Auch heimische Landwirte machen sich Sorgen wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche (MKS) vor wenigen Tagen in einer Büffelherde in Brandenburg. Seit 1988 ist das der erste Ausbruch dieser Tierseuche in Deutschland. Betroffene Tiere bekommen Bläschen im Maul- und Klauenbereich, haben Schmerzen und oft hohes Fieber. Für Menschen ist die MKS nicht gefährlich. Aber die Brandenburger Büffelherde wurde vorsorglich getötet, ebenso wie einige andere Tiere im Sperrbezirk. Am Freitag wurde nun in Niedersachsen das Verbot von Veranstaltungen mit Klauentieren – wie beispielsweise Auktionen – verlängert.
Wilken Hartje, Kreislandwirt im Landkreis Diepholz, erklärt, was dieser Seuchenausbruch bedeutet: "Natürlich hat der Ausbruch der MKS auch Auswirkungen auf unsere Landwirte. Staaten außerhalb der Europäischen Union nehmen jetzt schon gewisse landwirtschaftliche Produkte nicht mehr ab. Schweinebäuche gehen nicht mehr nach Großbritannien." Auch Holland, obwohl in der EU, nehme vorerst keine Kälber ab. Südkorea habe einen Importstopp für Produkte aus Deutschland verhängt. "Man hat Angst, dass diese hochansteckende Krankheit sich über Produkte in andere Länder verlagert."

Auch Kreislandwirt Wilken Hartje, selbst Schweinehalter, ist besorgt.
Hartje hat Verständnis dafür, dass jetzt drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Seuche einzudämmen: "Das Virus ist hochansteckend. Auch wenn das bedeutet, dass ein Milchviehwirt im Sperrbezirk jetzt jeden Tag für Tausende Euro Milch wegkippen muss." Er befürchtet eine viel dramatischere Lage, sollte das Virus tatsächlich nach Niedersachsen mit seiner sehr viel dichteren Tierpopulation gelangen. Unmöglich sei das nicht, schließlich gebe es auch heimische Jäger, die zur Jagd nach Brandenburg fahren würden. Und Wildschweine könnten natürlich auch von MKS befallen werden.
Weiterer Preisverfall im Schweinebereich
"Wir haben im Bereich Milchwirtschaft schon jetzt einen eingeschränkteren Tierhandel und im Schweinebereich einen weiteren Preisverfall. Am Vortag fiel der Preis wieder um etwa zehn Cent pro Tier oder zehn Euro pro Schwein", sagt Hartje. "Es herrscht totale Verunsicherung. Wir hatten ohnehin einen 'Schweinestau' über den Jahreswechsel, weil aufgrund der Feiertage Schlachttage fehlten. Also 'schieben' wir praktisch ohnehin schon Tiere vor uns her, und nun kommt das hinzu. Deshalb sind in den vergangenen beiden Wochen die Preise schon um 20 Cent pro Kilo gefallen."
Wie könne es nun weitergehen? Es müsse schnell feststehen, dass das Virus sich nicht weiter verbreitet, sagt Hartje: "Aber MKS ist wesentlich ansteckender als eine Afrikanische Schweinepest und betrifft wesentlich mehr Tierarten, auch Wildtiere wie Rehe und Hirsche, Schafe und Ziegen – eben sämtliche Klauentiere, und Rindvieh und Schweine ohnehin." Pferde bekommen die Krankheit nicht.
In England habe es nach dem Ausbruch der MKS im Jahr 2001 gewaltige Strukturveränderungen gegeben, erinnert der Kreislandwirt. "Ein gewaltiger Schaden ist angerichtet worden. Und auch hier ist der Schaden jetzt schon da, obwohl es nur ein paar Rinder auf dem Flughafengelände waren – eben durch die Handelshemmnisse." Der Milchpreis sei eigentlich hoch gewesen, doch MKS ist über die Milch ebenfalls übertragbar. "Wenn nun die Milch des Betriebs in der Sperrzone nicht mehr abgeholt wird, ist das für den Betrieb natürlich ein großes Problem. So weit ist es hier glücklicherweise noch nicht", sagt Hartje.
Große Herausforderung für heimische Landwirte
Das bestätigt auf Nachfrage des WESER-KURIER Theo Runge, Vorsitzender des Landvolkes Diepholz: „Das Wiederauftreten der Maul- und Klauenseuche, die seit 1988 nicht mehr in Deutschland aufgetreten ist, stellt die heimischen Landwirte vor große Herausforderungen. Das Erste, was die Halter von Rindern und Schweinen merken, sind die sinkenden Erzeugerpreise."

Theo Runge, Vorsitzender des Landvolkes Diepholz und selbst Landwirt aus Drebber, teilt die Sorge der Landwirte vor der Maul- und Klauenseuche.
Der wegbrechende Export mache sich in sinkenden Preisen bemerkbar. Runge hat außerdem festgestellt, dass "es für einige Zwischenhändler eine willkommene Gelegenheit" sei, "an der Preisschraube zu drehen, auch wenn es vielleicht gar nicht gerechtfertigt ist".
Laut Runge müssten die Biosicherheitsmaßnahmen nochmals kritisch überprüft werden, wobei Schweinebetriebe diese schon wegen der Afrikanischen Schweinepest "auf einem hohen Level" betreiben würden. "Nun stehen die Rinderbetriebe vor einer ungleich schwierigeren Aufgabe, da Rinder in Weide- und Offenstallhaltung schwieriger zu schützen sind", sagt der Landvolk-Vorsitzende, und es sei "immens wichtig, zu wissen, wie das Virus in den Wasserbüffelbestand in Brandenburg gelangt ist, um solche Wege zu schließen".
Zurückhaltung beim Kauf von Kälbern
In der EU gilt grundsätzlich das Prinzip der Regionalisierung. Demnach dürfen Fleisch- und Milchprodukte, die außerhalb der Sperrzone erzeugt werden, in der EU normal gehandelt werden. Dennoch gebe es eine Zurückhaltung beim Kauf und Verkauf von Kälbern, die Milchviehbetriebe vor ein Problem stellten, da sie ihre Kälber meist nach 28 Tagen abgeben, sagt Runge: Die Tiere weiter unterzubringen und zu versorgen, dafür sei nicht bei allen Betrieben die Kapazität da. Das weiß auch Wilken Hartje, der selbst in Heiligenfelde Schweine mästet: "Dann füttert man die Tiere immer weiter und bekommt am Ende fast nichts mehr dafür."
"Grundsätzlich sind Tierseuchen, die es eigentlich schon immer gab, eine Herausforderung für die heimische Landwirtschaft. Bei der MKS besteht noch die Möglichkeit, einen Seuchenzug durch Impfung einzudämmen. Das hat wiederum auch Nachteile, die es abzuwägen gilt", sagt Runge. "Man hat nicht mehr geimpft, weil Deutschland ja seit Jahrzehnten MKS-frei war", ergänzt Hartje.