Die Aufregung steigt von Tag zu Tag. „Das wird wohl erst wieder besser, wenn alles vorbei ist“, glaubt Philipp Hogeback. Aber vorbei soll es so schnell ja nicht sein, schließlich möchte der Schaffer der Wildeshauser Schützengilde die Pfingsttage und die Woche darauf in allen Einzelheiten erleben und erfahren. Denn er musste lange darauf warten, viel länger als die meisten seiner Amtsvorgänger.
Drei Jahre sind vergangen, seit Philipp Hogeback (35) mit seiner Frau Birte (43) auf der Empore am historischen Rathaus stand und der jubelnden Menge auf dem Marktplatz als neuer Schaffer vorgestellt wurde. Damals gingen die beiden davon aus, dass sie ein Jahr später die Aufgaben an das nächste Schafferpaar weitergeben würden und dass Philipp Hogeback als Fähnrich dann seine Offizierslaufbahn in der Gilde starten könnte. Bekanntlich kam ein Virus dazwischen.
Zweimal ausgefallen
2020 waren sie sehr enttäuscht, als das Gildefest relativ kurzfristig abgesagt werden musste. „Wir hatten schon so viel vorbereitet“, erinnert sich Birte Hogeback. Ein Jahr später war der erneute Ausfall aller Feierlichkeiten nicht mehr so schlimm, weil er früh absehbar war. Umso mehr haben die Hogebacks Anfang dieses Jahres gefiebert, ob ein halbwegs normaler Festverlauf möglich sein würde. „Und jetzt freuen wir uns umso mehr.“
Birte und Philipp Hogeback, die beide bei der Stadt Wildeshausen beschäftigt sind, fühlen sich gut vorbereitet für die nächsten Tage: Freunde und Nachbarn wurden mobilisiert für die Bewirtungsaufgaben. „Und aus den Reihen der Fähnriche bekommt man viele hilfreiche Tipps und Informationen“, sagen sie. Viele Abläufe kennt Philipp Hogeback ohnehin aus eigener Anschauung, denn er war 14 Jahre Mitglied der Wachkompanie und hat seit 2011 das Protokollbuch der Gilde geführt.
Zusammen mit dem Fähnrich der Wache und seinem Amtsvorgänger als Schaffer, Fabian Reinke, hat Hogeback die Offiziersversammlung im Rathaus am Dienstag vorbereitet. Er präsentierte dort die neuen Papagoys, die er für das Königs- und das Kinderkönigsschießen zu besorgen hatte, sowie den eigenen Zinnkrug für den Schaffertrunk. Außerdem bot er den Offizieren drei Biersorten an, von denen eine für die Festtage ausgewählt werden sollte.
Große Bewirtung
Ein bisschen mehr zu tun ist am Dienstag nach Pfingsten, dem Hauptfesttag: Hogebacks Aufgabe ist es zunächst, die neuen Rekruten zu bewirten – und das werden in diesem Jahr so viele wie vermutlich nie zuvor. Als Fähnrich der Wache, zu dem er am Dienstagvormittag auf der Herrlichkeit befördert wird, muss er dann auch die Wachkompanie bewirten, ebenso am Dienstagabend die Offiziere und deren Gäste oben auf dem Rathaussaal.
Eigentlich hätte der Schaffer auch noch am Mittwoch allerhand Pflichten, aber das komplette Festprogramm für diesen Tag wurde mit Blick auf die Corona-Unwägbarkeiten gestrichen. Ohnehin musste Philipp Hogeback in seiner langen Amtszeit auf viele Termine verzichten: Versammlungen konnten nicht stattfinden, Offiziers-Geburtstage, die sonst zum Pflichtprogramm gehören, wurden nur im kleinsten Kreis gefeiert. So war der 35-Jährige zwar länger im Amt als fast alle seiner Vorgänger und hat dennoch viel weniger erlebt als die anderen. Aber seine Zeit als Gilde-Offizier fängt ja gerade erst an.