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Fußball-Bezirksliga Thomas Baake hört zum Saisonende als Trainer beim VfL Stenum auf

Die Nachricht kommt überraschend: Nach zehn Jahren als Trainer des VfL Stenum, der gerade dem Landesligaaufstieg entgegenstrebt, steht er kommende Saison nicht mehr an der Seitenlinie. Welche Gründe er nennt.
21.04.2023, 14:19 Uhr
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Thomas Baake hört zum Saisonende als Trainer beim VfL Stenum auf
Von Michael Kerzel

Herr Baake, Sie haben ihren Abschied als Trainer beim VfL Stenum angekündigt. Wie kam es zu der Entscheidung?

Thomas Baake: Meine Planungen für die kommenden Saisons fangen relativ früh an. Meist im Dezember schon. Ich habe mit mehreren Spielern gesprochen und da kamen Ende Februar, Anfang März die Infos aus der Mannschaft, dass eventuell Zeit für einen neuen Impuls ist. Nach zehn Jahren als Trainer, viele Spieler hatten im Herrenbereich gar keinen anderen, wünschen sich das Teile der Mannschaft. Ich war schon überrascht und auch enttäuscht und musste das erstmal sacken lassen. Ich habe mir meine Gedanken gemacht und mit dem Vorstand gesprochen. Nach und nach wich dann die Enttäuschung und ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich hier in Stenum – wenn wir den Aufstieg in die Landesliga schaffen – das Maximum herausgeholt habe.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe für mich beschlossen, dass ich die Entscheidung treffen wollte. Der Vorstand hätte sich gewünscht, dass es weitergeht. Aber er hat eingesehen, dass das nicht funktioniert, wenn die Mannschaft einen neuen Impuls möchte. Ich weiß seit Ostern, dass ich das nicht möchte. Der Vorstand hat mich dann gebeten, die Information noch etwas zurückzuhalten, um noch Sachen zu klären. Die Trainersuche beginnt auch jetzt erst. Alle Parteien – Vorstand, Mannschaft und auch ich – tun sich mit der Situation natürlich schwer. Wenn man so lange so gut zusammengearbeitet hat, macht man ja nicht einfach einen Cut. Es ist alles im Reinen zwischen den drei Parteien. Nachdem die Gerüchte nach außen drangen, war jetzt der Zeitpunkt, die Nachricht öffentlich zu machen. Die Mannschaft wusste es seit dem Mittwoch nach Ostern.

Wie geht es Ihnen mit der Entscheidung jetzt?

Ich hatte in den letzten Spielen und auf dem Weg zum Training schon einen Rucksack zu schleppen. Der wog schwer seit Ostern. Jetzt ist es anders für mich, eine Erleichterung ist da. Ich kann mich wieder voll auf meine Arbeit als Trainer konzentrieren. Wir haben noch acht Endspiele und wollen aufsteigen. Das würde meine Zeit hier abrunden. Aus einem Kreisligisten einen Landesligisten zu machen, können nicht viele von sich sagen. Wenn ich zum Training fahre, denke ich an die schönen Sachen aus den letzten Jahren.

Wie war das Feedback nach der Verkündung?

Das war toll. Viele Leute wie ehemalige Spieler und andere Weggefährten haben sich bei mir gemeldet. Zum Beispiel hat mich ein Spieler angerufen, der in der Jugend höher gespielt hat und in der A-Jugend nach Stenum kam. Wir sind in der Kreisliga zusammen aufgestiegen, er hat noch in der Bezirksliga hier gespielt. Der hat gesagt, dass er es nicht für möglich hielt, dass wir hier an die Landesliga anklopfen. Und das sei mein Verdienst. Das freut mich natürlich.

Gab es auch Feedback vom Vorstand und aus dem aktuellen Team?

Ich selbst bin dem Verein unheimlich dankbar und das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich habe mit meiner Art die Mannschaft vorangebracht und das sieht auch der Vorstand so. Mit den Spielern ist vereinbart, das Thema nicht in den Mittelpunkt zu stellen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Stimmung niedergeschlagen ist, wir haben gut trainiert diese Woche.

Sie haben die "schönen Sachen" angesprochen. Welche sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Der Doublesieg 2015 bleibt natürlich in Erinnerung, das haben mir auch ehemalige Spieler am Telefon nochmal gesagt. Dass sie an die Zeit immer noch gerne zurückdenken, was da bei uns los war. Dass sie so etwas noch nie erlebt haben. Ich habe 2013 einen Fünf-Jahres-Plan gehabt und nach zwei Jahren hatten wir schon den Aufstieg geschafft. Danach haben wir uns in der Bezirksliga etabliert und stehen jetzt vor dem Landesligaaufstieg. Ich genieße es als Trainer, dass wir kontinuierlich besser geworden sind. Die ganze Arbeit, die ich reingesteckt habe, zahlt sich aus. Man ist dafür Trainer, dass man Fortschritte sieht. Auch an die vielen Jugendspieler, die ich hochgezogen und stark gemacht habe, denke ich gerne. Ich habe hier viele tolle Menschen kennengelernt.

Wie gehen Sie die Saisonendphase nun an?

Ich habe die Riesenchance, mit dem Aufstieg zu gehen und das Projekt zu vollenden. Das wäre der grüßte Erfolg der Vereinsgeschichte und der wäre mit dem Namen der Spieler und mit meinem Namen verbunden. Alle in der Mannschaft und drumherum wollen aufsteigen und so weitermachen, wie bisher in dieer Saison.

Sollte der Aufstieg gelingen, was braucht es dann beim VfL Stenum?

In der Landesliga muss man die Kräfte bündeln und intensivieren. Geht einer, müssen zwei neue kommen, um landesligatauglich zu sein. Das ganze Drumherum, der Staff, der sich um die Mannschaft kümmert, muss wachsen. Man braucht auch sicher fünf, sechs neue Spieler, die aber zur Mannschaft passen müssen. Ich habe mit einigen Spielern schon gesprochen, der ein oder andere hat seine Zusage mit mir als Person verbunden, die kommen nun nicht. Aber ich spreche mit weiteren Kandidaten ganz normal. Ich habe immer offen und ehrlich kommuniziert und kann nichts Schlechtes über den Verein sagen. Der Vorstand hat mich nach Feedback bei der Trainersuche gefragt, das gebe ich gerne und bringe mich auch in die weitere Planung ein und führe Gespräche mit Spielern.

Wie geht es für Sie persönlich weiter?

Ich bin voller Energie, falle in kein Loch. Ich höre nicht als Trainer in Stenum auf, weil ich eine Pause bräuchte. Ich bin gerne Trainer und arbeite gerne mit Menschen zusammen. Es muss bei einem neuen Verein natürlich passen. Ich bin generell ein Freund von Vereinen, in denen die Jugendarbeit groß geschrieben wird. Mein Netzwerk, das ich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, will ich nicht im tiefsten Inneren meines Handys verstauben lassen. Generell bin ich aber für alles offen. Ich übernehme gerne ein neues Projekt bei einem Verein, der nach vorne strebt. 

Das Interview führte Michael Kerzel

Zur Person

Thomas Baake (53) übernahm den Trainerposten beim VfL Stenum nach dem Abstieg in die Kreisliga im Sommer 2013. Er holte 2015 das Double mit Kreisligameisterschaft und Kreispokal und etablierte den VfL in der Folge in der Bezirksliga. Aktuell ist das Team Tabellenführer und hat gute Chancen, den Titel zu holen und in die Landesliga aufzusteigen. Nach dieser Spielzeit hört er als Coach beim VfL auf.

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