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Sanierung am Dammgut Ritterhude Baggereinsatz nah am Wasser

Die Geschichte des Dammguts von Ritterhude reicht bis 1309 zurück. Nun wird wieder etwas getan, damit auch die weitere Zukunft gesichert ist. Eine neue Uferbefestigung wird eingebaut. Die Pfosten werden eingespült.
14.09.2016, 00:00 Uhr
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Baggereinsatz nah am Wasser
Von Brigitte Lange

Die Geschichte des Dammguts von Ritterhude reicht bis 1309 zurück. Nun wird wieder etwas getan, damit auch die weitere Zukunft gesichert ist. Eine neue Uferbefestigung wird eingebaut. Die Pfosten werden eingespült.

Der Missklang kurzer, schneller Schläge ähnlich eines Presslufthammers zerstört die Ruhe am Dammgut von Ritterhude. Auf dem Vorland – der schmale Uferstreifen, der direkt an das von einer Graft umgebene Baudenkmal angrenzt – ist ein kleiner Bagger im Einsatz.

Statt einer Schaufel ist an seinem Baggerarm ein quadratisches Blech montiert. Mit diesem rüttelt der Baggerfahrer einen Pfosten der neuen Uferbefestigung nach dem anderen in den Boden der Graft. Zentimeter für Zentimeter. Auch wenn es sich fast so anhört, aber: „Richtig rammen geht nicht“, erklärt Dorothea v. Rex-Gröning. Seit 2003 bewirtschaftet sie das Familienanwesen. „Das Dammgut steht auf Pfählen“, sagt sie. Zu groß sei die Gefahr, dass es durch die Erschütterung, die beim Rammen entsteht, beschädigt würde. „Die Pfähle werden deshalb zunächst in den Boden eingespült. Nur die letzten Zentimeter kommt der Bagger mit dem Rüttler zum Einsatz, berichtet v. Rex-Gröning.

Ein aufwendiges Verfahren

Es ist ein aufwendiges Verfahren; zudem eins, das kaum eine Baufirma beherrscht. Aber um das Baudenkmal, dessen Geschichte an diesem Standort bis ins Jahr 1309 zurückreicht und dessen Erhalt von öffentlichem Interesse ist, zu schützen, vielleicht sogar zu retten, ist es unumgänglich. „Das Ufer rutscht in die Graft“, sagt v. Rex-Gröning. Das Vorland verschwindet. Schon jetzt dehnen sich die von der Graft gespeisten Pfützen auf dem schmalen Grün am Haus immer weiter aus. Doch ohne Vorland können keine Reparaturen am Haus, an den Außenwänden, den Fenstern und am Dach vorgenommen werden. Kurz: Ohne Vorland könne das Gut nicht eingerüstet werden, erklärt v. Rex-Gröning. Und ohne Gerüst, können Handwerker nicht am Haus arbeiten.

Einfach die Graft zuschütten, wie so mancher denken könnte, geht allerdings aus verschiedenen Gründen nicht. Abgesehen davon, dass die Denkmalschutzbehörde wahrscheinlich wenig erfreut über eine solche das Erscheinungsbild verändernde Maßnahme wäre, würde damit das Ende des Dammgutes eingeläutet. „Die Pfähle, auf denen das Haus gegründet wurde, müssen im Wasser stehen“, sagt die Hausherrin. Sobald Luft an sie dringt, fangen sie an zu vergammeln. Die Gründung würde instabil. Keine Hypothese. Dorothea v. Rex-Gröning erinnert an das ebenfalls auf Pfählen gegründete Rittergut der Familie von Wersebe in Meyenburg. Dort war die Graft einst zugeschüttet worden. Der Boden trocknete, sackte in sich zusammen, legte die Hälse der Pfähle frei und das Holz verrottete. Vor wenigen Jahren musste das Gut aufwendig saniert werden. Die Risse im Mauerwerk drohten sich damals zu Spalten zu vergrößern, die den Blick auf den Garten frei gaben.

Vor 17 Jahren zuletzt erneuert

Vor etwa 17 Jahren war die Uferbefestigung des Vorlandes zuletzt erneuert worden. „Damals wurde mit einer Bongossi-Flechtwand gearbeitet“, berichtet Dorothea v. Rex-Gröning. Ein gängiges Verfahren. In der Graft hat sich das kaum 0,5 Zentimeter dicke Geflecht aber innerhalb weniger Jahre aufgelöst. „Das war zu niedlich“, bedauert sie. Deshalb sollte nun eine andere Lösung gefunden werden. „Zwei Jahre haben wir gesucht“, erzählt sie. Zunächst sei es um die Frage des Materials und der Technik gegangen, gleichzeitig aber auch um die, welche Firma die Arbeiten ausführen könne. Kunststoff wurde als Option genannt – und wieder verworfen. Vor allem, weil sehr lange Pfosten gebraucht werden. Für das Ufer des Vorlandes benötigen sie beispielsweise 3,5 Meter lange Pfosten. Erst dann sind sie tief genug in den Sand eingebunden, um dem Druck vom Graft-Wasser und dem Vorland-Boden standzuhalten. Mit den Maßen seien aber auch Kunststoffpfosten teuer, so v. Rex-Gröning: „Außerdem wurden wir gewarnt, dass der Kunststoff, wenn er auf Stein trifft, splittern könne.“ So fiel am Ende die Entscheidung für eine Spundwand aus fünf Zentimeter dicken Holzbohlen, die durch Nut und Feder miteinander verbunden sind, und spitz zulaufenden Holzpfosten, die im Abstand von 1,5 Metern die Wand tragen. Pfähle, die in den Boden eingespült, nicht gerammt werden.

„Wir haben immer wieder Firmen gesucht, die dieses Verfahren anwenden“, so v. Rex-Gröning. Da die Maßnahme von Bund, Land und Gemeinde als „Ordnungsmaßnahme im Sanierungsgebiet“ finanziert wird und öffentlich ausgeschrieben werden musste, brauchte sie mehrere Angebote. Doch nur die Firma Tiesler aus Elsfleth arbeitet noch mit diesem Verfahren. „Die anderen Firmen, die ich angesprochen hatte, bestätigten mir, dass sie diese Technik nicht anbieten könnten.“ Am Ende akzeptierten die Behörden dies und gaben ihr Okay.

Auch Deich wird zurückgebaut

Um eine noch längere Geschichte kurz zu machen: Inzwischen sind die Arbeiten im Gang. Nicht nur das Ufer des Vorlandes wird befestigt. Auch das ihm gegenüberliegende äußere Ufer der Graft wird komplett neu befestigt, gleichzeitig wird der Deich in Richtung Hamme und Garten um gut einen Meter zurückgebaut, um ihm eine bessere Stabilität zu geben. „Im Augenblick ist er zu steil und rutscht ab“, so v. Rex-Gröning. Das von ihren Ur-Großeltern gemauerte Ufer vor dem Haupteingang muss ebenfalls erneuert werden. Und auch das Ufer zum Parkplatz an der Dammstraße wird mit einer im Wasser versenkten hölzernen Spundwand gesichert und dahinter mit Steinen verfüllt. All das muss bis zum Ende des Jahres fertig sein. Dorothea v. Rex-Gröning hofft, dass die Arbeiten im November abgeschlossen sind. Denn die Maßnahme muss aufgrund der öffentlichen Mittel bis Ende Dezember abgerechnet sein.

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