Was löst der Gesetzesentwurf zum Wehrdienst bei Jugendlichen im Landkreis Oldenburg aus? Unsere Redaktion hat mit sechs jungen Menschen gesprochen. Ihre Haltungen bewegen sich zwischen strikter Ablehnung, eigenen Vorschlägen und Befürwortung. Ein Überblick.
Junger Huder ist strikt gegen Waffen
Luca von Häfen (18) aus Hude blickt dem Gesetzesentwurf äußerst skeptisch entgegen. Er selbst ist zwar von den möglichen Neuerungen nicht direkt betroffen, da er 2006 geboren ist, dennoch beschäftigt ihn der Wehrdienst sehr. „Mir tut es einfach leid für die Jüngeren“, sagt er. Er hat eine strikte Haltung gegen Waffen. Ein Militärdienst, also der Dienst an der Waffe, kommt für ihn nicht infrage.

Luca von Häfen sieht den neuen Gesetzesentwurf zum Wehrdienst sehr sekptisch.
Von den Goodies, wie einer monatlichen Netto-Vergütung von 2300 Euro, hält er nicht viel. „Für mich ist es einfach nur ein Anlocken, um junge Männer in die Bundeswehr zu bekommen.“ Denn für ihn ist sicher, wer in der Bundeswehr sei, müsse kämpfen: „Für Freiheit muss man nicht kämpfen. Freiheit haben wir hier schon, dessen müssen wir uns einfach nur wieder bewusst werden.“ Die Demokratie gelte es zu schützen – aber nicht mit Kriegseinsatz, betont er.
Er wünscht sich stattdessen, dass mehr Anreize geschaffen werden, dass junge Menschen sich für soziale Tätigkeiten entscheiden. Einen verpflichtenden Zivildienst würde er beispielsweise begrüßen, sagt er.
Zwei junge Huder findet den Wehrdienst eigentlich gut
„Es herrscht so viel Respektlosigkeit im Umgang, wenn man sich mal umschaut. Ich denke, ein halbes Jahr Grundausbildung kann da nicht schaden“, sagt die 15-jährige Ida Wesemann aus Hude. Sie findet den Gesetzesentwurf zum Wehrdienst „eigentlich“ gut. Allerdings gibt es ihrer Auffassung nach Unstimmigkeiten. Denn die Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um viele Menschen allein schon in Kasernen unterzubringen. „Wenn die Kasernen alt sind, dann funktioniert es nicht“, sagt sie. Auch müsse ihrer Ansicht nach Krieg als reale Gefahr erkannt werden. Deshalb sei der neue Wehrdienst aus dem Sicherheitsaspekt heraus für Deutschland sinnvoll. Aufklärungsarbeit zu Kriegsgeschehen sollte deshalb ihrer Ansicht nach noch häufiger geschehen.
Ein großes Manko ist für sie jedoch, dass für Frauen das Ausfüllen des Fragebogens freiwillig ist. „Im Sinne der Gleichberechtigung finde ich, dass für alle gleiche Voraussetzungen gelten sollten“, so Wesemann.

Ida Wesemann sieht die Wehrdienstpflicht kritisch.
Eine ähnliche Auffassung wie seine Klassenkameradin vertritt Lukas Beckmann (14) aus Hude. „Grundsätzlich finde ich es auch gut“, sagt der 14-Jährige. Denn die Sicherheit Deutschlands zu stärken, sei in Zeiten einer angespannten politischen Lage notwendig. Allerdings hinkt der Gesetzesentwurf seiner Meinung nach ebenfalls im Sinne der Gleichberechtigung. Er würde ein für alle Geschlechter einheitliches Konzept sinnvoll finden.

Lukas Beckmann findet die Möglichkeit zum Zivildienst gut.
Dabei solle es nicht nur um eine Grundausbildung bei der Bundeswehr gehen. Wieder die Möglichkeit zum Zivildienst einzuführen, fände er gut, sagt er. „Es ist ja völlig nachvollziehbar, dass nicht jeder mit Waffen umgehen möchte“, so Beckmann. Sich im sozialen Sinn für Menschen in Deutschland einzusetzen, beispielsweise als Sanitäter oder in der Pflege, sei sinnvoll. Das könne seiner Meinung nach auch für einen gewissen Zeitraum verpflichtend sein.
Wie die Meinungen in Wildeshausen sind
Er habe schon einen Plan, was er nach der Schule machen wolle, sagt Leon Drews (18) aus Wildeshausen. Deswegen würde er nicht zur Bundeswehr gehen, erklärt der 18-Jährige, der die Fachoberschule Technik der Berufsbildenden Schulen (BBS) in Wildeshausen. Das heißt aber nicht, dass er generell gegen einen Dienst bei der Bundeswehr ist. „Bei einem Wehrdienst kann man viel lernen. Diejenigen, die nicht wissen, was sie machen wollen, können dort eine komplett eine andere Seite sehen.“

Auch sie beschäftigen sich mit dem Gesetzesentwurf zum Wehrdienst: (von links) Lucas Schüller aus Wildeshausen, Lena Höfel aus Brettorf und Leon Drews aus Wildeshausen.
Lucas Schüller aus Wildeshausen möchte den Gedanken nicht komplett ausschlagen, zur Bundeswehr zu gehen. Er wolle es auf sich zukommen lassen, sagt der 17-jährige Schüler der Fachoberschule Technik der BBS. Er erinnert sich noch gut an den Vortrag eines Jugendoffiziers im vergangenen Schuljahr. „Er hat die Fakten dargestellt und keine Werbung gemacht. Das fand ich sehr gut.“ Er findet, dass man beim Thema Bundeswehr mehr über die zivilen Berufe aufgeklärt werden sollte. „Man redet immer nur über Soldaten“, ist sein Eindruck.
Dass es ab 2027 wieder eine verpflichtende Musterung für Männer des Jahrgangs 2008 geben soll, findet sie schwierig, sagt Lena Höfel aus Brettorf. „Ich kann es nicht zu 100 Prozent befürworten“, gibt die 17-Jährige zu, die das berufliche Gymnasium Wirtschaft der BBS besucht. Sie selbst habe sportliche Probleme, deswegen werde sie einen Fragebogen wohl nicht ausfüllen. „Wehrpflicht verbinde ich mit nachstehendem Krieg. Das finde ich erst mal beängstigend.“ Deswegen findet sie gut, dass in der Schule darüber gesprochen wird, dass es sich dabei auch um eine Schutzmaßnahme handelt.