Kaum eine andere Branche hat unter Corona so gelitten wie die Gastronomie: Erst wochenlange Lockdown und dann stark begrenzte Gästezahlen, dazu Maskenpflicht und Impfkontrollen – zwei Jahre Pandemie haben in Gaststätten, Restaurants und Hotels die Umsätze schrumpfen lassen. Und die Belegschaften auch: Viele Mitarbeiter sind abgesprungen, haben sich in Zeiten der Beschäftigungslosigkeit nach Alternativen umgesehen – und kehren nun nicht zurück.
Das ist die Lage
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) belegt das mit Zahlen: Ihren Angaben zufolge gab es Mitte 2021 im Landkreis Oldenburg noch rund 11.600 Minijobs auf 450-Euro-Basis – das waren gut 1000 Stellen weniger als zwei Jahre zuvor. Und die meisten dieser Minijobs, nämlich etwa 700, gingen in der Gastronomie verloren. Laut NGG, die sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit beruft, ist das ein Einbruch von 35 Prozent.
Das sagt die NGG
„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie“, beklagt Matthias Brümmer, Geschäftsführer der NGG-Region Oldenburg-Ostfriesland. Der Gewerkschafter warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. „Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen.“, so Brümmer.
Nach den Plänen der Berliner Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können – ohne dafür beispielsweise automatisch arbeitslosenversichert zu sein. „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona“, kritisiert Matthias Brümmer.
Das sagt der Dehoga
Dazu sagt die Weser-Ems-Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, Hildegard Kuhlen: „Es ist richtig, dass einige Minijobs in der Gastronomie pandemiebedingt weggefallen sind.“ Minijobber deckten in der Gastronomie vor allen Dingen Spitzen ab, und die habe es in der Pandemie nicht oder nur selten gegeben. Was die Verdienstobergrenze angeht, sieht die Dehoga-Chefin jedoch keine Verdrängung regulärer Arbeitsplätze. „Die Erhöhung um 70 Euro ist längst überfällig, um die steigenden Löhne ausgleichen zu können“, sagt Hildegard Kuhlen.
... und der Gastronom
Der Wildeshauser Gastronom Frank Stauga, der das „Alte Amtshaus“ sowie den Schützenhof Rechterfeld führt und auch den Ratskeller in Wildeshausen übernimmt, sieht das ähnlich: „Minijobs sind bei uns eigentlich kein Thema“. Höchstens im Saalbetrieb, und den habe es in den vergangenen zwei Jahren so gut wie gar nicht gegeben. Er wisse zwar von Kollegen, deren Personal sich in den Monaten der Kurzarbeit anderweitig orientiert habe, so Stauga. „Darum empfehle ich immer, die Leute nur sozialversicherungspflichtig zu beschäftigen.“ Stauga hat während der Pandemie keine Beschäftigten entlassen, „darum muss ich jetzt auch keine Werbung machen, um wieder Mitarbeiter zu finden“. Wichtig sei zudem eine vernünftige Bezahlung. Was den Beschäftigten allerdings gefehlt habe, sei das Trinkgeld. „Aber jetzt“, sagt er mit Blick auf die jüngsten Lockerungen, „wird auch das wieder besser. Wir freuen uns, dass es wieder losgeht.“