Die deutsch-französische Künstlerin Martine Andernach gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Bildhauerinnen Deutschlands. Am kommenden Sonntag, 6. September, lädt die Galerie am Stall zur Eröffnung der inzwischen dritten Einzelausstellung der Künstlerin ein.
Die Ausstellung mit den Werken Andernachs trägt den Titel „Körperzeichen“. Insgesamt 27 ihrer Arbeiten sind auf dem Gelände der kleinen Galerie zu entdecken – sechs davon im Skulpturenpark. „Es handelt sich dabei überwiegend um neu entstandene Werke. Die Skulpturen der deutsch-französischen Künstlerin, die von großer Einfachheit und Klarheit geprägt sind, bestehen aus Corten-Stahl, verschiedenen Steinen und Bronze“, erläutert Galerist Frank L. Giesen. In den Räumen der Galerie findet der Besucher außer kleineren Skulpturen auch zweidimensionale Wandobjekte mit geometrischen Formen sowie Collagen aus Vlies und Papier, die den gleichen künstlerischen Prinzipien wie ihre kubisch-geometrischen Körper folgen.
Auffällig an Andernachs Kunst ist die besondere Kombination von geometrischen Formen und Materialien. Ihr Hauptthema ist dabei die menschliche Figur. „Sie reduziert die menschliche Figur auf wesentliche Linien“, sagt Giesen, den eine jahrelange Freundschaft mit der Künstlerin verbindet. Er hatte Andernach in der Galerie eines Freundes kennengelernt. Seitdem verfolgt er ganz aufmerksam ihre Werke. Interessant seien vor allem das Einbinden der natürlichen Eigenschaften der Materialien. Nur durch kleinste Verschiebungen der Formen schaffe es die Künstlerin, dem Besucher Emotionen zu entlocken.
„Ihre Arbeiten strahlen immer eine gewisse majestätische Würde aus und berühren den Betrachter trotz aller abstrakten Qualität der Darstellung“, sagt der Galerist. Nicht immer würden sich die Skulpturen dabei auf den ersten Blick erschließen. Oftmals seien es auch sehr persönliche Eindrücke der Bildhauerin, die in ihre Kunst einfließen und gedeutet werden müssten. Hinter dem Titel „La Chatte“ (französisch: das Kätzchen) verberge sich beispielsweise das in Alabaska-Stein gemeißelte, aber dennoch sehr abstrahierte Porträt von Andernachs Katze.
Martine Andernach (Jahrgang 1948), die in Frankreich aufwuchs, kam 1969 nach Deutschland und lebt in Mülheim-Kärlich bei Koblenz. Sie studierte an der Kunstfachhochschule Köln Bildhauerei bei Hans Karl Burgeff und Daniel Spoerri und präsentierte ihre Werke seitdem auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland sowie im Ausland. Von 1991 bis 2014 war sie Dozentin an der Europäischen Kunstakademie in Trier. Andernach gilt neben Hede Bühl als die bedeutendste zeitgenössische Bildhauerin Deutschlands. Nach der ersten Ausstellung in der Galerie am Stall im Jahr 2014 unter dem Titel „Die Kunst der Reduktion“ war schnell klar, dass es nicht die letzte sein sollte – eine weitere folgte 2017.
Zum Erfolgsrezept der kleinen Galerie von Frank L. Giesen in Hude zählt der persönliche Kontakt zu den Kunden und Besuchern. „Da wir durch die exotische Lage in der Region weniger Laufkundschaft als andere Galerien haben, bieten wir schon immer kleine Führungen im privaten Kreis an“, erklärt Giesen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen den Kulturschaffenden allerdings stark. Die erste Ausstellung im Mai hatte deshalb nur in Kleingruppen und mit vorheriger Anmeldung stattfinden können. Auch auf eine Vernissage hatte Giesen verzichtet, zumal Museen und Galerien zwischenzeitlich sogar angehalten waren, ganz zu schließen.
Doch trotz der Einschränkungen durch die Hygienemaßnahmen, blickt Giesen der kommenden Vernissage positiv entgegen. So freue er sich am Sonntag auf eine schöne Ausstellungseröffnung mit angemessenen Abstand draußen im Skulpturenpark. Während der Öffnungszeiten dürfen sich gleichzeitig nicht mehr als vier Besucher in der Galerie aufhalten, um den notwendigen Abstand gewährleisten zu können. Aber auch das sei gut zu organisieren.
Zur Ausstellungseröffnung wird Martine Andernach übrigens selbst in Hude zugegen sein. Die Bildhauerin wird am Sonntag, 6. September, um 15 Uhr im Gespräch mit Galerist Frank L. Giesen über ihr Werk reden und für Fragen zur Verfügung stehen.
Die Ausstellung „Körperzeichen“ ist bis Sonntag, 4. Oktober, zu sehen. Geöffnet ist die Galerie am Stall, Am Ebenesch 4, in Hude jeweils mittwochs bis freitags sowie sonntags und feiertags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr.