne Weiteres stoppen. Die beiden gängigsten Wespenarten, die Gemeine und die Deutsche Wespe, lassen sich gerne in der Nähe menschlichen Wohnraumes nieder, etwa unter Dachüberständen, in Gartenhütten oder in Rollladenkästen. Von daher sollten Menschen darauf achten, Ansiedlungen von Wespen nur dort zuzulassen, wo sie auch tatsächlich gewünscht sind.

Stören und Zugang blockieren

Fliegt eines der Insekten etwa in einen Rollladenkasten, ist es an der Zeit zu handeln. Hier bietet sich an, die Tiere entweder leicht mit einer Wassersprühflasche zu bespritzen oder den Rollladen öfter herauf- und herunterzufahren: "Dann wird es ihnen ungemütlich", erklärt Heiko Janßen den Effekt. Die Wespe suche sich dann einen anderen Ort, an dem sie störungsfrei ihr Quartier für die warme Jahreszeit aufschlagen kann. Rollläden oder Mauerritzen, aus denen die Königin vertrieben wurde, sollten anschließend allerdings etwa mit einem Stopfen verschlossen werden, um zu verhindern, dass das Tier wiederkommt und einen neuen Anlauf an selber ungewollter Stelle wagt.

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Etwa ab Ende Mai sei das Unterfangen Nestvermeidung dann allerdings aussichtslos. Auch wenn viele bis dahin noch nichts gemerkt haben, ist die Operation Staatenbildung, wenn es richtig warm wird, in vollem Gange. "Das fällt lange nicht auf", erklärt Henning Greve, Insektenbeauftragter der Stadt Syke auf Nachfrage. Wespen könnten lange unbemerkt in nächster Nähe zum Menschen anwesend sein und sich ihr Nest bauen.

"Lästig" würden die Tiere allerdings erst gegen Ende des Sommers und Anfang des Herbsts, wenn sich die Königinnen bereits mit den Drohnen gepaart haben, sich der Staat aufzulösen beginnt und die Drohnen umherirren und etwa Futter suchen, so Heiko Janßen. Aber: "Die haben kein Interesse an uns", beschwichtigt der Melchiorshauser. Solange der Mensch den Insekten nicht in die Quere komme und diese sich nicht bedroht fühlen, passiere überhaupt nichts. Sollte sich allerdings einmal eine Wespe in den Haaren verfangen und Panik bekommen, solle man lieber direkt mit der flachen Hand auf das Tier schlagen, um gefährliche Einstiche auf der Kopfhaut zu vermeiden.

Nutzen im Ökosystem

Wer Fragen zum Umgang mit Wespen hat, kann sich bei den gemeindlichen Insektenberatern Auskunft holen. Henning Greve betont, dass Wespen mitnichten einfach nur aggressive Tiere sind. Vielmehr hätten sie konkrete Nutzen im Ökosystem, indem sie etwa Pflanzen bestäuben, sich von kleineren Insekten wie Mücken ernähren und damit dafür Sorge tragen, dass deren Population nicht plage-ähnliche Ausmaße annimmt: "Sie halten alles im Gleichgewicht", resümiert Greve.

Die Wespen werden ihrerseits von größeren Tieren wie Hornissen oder Vögeln gefressen, fügt Heiko Janßen an. Da sich Wespen darüber bewusst sind, dass auch sie Fressfeinde haben, setzen sie häufig zum Zick-Zack-Flug an, wenn sie vermuten, in Gefahr zu sein, so Greve. Auch bei der Begegnung mit Menschen komme das vor. In diesem Fall rät er dazu, die Tiere in Frieden von dannen ziehen zu lassen.

Sollte es eine Königin wider Erwarten schaffen, ins Innere eines Hauses zu fliegen und dort einen Staat samt Wespennest aufzubauen, gilt es, Ruhe zu bewahren. Zuständig für die Entfernung ist seit 1978 nicht mehr die Feuerwehr, erklärt Heiko Janßen: "Damals gab es ein neues Naturschutzgesetz." Das sei auch vonnöten gewesen, da die Nester dann meist nur zerstört wurden. Wespen stehen allerdings unter Naturschutz. Von daher sind bei Ansiedlungen die gemeindlichen Insektenbeauftragten zu rufen, die die Situation inspizieren. Mitunter seien der Schutzanzug und eine vorsichtige Versetzung des Stammes gefragt, so Greve.

Es komme allerdings auch vor, dass die Nester an Ort und Stelle verbleiben können, da sie unauffällig sind, wie etwa die der sächsischen Wespe, deren Domizile ungefähr tennisballgroß werden können. Das Einsprühen von potenziellen Niststellen oder Besprühen der Tiere mit Insektiziden verbiete sich allerdings, sagt Heiko Janßen mit Blick auf den Schutzstatus der Wespen.

Zur Sache

Insektenbeauftragte im Landkreis Diepholz.

Wer Rat zum Umgang mit Wespen, Hornissen und weiteren Insekten sucht, kann sich an die Insektenbeauftragten im Landkreis Diepholz wenden. In Weyhe ist Heiko Janßen täglich ab 16 Uhr für Erichshof, Lahausen westlich der Bahn, Leeste und Melchiorshausen zuständig und unter der Nummer 04 21 / 80 34 66 zu erreichen. Um Ahausen, Dreye, Jeebel, Kirchweyhe, Lahausen östlich der Bahn und Sudweyhe kümmert sich ebenfalls täglich ab 16 Uhr Ulrike Kunze, ihre Nummer lautet 0 42 03 / 7 00 52 08. Stuhrs Insektenbeauftragter Hans-Heinrich Wolfrum ist unter der Telefonnummer 04 21 / 56 09 94 oder mobil unter der Nummer 01 51 / 50 74 32 90 erreichbar. Sein Stuhrer Kollege Erich Sigloch ist unter der Nummer 0 42 21 / 3 05 60 erreichbar.

In Syke sind Henning Greve (0 42 42 / 30 90) und Jean-Louis Jullien (0 42 42 / 32 75) zuständig. In Bassum ist Norbert Tilger (0 42 49 / 9 99 79 06 oder 01 52 / 31 71 54 84) der Insektenbeauftragte, in Twistringen ist Anke Conradi zuständig und unter der Nummer 01 79 / 3 66 60 77 erreichbar. In Barnstorf sind Bernhard Partmann (0 54 42 / 4 77 95 76) und Vitale Rein (01 73 / 1 82 99 43) die Insektenbeauftragten. Wer in Lemförde Rat sucht, ist bei Petra Joswieg-Dietrich unter der Nummer 0 54 43 / 9 29 70 66 richtig. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Landkreises unter www.diepholz.de

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