Landkreis Diepholz. Es war eine reine Kopfentscheidung, sagt Lars Genthe. Und gleichzeitig auch die schwierigste, die er bisher in seiner Zeit bei der Feuerwehr habe treffen müssen: "Mein Herz sagt etwas anderes." Seit diesem Monat ist der Leester nicht mehr der Kreisjugendfeuerwehrwart des Landkreises Diepholz. Nach 16 Jahren hat der 51-Jährige das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. „Mir geht es gut. Niemand muss sich Sorgen machen", beruhigt Genthe. Jedoch weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung als Rettungsassistent auch, dass die Signale des Körpers nicht ignoriert werden dürfen.
Mit zehn Jahren trat Genthe der Jugendfeuerwehr in Leeste bei. "Ich fand es damals toll, dass jemand da war, der etwas für die jungen Leute gemacht hat", beschreibt er, wie ihn bereits damals die Jugendarbeit begeistert hat. "Gerade im ländlichen Bereich ist man darauf angewiesen, dass die Leute in die Feuerwehr eintreten." Sie zu motivieren und gut auszubilden, damit sie womöglich später in den aktiven Feuerwehrdienst eintreten, war stets sein Antrieb. Insgesamt drei Jahrzehnte engagierte sich Genthe bei der Kreisjugendfeuerwehr. 1992 hatte er mit der Jugendarbeit als Schiedsrichter beim Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Weyhe mitgewirkt und danach immer mehr Aufgaben übernommen, bis er schließlich Kreisjugendfeuerwehrwart wurde. Als solcher stand er im regen Austausch mit den Jugendwartinnen und -warten vor Ort und begleitete das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager. Außerdem war er Bindeglied zum Dachverband in Hannover. Eine gute Ausbildung liegt ihm am Herzen, denn bestenfalls sind es ganze acht Jahre, die Kinder und Jugendliche in der Nachwuchsabteilung verbringen.
Vor allem schöne Erinnerungen verbindet Genthe mit seinem Amt, aber da ist auch etwas, das er weniger positiv im Gedächtnis behält: die mehrmalige Absage des Kreisjugendfeuerwehrzeltlagers im Zuge der Corona-Pandemie. "Alle vermissen es. Davon lebt schließlich die Jugendarbeit." In diesem Jahr hätten die Zelte eigentlich in Bruchhausen-Vilsen aufgeschlagen werden sollen, mehr als 2?000 Teilnehmer und bis zu 600 Helfer waren erwartet worden. Nun soll das seit Jahren größte Jugendfeuerwehrzeltlager Niedersachsens 2023 in Weyhe stattfinden. Die Besonderheit im Kreis Diepholz ist zudem, dass viele andere Landkreise nur alle drei Jahre ein eigenes Zeltlager ausrichten, so ist auch der Turnus auf Landesebene. "Für die anderen ist es ein normaler Rhythmus, für uns ist es aber eine Katastrophe, drei Jahre warten zu müssen." Neben der Großveranstaltung hat er sich auch immer auf die Jahreshauptversammlungen gefreut, wo die geballte Kreisjugendfeuerwehr zusammen kommt.
Wenige Wochen nach der Bekanntgabe, dass das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager 2022 ausfällt, hatte Genthe seinen Rückzug erklärt. Das habe jedoch nichts miteinander zu tun gehabt, betont er. "Ich wusste das schon vor der Entscheidung, dass das Zeltlager ausfällt."
54 Jugendfeuerwehren gibt es im Landkreis mit mehr als 1500 Jugendlichen und 19 Kinderfeuerwehren. Insgesamt besteht der Jugendapparat aus rund 2500 Mitgliedern. "Es ist eine große Familie", sagt Lars Genthe, der weiterhin im aktiven Dienst seiner Ortsfeuerwehr bleiben möchte.