WESER-KURIER-Leser Joachim Blankenburg ist nur einer von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die in den vergangenen Tagen die großen Mengen an ausrangierten Kleidungsstücken vor den Containern auf dem Inkoop-Parkplatz in Ganderkesee bemerkt haben. Kein schöner Anblick. Und auch auf dem Woolworth-Parkplatz an der Urneburger Straße liegen bereits einige Textilien vor dem entsprechenden Sammelbehälter. Erstmals aufgefallen war der Kleidermüll am Wochenende vor dem Jahreswechsel, aber auch am Dienstag hatte sich die Situation noch nicht nennenswert entschärft.
"Wir kümmern uns darum", versichert Inkoop-Geschäftsführer Bernd Oetken. Allerdings konnte auch er nicht genau benennen, wann die Bremer Firma, mit der die Supermarktkette beim Thema Altkleider kooperiert, die Container leert und den Standort aufräumt.
Unterdessen rätseln die Verantwortlichen über die Ursache der großen Mengen an entsorgten Altkleidern. An den allermeisten Tagen sei der seit zehn Jahren existierende Standort an der Raiffeisenstraße in Ganderkesee nämlich völlig unproblematisch, erklärt Oetken. Ein erhöhtes Aufkommen sei höchstens ab und zu mal zum Monatsende zu erkennen, wobei er einen Zusammenhang mit Haushaltsauflösungen oder Umzügen vermute.
Neue EU-Richtlinie Ursache?
Eine andere Überlegung zur Ursache betrifft die Tatsache, dass zum Jahreswechsel eine neue EU-Verordnung zum Thema Altkleiderentsorgung in Kraft getreten ist. Und da ist bei vielen Verbrauchern offenbar die Information hängen geblieben, dass sie insbesondere verschlissene oder verschmutze (also nicht mehr tragbare) Kleidungsstücke nun nicht mehr wie bisher über den Restmüll entsorgen dürften. Auch Organisationen wie das DRK, die mit Altkleidercontainern in der Region vertreten sind, befürchten, dass diese Stücke nun in den Containern landen.
Das ist aber weder im Sinne der Sammler noch der EU. Die oftmals gemeinnützigen Organisationen appellieren daher an die Bürgerinnen und Bürger, auch künftig nur saubere und tragbare Kleidung in die Behälter zu werfen. Bei der Frage, wie kaputte und verschlissene Textilien recycelt werden können, sind nämlich zunächst nicht die Verbraucher, sondern die Entsorger in der Pflicht. Und die stehen mit dem Aufbau eines entsprechenden Systems noch ziemlich am Anfang.
Sollte die EU-Verordnung die Ursache für die überfüllten Altkleidercontainer vor Ort sein, wäre jedoch zu erwarten, dass das Problem flächendeckend besteht. Wie eine stichprobenartige Überprüfung am Dienstagvormittag ergeben hat, ist dies in Ganderkesee aber nicht der Fall. Andere Sammelbehälter, etwa vor dem Edeka-Markt in Schierbrok oder bei Inkoop in Bookholzberg, waren augenscheinlich zwar gut gefüllt, in ihrem Erscheinungsbild aber völlig unauffällig. Gleiches gilt für die Container vor dem Schützenhof am Habbrügger Weg, bei K-Nord an der Weststraße sowie an der Straße Übern Berg oder an der Stenumer Straße in Bookholzberg. Auch Oetken berichtet, dass ihm aus anderen Märkten keine ähnlichen Beschwerden bekannt seien. Möglicherweise sei der Standort an der Raiffeisenstraße allein aufgrund seiner zentralen Lage attraktiv.
59 Container in Ganderkesee
Gemeindesprecher Hauke Gruhn verweist auf die Zuständigkeit des Landkreises. "Insgesamt sind uns in der Gemeinde Ganderkesee 59 Altkleidercontainer gemeldet. Das ist im Normalfall mehr als genug", weiß Oliver Galeotti, Sprecher des Landkreises Oldenburg. Allerdings sei der Kreisverwaltung gegenwärtig auch kein "übermäßiges Problem mit Vermüllung" bekannt, sodass es sich an den genannten Standorten offenbar tatsächlich um ein eher singuläres Problem handele. Allerdings gebe es für die Aufstellung von Altkleidercontainern auch kein offizielles Genehmigungsverfahren: "Wer entsprechende Sammelboxen aufstellen möchte, muss uns das zwar mitteilen, aber wir überprüfen nicht, ob das auch tatsächlich geschieht oder ob vielleicht ein Container mehr oder weniger aufgestellt wird", sagt Galeotti. Zu einer ständigen Überwachung der Sammelbehälter fehle der Kreisverwaltung schlicht das erforderliche Personal.
Für Menschen, die ihre Kleiderschränke ausmisten und noch tragbare Stücke in die Altkleidercontainer geben wollen, gilt auf jeden Fall der Appell, jene Standorte anzufahren, in denen noch Platz in den Behältern ist.