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Jubiläum im Einzelhandel Buchhandlung Förster: Seit 40 Jahren in Ganderkesee am Markt

Die Buchhandlung Förster in Ganderkesee feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Den Onlinehandel sieht Buchhändler Gustav Förster dabei gar nicht als ärgsten Mitbewerber.
14.03.2024, 05:00 Uhr
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Buchhandlung Förster: Seit 40 Jahren in Ganderkesee am Markt
Von Jochen Brünner

"Es ist etwas Besonderes, dass ein Ort wie Ganderkesee noch eine Buchhandlung hat". Dieser Satz aus dem Einzelhandelsentwicklungskonzept gefällt Gustav Förster besonders gut. In diesem Frühjahr hat der Buchhändler einen besonderen Grund zu feiern, denn seine "Wein- und Lese-Handlung" besteht nunmehr seit 40 Jahren.

Schon als Kind habe er gern den Bücherschrank seines Großvaters geplündert, berichtet Förster, der in der Delmenhorster Innenstadt aufgewachsen ist, wo seine Eltern an der Langen Straße eine Kohle- und Baustoffhandlung betrieben – bis der Warenhauskonzern Karstadt die Gebäude gekauft hatte. 1977 gehörte Förster dann zu den Initiatoren der linken Bücherstube "Album" an der Orthstraße, gleich gegenüber der damaligen Kult-Diskothek La Palma. "Album war damals die Abkürzung für Alternativer Buchmarkt und eine rein ehrenamtliche Angelegenheit", erzählt der Buchhändler. Denn eigentlich hatte er Schiffbau studiert und war in dieser Zeit hauptberuflich in einem Bremer Ingenieurbüro tätig.

Seit 1984 selbstständig

Als das Ingenieurbüro dann irgendwann aufgeben musste, wagte Gustav Förster den Schritt in die Selbstständigkeit. Und da es in Ganderkesee im Gegensatz zu Delmenhorst und Wildeshausen keine Buchhandlung gab, lag es nahe, sich in der Ganter-Gemeinde anzusiedeln. Ab 1. Mai 1984 lief der Mietvertrag für ein Geschäft an der Rathausstraße, exakt zwei Wochen später eröffnete er mit einem Startkapital von 50.000 Mark die Buchhandlung. Ab 1998 kam er für fünf Jahre bei Elektro Schütte unter, ehe Förster 2003 das Ladengeschäft Am Knick bezog, wo die Buchhandlung auch heute noch zu finden ist. Vor 25 Jahren ergänzte er das Sortiment um Wein. "Wir haben sehr klein angefangen, aber dann ist dieses Geschäftsfeld stetig gewachsen", erzählt Förster.

Parallel zum Tagesgeschäft hat Gustav Förster immer auch gerne Autorenlesungen veranstaltet. So waren etwa NS-Zeitzeuge Sally Perel ("Hitlerjunge Salomon") oder Walter Kempowski zu Gast in Ganderkesee. Besonders gern erinnert er sich aber an eine Veranstaltung mit "Herbstmilch"-Autorin Anna Wimschneider zurück: "Die Aula der Grundschule Dürerstraße war brechend voll."

Supermärkte als Wettbewerbe

"Wir gelten zwar als Branche, die Birkenstock-Sandalen und selbst gestrickte Pullover trägt, tatsächlich sind wir aber hoch technisiert aufgestellt", sagt Förster, der schon früh einen Online-Handel aufgebaut und Zahlungsmöglichkeiten wie PayPal etabliert hat. Eine Sortimentsbuchhandlung brauche eine gewisse Größe, denn die Laufkundschaft erwarte einen guten Bestand, erklärt er. "Als größten Wettbewerber sehe ich gar nicht Amazon oder den Internethandel. Unser größter Mitbewerber sind inzwischen Edeka und die ganzen Supermärkte. Denn die kosten uns die Laufkundschaft", analysiert Förster. Insbesondere während der Corona-Zeit hätten die Verbrauchermärkte ihr Angebot an Büchern ausgeweitet. Aber auch selber habe die Buchhandlung mit ihrem Lieferservice in diesen Jahren einen "kleinen Boom" erlebt", berichtet er. Das Angebot orientiere seine "Wein- und Lesehandlung" am anspruchsvollen Kunden: "Aber ganz ohne Bestseller geht es natürlich nicht."

"Bücher, die mir gefallen, gehören nicht unbedingt ins Geschäft", richtet er sein Sortiment fast bedingungslos an den Wünschen der Kundschaft aus. Gleichwohl hat der "größte Erfolg" seiner Buchhandels-Karriere nie den Weg auf die Bestsellerlisten gefunden: Als solchen bezeichnet Förster den Verkauf einer Lindisfarne-Bibel. Diese Replik einer Handschrift aus dem 8. Jahrhundert hat einen Wert von etwa 10.000 Euro.

"Einen Nachfolger für das Geschäft zu finden, ist eher schwierig", ist der 76-Jährige realistisch. Denn der Umsatz allein reiche nicht für ein Familieneinkommen. Und seit er vor elf Jahren das Rentenalter erreicht habe, erkläre er deshalb jedes neue Jahr für das letzte. "Zehn letzte Jahre habe ich also schon hinter mir." Und es könnten noch einige folgen.

Zur Sache

Veranstaltungsprogramm

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens seiner Wein- und Lesehandlung bietet Buchhändler Gustav Förster im Frühjahr drei Veranstaltungen an. Den Auftakt macht am Donnerstag, 11. April, um 19.30 Uhr der holländische Autor Mathijs Deen, der im Kulturhaus Müller seinen neuen Roman "Der Retter" vorstellen wird. Es ist der dritte Roman um den eigenbrötlerischen Kommissar Liewe Cupido, der erneut an der deutschen Nordseeküste – diesmal im Milieu der Seenotretter – spielt.

Am Montag, 22. April, dem Vorabend des "Welttags des Buches", stellt Förster unter dem Motto "Kostbarer Buchgenuss" in der benachbarten Kostbar einmal mehr die Neuerscheinungen des Frühjahrs vor.

Am Mittwoch, 22. Mai, folgt dann eine Autorenlesung mit der Autorin Romy Fölck, die im Kulturhaus Müller ihren Roman "Das Licht in den Birken" vorstellen wird.

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