Bernd Ehlers hockt in seinem Zuckerrübenfeld in Groß Ippener. Viele andere der von dem 37-Jährigen bewirtschafteten Äcker sind bereits abgeerntet. Endlich. Denn bisher verlief das Jahr bei dem staatlich geprüften Agrarwirt anders als erwartet. Und das, obwohl er – im Vergleich zu den drei vergangenen Jahren – nicht mit Dürre zu kämpfen hatte.
„Ich bin hoffnungsvoll rangegangen“, sagt der Landwirt, der neben den Zuckerrüben auch Raps und Getreide – Gerste, Weizen Triticale und Roggen – anpflanzt. Eher als Hobby hat er 15 Mutterkühe und die Nachzucht auf Grünland stehen. „Es gab viel Regen, aber die Grasernte war gut“, sagt er.
Anders lief es beim Getreide. Zwar begann die Saison auch hier mit dem erhofften Regen, doch Anfang Juli folgte eine kurze Zeit mit sehr hohen Temperaturen. „Dabei wurde die Phase, in der sich das Korn füllt, unterbrochen“, erklärt der Landwirt. Normalerweise stand dann Anfang bis Mitte August die Haupt-Getreideernte an. Doch das Wetter war unbeständig, das Getreide reif, aber zu feucht. „Im Hochsommer kann man oft auch die Nächte durchmähen, jetzt werden die Tage kürzer und der Tau ist früher auf den Pflanzen“, sagt er. Gerade zum Ende der Ernte wurde es kritisch. Ende August kam der letzte Weizen von Ehlers vom Halm. Mit 20 Prozent Feuchtigkeit. Viel zu viel. Aber er hatte Glück: „Der Weizen ist zu einem Landwirten gegangen, der ihn direkt fürs Futter verwendet.“
Zusatzkosten durchs Trocknen
Hätte der 37-Jährige den Weizen erst an die Genossenschaft geliefert, wären hohe Trocknungskosten auf ihn zugekommen. Der Preis für Getreide ist zwar hoch. 22,50 Euro erhalten die Landwirte für 100 Kilogramm. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren lag der Preis bei gut 18 Euro. Doch die Trocknungskosten drücken ihn wieder runter. 20 Prozent Feuchtigkeit bedeuten beispielsweise 2,40 Euro Abzug je 100 Kilogramm.
Hinzu kommt die teils mangelnde Qualität. Diese wird als Hektolitergewicht, also dem Gewicht von 100 Liter Getreide, angegeben. Bei Weizen sollte es bei 72 Kilogramm pro Hektoliter liegen. Befindet sich das Gewicht darunter, etwa weil die Mehlkörner kleiner sind oder sie wegen zu viel Feuchtigkeit gekeimt haben, wird der Preis ebenfalls geringer. Der zuletzt geerntete Weizen von Bernd Ehlers hatte 67 bis 69 Kilogramm pro Hektoliter.
„Es wird nicht besser“, sagt er. Anderen Landwirten gehe es aktuell aber noch schlechter. Teilweise sei der Roggen so schwer, dass er umgekippt am Bogen liege: Kein Durchkommen für den Mähdrescher. „Ich hatte Glück, dass bei mir alles durch ist“, sagt Bernd Ehlers. „Bei mir ist mehr herausgekommen als erwartet“, fügt er hinzu. Nun fehlen noch die Zuckerrüben, aber die dürfen noch eine Weile reifen. „Sie brauchen Sonne, um Zucker einzulagern“, berichtet der Groß Ippener. Davon gab es – zumindest vergangene Woche – genügend.