Weyhe. Seit rund einem dreiviertel Jahr ist Heiko Janßen bereits Naturgartenbeauftragter der Gemeinde Weyhe (wir berichteten) und er hat dabei alle Hände voll zu tun. Und die Arbeit wird vorerst nicht weniger, schließlich steht der Frühling vor der Tür. Das ist aber auch so gewollt: "Wir wollen das Angebot an den Mann und an die Frau bringen", sagt Ulrike Ehlers, die bei der Gemeinde Weyhe für den Landschaftsplan zuständig ist.
Denn das Ansinnen ist wichtig: Die Klimakrise ist in vollem Gange, mit allen ihren Auswüchsen wie etwa dem Rückgang der Artenvielfalt. Doch da lässt sich gegensteuern: "In den privaten Gärten ist noch ganz viel Potenzial da", weiß Ehlers. Weyher Bürger können sich von Janßen kostenlos beraten lassen, um ihren Garten ökologisch aufzustellen. Der Naturgartenbeauftragte berät aber nicht nur bei bestehenden Gärten, sondern weiß auch für Neuanlagen Rat. Seit seinem Amtsantritt hat er bereits 17 Gartenbesitzer beraten, bei 16 war der Garten schon bepflanzt, eine neue Anlage kam hinzu. "Gärten sind ganz ganz wichtig", betont Janßen, gerade als Heimstätte für Insekten, Vögel, Amphibien und Reptilien, die bedroht sind.
"Insekten stehen im Fokus und das ist auch richtig so, weil sie am unbeliebtesten sind und am wichtigsten", streicht Janßen heraus. Rund 80 Prozent aller Nutzpflanzen würden von Insekten bestäubt, von daher täten Nahrungsangebote für die Bestäuber dringend Not. Für den Privatgarten gelte es, "vom Frühjahr bis in den Herbst etwas Blühendes" vorzuweisen, nun könne mit den Frühblühern wie Schneeglöckchen begonnen werden. Auch im Trend liegen Obstbäume: "Da hat man dann auch selber etwas davon", so Janßen weiter. Die Faustregel laute, dass alles, was für den Menschen genießbar ist, auch den Insekten helfe. Von daher seien auch Küchenkräuter im Garten gut aufgehoben. Der Vorteil am Gemüsegarten: "Wenn man etwas selbst gezogen hat, weiß man, was drin ist und es ist auch ein schöner Zeitvertreib."
Doch sieht Janßen das Kernproblem beim Menschen: "Für viele ist der Garten die Fortsetzung des Wohnzimmers, dass da nicht noch gebohnert wird, ist ein Wunder", scherzt der Gartenbeauftragte. Viel zu sehr werde sich in heutigen Gärten verkünstelt, dabei könnte man auch einfach "mal nichts tun" und etwa das Gras ein paar Zentimeter höher stehen lassen, anstatt es regelmäßig niederzumähen. Auch gelte es, auf chemische Dünger und Pestizide zu verzichten: "Die Pflanzen, die man damit am Leben halten kann, bringen einem nichts." Zudem gehöre jeder Garten ausreichend gewässert, gerade in diesen Zeiten, in denen die Sommer immer trockener werden.
Von seinen bisherigen Beratungserfahrungen sei er "erstaunt, wie viele keine Ahnung haben", für die meisten Menschen sei das oberste Kriterium, dass der Garten gut aussehe. Daher haben Janßen und Ehlers immer Tipps im Gepäck: Gerade bei neuen Gärten sei es wichtig "Pionierpflanzen nicht kommen zu lassen". Darunter fielen Gehölze wie Birken oder Pappeln, die sonst wild sprießen. Hecken und Stauden eigneten sich dagegen sowohl als Gartenschmuck als auch als Nahrungsquelle und Unterschlupf für Tiere. Pflanzmischungen müssen sich dabei nicht auf bestimmte Areale beschränken, diese seien auch etwas für den Rasen. Wer zum ersten Mal den grünen Teppich aussäe, sollte den Boden auflockern, die Oberfläche ebnen und könne durchaus auch diverse Pflanzen in die Samen mischen. Absolutes No-Go sei im Garten dagegen der Kirschlorbeer: "Der ist die letzte Stufe vor Plastik", so Janßen. Auch Pflanzen mit gefüllten Blüten und einige Rosenarten, von denen kein Duft und kein Nektar ausgeht, täten nichts zur Artenvielfalt.
Wer keinen Garten, sondern nur einen Balkon oder einen Blumenkasten auf der Fensterbank hat, sei beim Unterfangen zum Artenschutz allerdings nicht außen vor. Denn auch für die Kästen gebe es insektenfreundliche Pflanzmischungen. Auch mobile Hochbeete, in denen sich etwa Tomaten ziehen lassen, ließen sich auf dem Balkon problemlos anlegen. Die Garten-Profis arbeiteten auch gerade an einer Übersicht: "Wir wollen Listen erarbeiten, welche Pflanzen richtig sind", so Ehlers. Dabei sollen auch die Bezugsquellen genannt werden. Denn es zähle auch bei der Gartenbepflanzung das Gebot der Nachhaltigkeit: "Viele geben viel Geld für Kurzzeitpflanzen aus, von einer Staude habe ich zehn Jahre etwas", rät Janßen. Er rät zu Pflanzen aus regionaler Zucht, da diese bereits an das hiesige Klima gewöhnt seien.
Die Beratung des Weyher Naturgarten- und Insektenbeauftragten Heiko Janßen ist kostenlos, bei Kontaktaufnahme lassen sich Termine vereinbaren. Erreichbar ist der Hobbygärtner unter der Telefonnummer 04 21 / 80 34 66 oder unter der E-Mail-Adresse heiko-janssen@web.de.