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Oper in Oldenburg "Das schlaue Füchslein": Liebevoll inszeniert und opulent musiziert

Die Oper "Das schlaue Füchslein" begeistert in Oldenburg. Mit einer liebevollen Inszenierung und opulenter Musik wird die märchenhafte Geschichte von Füchsin Schlaukopf erzählt. Ein Erlebnis für Jung und Alt.
22.06.2025, 10:35 Uhr
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Von Wolfgang Denker

Die Oper „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáček wurde 1924 in Brünn uraufgeführt. Es ist ein liebenswertes Werk, das die Natur, den Wald, die Tier- und die Menschenwelt märchenhaft charakterisiert, das den ewigen Kreislauf des Lebens und die Harmonie der Natur schildert. Janáček gelang mit dieser Oper eine Art tschechischer „Sommernachtstraum“. Er hat das „Schlaue Füchslein“ wiederholt als sein bestes Werk bezeichnet.

Inspirieren ließ sich Janáček zu seiner Oper von einer bebilderten Fortsetzungsgeschichte (heute würde man vielleicht sagen von einem Comic) aus der Brünner Tageszeitung. Diese Folge von Zeichnungen stammten von Stanislav Lolek und wurden von Rudolf Těsnohlìdek zu einer Geschichte erweitert. Janáček selbst entwickelte daraus das Libretto für seine Oper. Erzählt wird die Geschichte der Füchsin Schlaukopf, die sich aus ihrer Gefangenschaft beim Förster befreit, einen Dachs aus seinem Bau vertreibt, sich in einen Fuchs verliebt und eine Familie gründet.

Oper wird in Oldenburg in deutscher Sprache aufgeführt

In Oldenburg wird die Oper erfreulicherweise in deutscher Sprache aufgeführt. Die am meisten gespielte deutsche Textfassung stammt von Max Brod, die aber nicht frei von Eingriffen gegenüber dem Original ist. Walter Felsenstein legte 1961 eine neue Übersetzung vor. In Oldenburg wird aber die Übersetzung von Ute Becker und Alena Wagnerová gespielt, die in den 1990er-Jahren für die Dresdner Semperoper entstanden ist.

In Bremen lief „Das schlaue Füchslein“ zuletzt 2021. Regisseurin Tatjana Gürbaca, schloss damals Natur und Wald in ihrer Inszenierung völlig aus. In Oldenburg geht Mélanie Huber andere Wege. Bei ihr gibt es zwar einen angedeuteten Wald, aber der strahlt mit seinen überwiegend kahlen Ästen und wenigen, dunklen Blättern eher Endzeitstimmung aus. Auch das Wirtshaus mit aufgereihten Stühlen vor einer Bretterwand ist eher ein Ort der Depressionen. Im Kontrast dazu sorgen die fantasievollen Tierkostüme aber für kräftige Farbkleckse (Ausstattung von Lena Hiebel).

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Eigentlich bilden Tier- und Menschenwelt einen großen Kontrast; Lebensfreude im Wald, resignative Endzeitstimmung beim tumben Abhängen des Försters, Pfarrers und Schulmeisters im Wirtshaus. Aber Huber hat die Grenzen beider Welten in ihrer liebevollen Inszenierung weitgehend aufgehoben. Sie durchdringen sich und bilden eine Einheit. Menschen und Tiere unterscheiden sich gar nicht so sehr in ihrem Verhalten und in ihren Sehnsüchten. Ganz pauschal gesagt, stehen die Tiere hier für die Jugend, die aus dem Augenblick heraus lebt, und die Menschen für das Alter, wo Erinnerung und fast Resignation vorherrschen. Es gibt sicher pfiffigere Inszenierungen mit ausgefeilteren Details und mehr Witz, aber insgesamt kann die Regisseurin die Intention der Oper überzeugend verdeutlichen und ihren Figuren charakteristisches Profil verleihen.

„Das schlaue Füchslein“ hat ungewöhnlich viele rein orchestrale Anteile - die Oper wird fast mehr vom Orchester als von den Sängern getragen. Das Oldenburgische Staatsorchester unter der Leitung von Vito Cristofaro musiziert den vielfarbigen Orchestersatz mit strömendem und schwelgerischem Wohlklang, die rein orchestralen Teile bilden aufgrund seines umsichtigen Dirigats und der ausgezeichneten Leistung des Orchesters das Herzstück der Aufführung. Allein schon die zahlreichen Zwischenspiele lohnen den Besuch der Aufführung.

Berührender Schlussmonolog des Försters mit markantem Bariton

Die Gestaltung der Gesangspartien hat Janáček eng an den Duktus der gesprochenen Sprache angelehnt, es sind seine berühmten Sprachmelodien. Aber für drei Partien hält er schönste Gesangslinien bereit - für die Füchsin, den Fuchs und den Förster. Die einen breiten Raum einnehmende Szene zwischen der Füchsin und dem Fuchs (vom Werben bis zur Hochzeit) sowie der berührende Schlussmonolog des Försters sind Juwelen, die auch von Richard Strauss hätten sein können.

Stephanie Hershaw als Füchsin und Anna Dowsley als Fuchs bezaubern in ihrem Duett mit silbrigem Stimmglanz und schönster Phrasierung. Und Aksel Daveyan verleiht mit markantem Bariton seinem zwischen Resignation und innerem Frieden angelegten Monolog tiefen und berührenden Ausdruck. Unter den vielen weiteren Mitwirkenden seien Seumas Begg als Schulmeister und Dackel, Irakli Atanelishvili als Pfarrer und Dachs, Dorothee Bienert als Frau des Försters und Specht sowie Paul Brady als Wilderer Harašta erwähnt. Der Opernchor sowie der Kinder- und Jugendchor (Einstudierung Thomas Bönisch und Marija Jokovic) singen klangschön und beleben spielfreudig die Bühne. Die Produktion ist noch am 24.Juni sowie am 2. und 6. Juli zu sehen, wird aber ab Oktober in die nächste Spielzeit übernommen.

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