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Deko-Händler in Insolvenz Depot-Filiale in Bruchhausen-Vilsen seit Sonnabend geschlossen

Der Deko-Händler Depot hat Insolvenz beantragt. Alle Filialen kamen auf den Prüfstand. Die Filiale in Bruchhausen-Vilsen hat es nun erwischt.
17.02.2025, 14:29 Uhr
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Von Jürgen Juschkat Ivonne Wolfgramm Lina Wüstenberg

Er hatte etwas Bedrückendes, der Ausverkauf in der Depot-Filiale Bruchhausen-Vilsen an der Straße Zur Kleinbahn. Der schräg einfallende Nieselregen passte am Tag der Schließung am vergangenen Sonnabend, 15. Februar, irgendwie zur Stimmung.

Bereits zwei Wochen vorher wies ein Aufsteller direkt vor dem Eingang darauf hin, dass hier bald die Lichter ausgehen werden. "Wir schließen! Wir schließen! Wir schließen!" stand dort dreifach in großen Lettern Weiß auf Blau und dürfte für die Angestellten wie ein Schlag ins Gesicht gewirkt haben. In den Schaufenstern wurde darauf hingewiesen, dass alles reduziert sei und jeden Tag neue Ware komme.

Regale leeren sich

Gut sichtbar hingen oder standen im Inneren Schilder auf den Auslagen, wiesen auf 40, 50 und sogar 90 Prozent Rabatt auf den zuletzt ausgewiesenen Betrag hin. Kunden mit Körben begaben sich auf Schnäppchen-Jagd, hoben interessante Ware hoch und schauten auf das Etikett, das meist unter dem Gegenstand angebracht war. Es gab noch Reste an Weihnachtsdekoration und weitere Accessoires für Ostern, aber auch saisonneutrale Artikel waren in den Auslagen und fast leer geräumten Regalen zu finden.

Die Kunden wollten natürlich wissen, was aus den Angestellten wird, und fragten immer wieder. Im Fünf-Minuten-Rhythmus – fast schon so präzise wie ein Uhrwerk – gaben die Depot-Mitarbeiter Auskunft. Von den Fragen waren die Verkäufer, die an der Kasse alle Hände voll zu tun hatten, zwangsläufig genervt. „Das ist schon etwas Persönliches“, war zu hören.

Aber was wird aus diesem Personenkreis? Es waren hauptsächlich jüngere Angestellte zu sehen. „Wir müssen uns schon selbst neue Arbeit suchen“, hieß es. Eine andere Depot-Filiale sei offenbar kein Thema. „Da müssen wir ja nach Bremen oder Hannover“, war zu erfahren.

Unternehmen hüllt sich in Schweigen

Eine Stellungnahme von offizieller Depot-Seite war auf Anfrage per E-Mail nicht zu bekommen. Zumindest Uta Seim-Schwartz von der Wirtschaftsförderung der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen gab eine kurze Stellungnahme ab: „Leider kann ich ihnen keine aktuellen Auskünfte zu dem Sachstand geben. Dass Depot schließt, ist bekannt, und es soll eine Nachnutzung der Räumlichkeiten geben.“

Insgesamt hat der Deko-Händler Depot mehr als 300 Filialen in ganz Deutschland, ist in vielen Orten zu finden. Wie im Juli bekannt wurde, hatte das Unternehmen, die Deco Gries Company GmbH aus Süddeutschland, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt.

Nach dem Einstieg des Schweizer Handelsriesen Migros im Jahr 2009 hatte Depot einen aggressiven Expansionskurs verfolgt. Die Zahl der Filialen stieg von 109 auf 500, der Umsatz kletterte gewaltig. Die Gewinne wuchsen aber nicht im gleichen Tempo, im Gegenteil: Das Unternehmen machte Verluste. 2019 verkaufte Migros seine 90-prozentige Beteiligung an dem Wohnaccessoire-Anbieter an den bisherigen Unternehmenschef und Gründerenkel Christian Gries. Er war bis dato mit zehn Prozent am Unternehmen beteiligt.

Nach Unternehmensangaben erwirtschaftete die Gries Deco Company GmbH zuletzt einen Umsatz von rund 390 Millionen Euro. Angaben zu Gewinn oder Verlust wurden nicht gemacht. Zum Unternehmen zählten etwa 5200 Beschäftigte und mehr als 300 Filialen in Deutschland.

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Die Geschichte von Depot begann im Jahr 1948, als Oskar und Maria Gries in Schöllkrippen die Gesellschaft zur Fabrikation von künstlichen Früchten und Christbaumschmuck gegründet haben. Knapp ein halbes Jahrhundert später, 1997, stieg mit Enkel Christian Gries die dritte Generation in das Unternehmen ein. Im selben Jahr feierte das erste Geschäft im Raum Aschaffenburg am Main mit dem Titel "Das Depot" die Eröffnung. "1999 wird Depot zur Dachmarke für hochwertige und attraktive Dekorationen und Möbel", heißt es auf der Firmen-Webseite. Bis zu diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen sechs Filialen. Ein Jahr später wurde Christian Gries Geschäftsführer. Vier Jahre nach Eröffnung der ersten Filiale feierte das Unternehmen die Eröffnung der 50.. In den Folgejahren wuchs das Unternehmen immer weiter an. Auch erhielt Depot verschiedene Auszeichnungen wie beispielsweise "Store of the Year", "Top nationaler Arbeitgeber" oder auch "Bester Arbeitgeber für Frauen".

„Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen“, sagte Christian Gries.

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