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Treckerblockade von Lager in Wiefelstede Landwirte protestieren gegen Edeka-Werbung

Landwirte haben mit rund 200 Traktoren die Zufahrten zum Edeka-Großlager in Wiefelstede bei Oldenburg blockiert. Damit protestierten die Bauern gegen eine Werbekampagne der Handelskette.
27.01.2020, 21:25 Uhr
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Von Christopher Weckwerth und Teresa Dapp

Mit einer Werbekampagne für Niedrigpreise hat die Handelskette Edeka den Zorn Hunderter Bauern auf sich gezogen. Der Aufreger: Plakate mit dem Komiker Otto Waalkes und der Aufschrift „Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten“. Mit rund 200 Traktoren blockierten Landwirte daraufhin die Zufahrten zum Edeka-Großlager in Wiefelstede bei Oldenburg. Dabei geht es Edeka zufolge bloß um ein Missverständnis.

Bei den Plakaten handele es sich um eine regionalisierte Kampagne. Gemeint sei der Ort Essen (Oldenburg), nicht die Lebensmittel. So wie es etwa auch Plakate für Minden und Bremen gebe. „Darüber hinaus gehen die angekündigten Preisreduzierungen der Produkte nicht zulasten der Landwirte, sondern werden ausschließlich von der Großhandlung getragen“, beteuerte die Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover. „Es war nie unsere Absicht, mit unserer Kampagne Landwirte und Erzeuger zu verärgern.“ Die Plakate seien trotzdem sofort entfernt worden.

Vom späten Sonntagabend an bis in die Nacht protestierten die Bauern vor dem Edeka-Lager. Am Morgen warf der niedersächsische Bauernverband, das Landvolk, Edeka vor, die Werbung stehe in krassem Widerspruch zu der Aussage, dass Lebensmittel eine höhere Wertschätzung verdient haben.

Nur Stunden, nachdem die Trecker das Lager blockiert hatten, schlug sich Agrarministerin Klöckner, die seit Monaten bei den Bauernprotesten im Zentrum der Kritik steht, auf die Seite der Landwirte: „Ich kann den Ärger der Bauern verstehen. Es ist wie David gegen Goliath. Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen.“ Der Handel beklage zwar, dass Verbraucher nicht mehr für Lebensmittel bezahlen wollten, setze aber selbst immer mehr Tiefstpreise.

Am 3. Februar würden billige Lebensmittel in Supermärkten daher zum Thema eines Spitzentreffens im Kanzleramt. „Essen hat einen Preis verdient – und zwar einen, der die Wahrheit sagt über Produktionskosten, aber auch über Umweltauswirkungen“, schrieb das SPD-geführte Umweltministerium auf Twitter und forderte „faire Preise für gute Produkte“. Die FDP im Bundestag dagegen nahm Klöckner ins Visier. Die Ministerin treibe mit „unsinnigen Verschärfungen die Kosten“ und senke mit Verboten die Effizienz der Landwirtschaft, sagte der Agrarpolitiker Gero Hocker. Das bringe die Bauern um ihren Lohn.

Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbands, forderte, das Kartellamt solle überprüfen, ob Edeka seine Marktmacht missbrauche, um günstige Preise durchzusetzen. „Hier sollen hochwertige Lebensmittel verramscht werden“, sagte er. Die Werbung mit niedrigen Preisen ist keineswegs neu: In den 2000er-Jahren verkaufte der Discounter Plus seine „kleinen Preise“ sogar als Kuscheltiere. Vor elf Jahren wurde Plus von Edeka übernommen. Und was sagt Werbeträger Otto zu alldem? „Wir bedauern das Missverständnis“, teilte sein Management mit. Angehängt ist Ottos Tourplan: Im Herbst 2021 geht es für ihn nach Essen.

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