Ihre berufliche Zukunft sieht Edda Cordes entweder im sozialen oder im gestalterischen Bereich. Für beide Branchen hat die Oberschülerin aus Bruchhausen-Vilsen schon erste Erfahrungen gesammelt: in einem Kindergarten und in einem Floristikbetrieb. Ihre Ziele sind das Abitur und eine erfolgreiche Karriere. Ihr Mitschüler Hannes Brümmer hat auch schon konkrete Vorstellungen, wohin ihn das Berufsleben nach seinem Schulabschluss treiben soll. Landwirt möchte er werden und später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen.
Nachzulesen ist dies im neuen Azubi-Finder, den die Oberschule Bruchhausen-Vilsen (OBS) nun nach zweijähriger Pause wieder herausgebracht hat. Mehr als 60 Schülerinnen und Schüler des aktuellen Abschlussjahrgangs stellen sich darin vor und hoffen, dass so der ideale Ausbildungsbetrieb auf sie aufmerksam wird.
Was ist die Idee hinter dem Azubi-Finder?
Für die Oberschule, speziell die Schulsozialarbeiterinnen Andrea Sordon und Anja Westers, ist es nicht die erste Broschüre, mit denen sie ihre Schützlinge in die Ausbildung bringen wollen. "Vor einigen Jahren kam der Schulförderverein auf uns zu und hatte uns von dieser Idee berichtet", sagt Sordon. Vorbild war eine ähnliche Broschüre, die eine Schule in Achim erstellt und an Betriebe in der Region verteilt hat. Zwei Jahre Vorlaufzeit hat es gebraucht, um erstmalig 2018 den Azubi-Finder in Bruchhausen-Vilsen herauszugeben – mit Unterstützung des Schulfördervereins, Vilsa-Brunnen, der Volksbank und dem örtlichen Rotary-Club.
Das Konzept ist simpel, wie Sordon erläutert: "Die Schüler des aktuellen Abschlussjahrgangs stellen sich vor, die interessierten Betriebe schreiben dann eine Mail und wir leiten diese dann an die Schüler weiter."
Wie entstand der aktuelle Azubi-Finder?
Im Mittelpunkt der Broschüre stehen die Jugendlichen und ihre Steckbriefe. Neben dem Namen, dem Geburtsdatum, den Berufswünschen und Lebenszielen mussten sich die Schüler mit ihren geistigen, körperlichen und sozialen Stärken auseinandersetzen. "Das war für einige gar nicht so leicht, da mussten wir so einiges aus ihnen herauskitzeln", erinnert sich Sordon. Mit "Wir" sind nicht nur die Schulsozialarbeiterinnen gemeint, sondern auch die Lehrkräfte und Friederike Ladenthien, die Beauftragte für berufliche Orientierung an der OBS. "Man musste wirklich überlegen, was man dahin schreibt", sagt Hannes Brümmer. "Bei meinen Erfolgen musste ich wirklich grübeln. Schließlich sollte es ja etwas sein, was Gewicht hat."
Zu jeder Bewerbung gehört auch ein entsprechendes Foto. Bei dem Azubi-Finder ist das nicht anders. Also stand für die Oberschüler auch ein Fototermin an. Für viele Schüler sei das ein aufregender Tag gewesen, sagt Sordon: "Manche haben sich auf den Fotos selbst nicht wieder erkannt und auch wir mussten bei einigen zweimal hinschauen." Die entstandenen Bilder sind nicht nur im Azubi-Finder abgedruckt, die Schülerinnen und Schüler können sie auch für ihre eigenen Bewerbungen verwenden.
Am Ende blieb schließlich noch das Layout. "Da hatten wir wieder tolle Unterstützung durch Steffi Wolfermann von der Kreativwerkbank aus Schwarme", berichtet Anja Westers, die die Steckbriefe und Fotos der Jugendlichen schließlich in Broschürenform brachte.
Rund 500 Exemplare hat die Oberschule gedruckt, die ersten sind schon verteilt. "Viele Betriebe bekommen in den nächsten Tagen auch Post von uns. Die Schüler haben nämlich schon viele Azubi-Finder versandfertig gepackt", sagt Sordon. Einige Broschüren werden auch öffentlich ausgelegt, beispielsweise im Vilser Rathaus. Aber auch online kann das Heft eingesehen werden.
Wie ist die Resonanz in den Betrieben?
Hierzu konnte Hans Bockhop berichten, der im Rotary-Club nicht nur im Berufsdienst tätig ist, sondern auch in einem Holzverabeitungsbetrieb, der auch ausbildet. "Von daher kann ich das aus zwei Perspektiven sehen." Der Azubi-Finder sei ein Symbol dafür, dass sich der Markt für die Auszubildenden geändert hat. "Die Betriebe müssen um ihre Azubis kämpfen. Da ist der Azubi-Finder ein gutes Instrument für beide Seiten." Sein Betrieb habe in der Vergangenheit über die Broschüre neue Auszubildende anwerben können. "Das ist immer ein bisschen wie bei einem Date: Wer meldet sich und wer ghostet uns?"