Das gegenwärtige Ortsgeschehen in einer Chronik dokumentieren, Ortsforschung betreiben, Fotos, Akten und Urkunden sammeln sowie die Erhaltung und Entwicklung des Ortsbildes sicherstellen: So kann man die Aufgaben eines Ortsheimatpflegers zusammenfassen. Auch in der Gemeinde Hagen legt man Wert darauf, die Geschichte und Geschichten für die Nachwelt zu erhalten. Neun ehrenamtliche Ortsheimatpfleger erhielten jetzt ihre Ernennungsurkunden für die Amtszeit bis zum 14. Dezember 2019.
„Die Geschichte des Ortes hat mich schon immer interessiert“, sagt Sven Buttelmann. Mit acht Mitstreitern wurde der Sandstedter in einer Feierstunde in der Burg zu Hagen zum Ortsheimatpfleger ernannt. Neben „Urgesteinen“ der Ortsheimatkunde, die schon seit 30 Jahren und mehr das Ortsgeschehen festhalten, sind einige neue Amtsinhaber wie Sven Buttelmann dabei. „Ich bin noch in der Findungsphase“, sagt der 40-Jährige, der nach gutem Zureden seiner Ehefrau einem Zeitungsaufruf gefolgt ist und so zu seinem Amt kam. Als Schriftleiter der Feuerwehr habe er „das ein oder andere auch schon chronikmäßig aufgearbeitet“, sagt er und hat sich vorgenommen, bei alt eingesessenen Sandstedtern Unterstützung zu suchen.
Rund 25 Ordner hat Horst Schmonsees schon mit der Wittstedter Ortsgeschichte gefüllt. Seit 1984 ist der Verwaltungsangestellte, der beim Hagener Bauamt beschäftigt ist, Heimatpfleger. Zahlreiche Dokumente, Zeitungsausschnitte, Fotos und alte Urkunden sind zusammengekommen, auch ein Buch ist bereits entstanden. „Ich führe die Chronik, die früher der Lehrer als Schulchronik erstellt hat, weiter“, erzählt er. Viel Erfahrung hat auch Jutta Siegmeyer. „Als Ortsheimatpfleger oder –pflegerin kann man seine Kapazitäten einsetzen, wo man möchte, mein Schwerpunkt ist die Ortsgeschichte und alles, was damit zusammenhängt“, erzählt die ehemalige Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins der Burg zu Hagen. Sie sammle nichts (das übernehme die Gemeindeverwaltung), sondern gehe mit Vorträgen an die Öffentlichkeit. Die Manuskripte werden dem Archiv des Kultur- und Heimatvereins zugeführt. „Ortsheimatpflege ist eine wichtige Sache, die es in jedem Dorf geben sollte“, betont Jutta Siegmeyer. Besonders bei Ortsbildveränderungen, wenn Bäume gefällt oder Gebäude abgerissen werden, sollten die Geschichtskundigen gehört werden, meint sie.
Um die Geschichte von Driftsethe kümmert sich Lüder Wittpenn schon seit über 30 Jahren: „Man suchte jemanden“, erinnert sich der ehemalige Geschichtslehrer an seine Anfänge. Etwa 20 Ordner hat er in den Jahren schon gefüllt. Aber: „Wir werden kein Buch veröffentlichen“, meint der Driftsether mit Blick auf die 700 Einwohner. Volker Schmidt ist Vorsitzender des Vereins Alte Schule in Wulsbüttel und hat das Ehrenamt neu übernommen: „Unser Verein will sich um die Kultur des Ortes kümmern, da ist das für mich eine logische Schlussfolgerung“, begründet er seine Entscheidung.
Für elf Ortschaften wurden Ortsheimatpfleger gefunden, zwei davon stehen auf der Tagesordnung der nächsten Ratssitzung, folgende neun wurden bereits in der letzten Sitzung vom Gemeinderat abgesegnet und erhielten ihre Urkunden: Sven Buttelmann (Sandstedt), Henning Heyer (Harrendorf), Jonni Käsehage (Bramstedt), Volker Schmidt (Wulsbüttel), Horst Schmonsees (Wittstedt), Benjamin Schorling (Albstedt), Jutta Siegmeyer (Hagen im Bremischen), Lüder Wittpenn (Driftsethe). Nicht anwesend war Birgit Palait, neue Ortsheimatpflegerin von Lehnstedt.
Für ihr Engagement in mehr als 30 Jahren im Amt des Ortsheimatpflegers wurden Lüder Wittpenn, Horst Schmonsees und Jonni Käsehage geehrt. Dietrich Hannken (fünf Jahre in Harrendorf tätig) und Hans-Dieter Lüerssen (sieben Jahre in Uthlede tätig) wurden aus dem Amt verabschiedet. „Wir brauchen Ortsheimatpfleger, weil jede Ortschaft eine eigene Identität hat, die gepflegt werden soll, und auch eine eigene Geschichte mit Besonderheiten“, so Bürgermeister Andreas Wittenberg. Er sei ein großer Freund davon, die Besonderheiten am Leben zu halten und wolle mit dem feierlichen Rahmen Wertschätzung und Anerkennung zeigen. Als „vielfältig und unterschiedlich“ bezeichnete Marco Vehrenkamp, Vorsitzender des Wirtschaftsförderungs-, Kultur- und Tourismusausschusses die Aufgaben und wies darauf hin, dass oftmals mehrere Stunden Arbeit in der Woche in das Ehrenamt investiert würden. Musikalisch wurde die Feierstunde von Fred Gerken und seinem Orchester von der Musikschule Beverstedt-Hagen gestaltet, im Anschluss gab es im Burgkeller ein gemeinsames Grünkohlessen. Das Treffen soll den Auftakt zu weiteren regelmäßigen Zusammenkünften bilden, die dem Austausch dienen sollen.
Gesucht werden noch ehrenamtliche Ortsheimatpfleger für die Ortschaften Uthlede, Rechtenfleth, Wersabe, Kassebruch, Lohe, Dorfhagen, Heine und Wurthfleth. Wer Interesse hat, kann sich im Hagener Rathaus melden.