In der 89. Minute stockte den rund 500 Zuschauern am Fußballplatz des FC Gessel-Leerßen der Atem: Die Gäste der TSG Seckenhausen-Fahrenhorst schlugen eine Ecke, die bei Nick Gerken landete. Dessen Kopfball wurde immer länger, klatschte an den Pfosten – und sprang zurück ins Feld. Was folgte, waren fünf Minuten leidenschaftlicher Abwehrarbeit der Gastgeber, ehe der Schlusspfiff ertönte und kollektiven Jubel auslöste. Denn der FC Gessel-Leerßen hatte mit 1:0 (0:0) gewonnen – und damit den Durchmarsch in die Fußball-Bezirksliga Hannover perfekt gemacht.
Nach dem Abpfiff begannen die Feierlichkeiten mit Pyrotechnik und Bierduschen – und das gleich aus doppeltem Anlass. Nicht nur gelang dem FCGL der zweite Aufstieg in Folge, der Verein feierte zudem seinen 75. Geburtstag. „Eigentlich schon zu kitschig“, lachte Trainer Maik Hüneke. „Im Sommer nach dem Kreisliga-Aufstieg war das Vereinsheim fast hinüber. Das wird heute abgerissen“, machte er klar, dass es an diesem Tag keine Grenzen für die Feier gab.

Ole Ehlers (weißes Trikot, hier im Zweikampf mit Seckenhausens Jan Kaufmann) erzielte das entscheidende Tor zum Aufstieg.
Das goldene Tor des Tages erzielte ausgerechnet einer, der sonst für das Toreverhindern zuständig ist. Rechtsverteidiger Ole Ehlers fasste sich in der 47. Minute aus der zweiten, wenn nicht dritten Reihe ein Herz – und traf sehenswert oben rechts ins Eck. „Ole macht eigentlich nie Tore, aber ich habe schon im Sommer gesagt: Irgendwann macht er mal ein entscheidendes“, verriet Hüneke. Und Ehlers selbst? „Mir fehlen noch etwas die Worte. Ich bin in meiner zweiten Saison hier – und wir sind zum zweiten Mal aufgestiegen. Ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben soll. Diese Mannschaft ist geil, der Teamgeist ist riesengroß.“
Pfostentreffer auf beiden Seiten
Doch bis zu diesem Moment war es ein hartes Stück Arbeit für den FCGL. Die Gäste aus Seckenhausen machten von Beginn an deutlich, dass sie sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung aussetzen wollten. Mit hohem Tempo und klarer Präsenz kamen sie zu den ersten Chancen – Torwart Arne Jacob musste bereits in der 8. und 14. Minute retten. Die Offensivbemühungen der Gastgeber wirkten zunächst nervös und zerfahren. Nach 20 Minuten nutzte Coach Hüneke eine Spielunterbrechung, um Stürmer Maris Beuke zur Seite zu nehmen – mit Wirkung: Sechs Minuten später flankte Beuke auf Kapitän Jonas Rode, der aus 16 Metern direkt abzog – und den Pfosten traf. Nur drei Minuten später hatten die Gastgeber dann selbst Glück, als Seckenhausens Jannis Helmbold aus kurzer Distanz ebenfalls nur den Pfosten traf – das letzte Highlight vor dem Seitenwechsel.
Direkt nach Wiederanpfiff sorgte Ehlers für die Führung. In der Folge blieb Gessel-Leerßen spielbestimmend und konnte sich auf Keeper Jacob verlassen, der in der 51. Minute einen gefährlichen Kopfball von Jan-Hendrik Schwirz entschärfte. Auf der Gegenseite hatte Rode nur zwei Minuten später die Chance zum 2:0, scheiterte jedoch am stark reagierenden TSG-Keeper Juan Carlos Bedmar El Abd. Die Hausherren verteidigten diszipliniert – und überstanden schließlich auch Gerkens späten Pfostentreffer. Spätestens da wurde jeder gewonnene Zweikampf, jede Grätsche wie ein Tor gefeiert.
„Es hat niemand damit gerechnet, dass wir am Ende da oben stehen“, jubelte Torwart Jacob nach dem Abpfiff. „Brutale Leistung von jedem – egal ob Trainer, Spieler, Zuschauer. Jeder hat alles gegeben.“ Auch die Gäste zeigten sich sportlich: „Glückwunsch von meiner Seite“, sagte TSG-Coach Martin Werner. „In der ersten Halbzeit hatten wir die klareren Chancen – eine Führung wäre nicht unverdient gewesen. Aber in der zweiten Halbzeit hat uns ein wenig die Bissigkeit gefehlt.“ Die aber brachte der FC Gessel-Leerßen – und stieg verdient auf.