Harpstedt. Verkehrte Welt im Rosenfreibad in Harpstedt. „Je besser das Wetter ist, desto eher sollte man zu Hause bleiben“, sagt Samtgemeindebürgermeister Herwig Wöbse. Das klingt paradox. Denn normalerweise ist es in einem Freibad genau anders herum. Doch in diesem Jahr ist nichts normal. Aufgrund der Corona-Pandemie dürfen derzeit maximal 100 Gäste gleichzeitig ins Rosenfreibad. Dort sind zudem umfangreiche Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten (wir berichteten).
In den ersten Tagen seit der Öffnung hat alles problemlos geklappt, wie der Samtgemeindebürgermeister berichtet. Das ist mit Blick auf die zumeist eher bescheidene Wetterlage in dieser Woche nicht ganz verwunderlich. Pro Tag waren laut Wöbse 120 Leute – verteilt auf die vier Blocköffnungszeiten – im Freibad: „Von der Obergrenze sind wir also noch weit entfernt, es ist noch Luft nach oben.“ Der Samtgemeindebürgermeister weiß aber auch, dass sich ab Temperaturen über 25 Grad Celsius die Lage schnell ändern kann. Deshalb rät er potenziellen Badegäste aus anderen Gemeinden mit längerer Anfahrt, insbesondere an schönen Tagen lieber darauf zu verzichten, nach Harpstedt zu kommen. Denn dann sei es durchaus möglich, dass sie nicht hinein kommen und abgewiesen werden, weil die Grenze von 100 Badegästen bereits erreicht ist. „Das ist auch der Grund, warum wir bewusst entschieden haben, am Wochenende nur von 9 bis 12 Uhr zu öffnen“, sagt Wöbse. Nachmittags ist zu. In normalen Sommern wäre das die Zeit, in der im Rosenfreibad am meisten los ist.
„Die Schwimmer genießen, dass wieder auf ist“, berichtet Bademeister Uwe Lampe. An sie richtet sich das diesjährige Angebot des Rosenfreibades auch in erster Linie. Denn alle Spaßattraktionen wie Rutschen und Sprungtürme sind geschlossen. „Wenn wir die öffnen würden, müssten wir nach jedem einzelnen Benutzer alles desinfizieren. Das ist nicht zu machen“, erklärt Lampe. Für Familien mit kleineren Kindern hat das Team des Harpstedter Bades im Nichtschwimmerbecken einen eigenen Bereich zum „Toben“ abgesteckt. Auch der Spielplatz mit der Spieleburg ist zur Nutzung freigegeben.
„Es ist alles ein bisschen gewöhnungsbedürftig“, räumt Uwe Lampe mit Blick auf die neuen, zusätzlichen Aufgaben als Bademeister ein. „Wir haben deutlich mehr zu tun“, fügt er hinzu. Denn Lampe und seine Kollegen müssen zwischen den Blocköffnungszeiten immer wieder alles desinfizieren, wie etwa die Toiletten, Handläufe und Bänke, auf denen Sachen abgelegt werden können. Die Umkleiden und Schließfächer sind hingegen nicht zur Nutzung freigegeben. Um den Badegästen trotzdem ein Stück Privatsphäre beim Umkleiden zu ermöglichen, wurden die Bademeister kreativ und erfanden den „Sichtschutzbomber“. Davon gibt es gleich zwei – für Mann und Frau. Es sind einfach zwei große Sonnenschirme, an den Seiten sorgt dunkelbraune Folie für den Sichtschutz. „Da ist aber kein Stuhl oder sonst etwas drin“, sagt Lampe.
Kreativ sind die Bademeister auch noch einmal bei der Beschilderung ihres eingeführten Einbahnstraßensystems, das zu den Schwimmbecken führt, geworden. Straßenschilder aus dem Bauhof weisen den Gästen den Weg. Im Wasser, das im Durchschnitt immer 26 Grad hat, gilt eine Art Kreisverkehr. Insgesamt gibt es vier. Einer davon ist extra für schnelle Schwimmer angelegt. Sie ist als Sportbahn extra gekennzeichnet. Und dieses System scheint zu funktionieren. „Alle halten sich an die Regeln und passen gegenseitig aufeinander auf“, spricht Lampe den Gästen des Rosenfreibads ein dickes Lob aus.
Die Öffnung des Rosenfreibades hat nicht nur jede Menge neue Hygieneregeln mit sich gebracht, sondern auch reichlich Bürokratie. Denn jeder Besucher muss jedes Mal, wenn er ins Bad will, ein Kontaktformular ausfüllen. Vor dem Kassenbereich sind zwei Tische mit Kulis und den entsprechenden Unterlagen aufgestellt. „Erst ausfüllen, dann anstellen“, gibt Samtgemeindebürgermeister Herwig Wöbse als Parole aus. Die Unterlagen werden dann drei Wochen aufbewahrt. „Jeder Block hat einen eigenen Ordner“, fügt Uwe Lampe hinzu. So lassen sich für den Fall, dass sich das Gesundheitsamt meldet, weil es einen an Corona Erkrankten gibt, der zuvor das Freibad besucht hat, schnell die möglichen Kontaktpersonen herausfinden. „Nach vier Wochen werden alle Unterlagen vernichtet“, erläutert Wöbse weiter.